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Starker Anstieg der GV-Landwirtschaft reicht noch nicht aus, sagt Europas Biotechnologie-Industrie

Trotz anhaltender und jüngst zunehmend geäußerter Skepsis gegenüber genetisch veränderten Organismen (GVO) gab es beim Anbau genetisch modifizierten Getreides in den letzten 12 Monaten einen 77%-igen Anstieg in Europa. Mehr als 1.000 Quadratkilometer genmanipulierter Mais wurd...

Trotz anhaltender und jüngst zunehmend geäußerter Skepsis gegenüber genetisch veränderten Organismen (GVO) gab es beim Anbau genetisch modifizierten Getreides in den letzten 12 Monaten einen 77%-igen Anstieg in Europa. Mehr als 1.000 Quadratkilometer genmanipulierter Mais wurden geerntet. Bei der Präsentation dieser Zahlen am 29. Oktober in Brüssel forderte EuropaBio, der Verband der europäischen Biotechnologie-Industrie, einen weiteren Anstieg beim Anbau von GV-Mais, namentlich von Bt-Mais, ebenso wie eine raschere Bewilligung anderer Anbaupflanzen auf europäischer Ebene. Laut EuropaBio werden mehr als 60 Sorten derzeit im europäischen Bewilligungs-System verzögert oder "stecken im Rückstand". "Wenn es von der Risikobewertung her klar ist, dass das Produkt sicher ist, sollte das Produkt fast automatisch bewilligt werden", sagte Johann Vanhemelrijck, Generalsekretär von EuropaBio, in einem Interview mit CORDIS-Nachrichten, und forderte die politischen Entscheidungsträger dazu auf, ihre Beschlüsse zuverlässiger auf wissenschaftliche Forschung zu basieren. "Nur dann werden Unternehmen weiterhin in Forschung investieren. Man kann nicht die Unternehmen auffordern, zwei Drittel zum 3%-Ziel von Lissabon für Forschung beizutragen, wenn man die Kommerzialisierung der Produkte, die aus dieser Forschung entstanden sind, nicht zulässt", fügte er hinzu. Derzeit ist die einzige für den Anbau bewilligte GV-Pflanzensorte Bt-Mais, der resistent gegen den Maiszünsler ist - eine Mottenlarve, die Stängel und Kolben der Pflanze frisst und dabei Löcher bohrt, die das Wachstum potenziell giftiger Pilze ermöglichen. Bei Bt-Mais, einer transgenen Maissorte, wurde das Genom modifiziert, um ein Gen des Bacillus thuringiensis aufzunehmen und einen Giftstoff gegen den Maiszünsler zu entwickeln. Kritiker haben allerdings davor gewarnt, dass sich die manipulierte Maisvariante auch auf nützliche Insekten auswirkt. Mais macht rund 14% aller Anbaupflanzen in der Europäischen Union aus, daher "ist Mais von Bedeutung", hob Nathalie Moll, Direktorin der Abteilung Green Biotechnology Europe (GBE) von EuropaBio, hervor. Statistiken zeigen, dass 1% von Europas Mais heute genverändert ist. Schätzungen zufolge sind rund 25% des Maises in der EU vom europäischen Maiszünsler betroffen. Acht europäische Länder erlauben derzeit den Anbau von Bt-Mais. In Frankreich, zum Beispiel, gab es einen 323%-igen Anstieg beim Anbau von Bt-Mais von 5.000 Hektar in 2006 auf mehr als 21.000 Hektar in 2007. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat allerdings gerade alle GV-Kulturen auf nächstes Jahr verschoben. Und damit ist er nicht der einzige europäische Staatschef, der hinsichtlich genetisch veränderter Sorten vorsichtig ist: Österreich beispielsweise, wo keine GV-Produkte angebaut werden, hat alle Importe von GV-Mais verboten. Die EU-Umweltminister sollen am 30. Oktober über einen Vorschlag der Kommission abstimmen, Österreich dazu zu zwingen, sein nationales Verbot oder die Schutzklausel abzuschaffen. Jedoch "müssen die Landwirte es wollen", schlussfolgerte Nathalie Moll, da "ein 77%-iger Anstieg in einem Jahr zeigt, dass ein Interesse vorhanden ist", insbesondere weil Bt-Mais keine neue Entwicklung ist, sondern in der EU erstmals 1998 bewilligt wurde. Laut Frau Moll steigert der Einsatz von Bt-Mais die Wettbewerbsfähigkeit, hilft CO2-Emissionen zu senken und nutzt den Verbrauchern, weil es die Aufnahme von Pilztoxinen, die in von Insekten befallenen Pflanzen entstehen, verringert. Obwohl Kritiker jahrelang Zweifel an den scheinbaren Vorteilen von GV-Anbaupflanzen geäußert haben, ist sich Dr. Marc van Montague, einer der Pioniere der Genmanipulation von Pflanzen, sicher, dass der höhere Ertrag, der von GV-Pflanzen geboten wird, bald benötigt wird, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und die Energienachfrage zu stillen. Darüber hinaus "haben Wissenschaftler sehr viele interessantere Konstrukte entwickelt, die wichtig für die Verbraucher, wichtig für die Umwelt und wichtig für die Entwicklungsländer sein könnten", sagte Dr. van Montague gegenüber CORDIS-Nachrichten. Als Beispiel nannte er dürreresistente Pflanzen. "Aber wenn keine wirtschaftliche Struktur vorhanden ist, können wir sie nicht auf den Markt bringen. Dennoch werden sie an einigen Stellen auf der Erde eingesetzt und der Rest wird folgen. Denn, wenn die Landwirte und die Industrie die Wirkung sehen, wird diese Wissenschaft nicht mehr aufzuhalten sein."

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