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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Wissenschaftler mahnen bezüglich Eisendüngung der Ozeane zur Vorsicht

Eine Gruppe weltweit führender Meereswissenschaftler hat vor dem Verkauf von Kohlenstoffkrediten aus der Eisendüngung der Ozeane gewarnt. In der Zeitschrift "Science" argumentieren sie, dass die Effizienz der Technik als Mittel zur Beseitigung von Kohlendioxid (CO2) aus der At...

Eine Gruppe weltweit führender Meereswissenschaftler hat vor dem Verkauf von Kohlenstoffkrediten aus der Eisendüngung der Ozeane gewarnt. In der Zeitschrift "Science" argumentieren sie, dass die Effizienz der Technik als Mittel zur Beseitigung von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre weiterhin unbewiesen sei und dass zu wenig über ihre umfassenderen Auswirkungen auf die Umwelt bekannt sei. Sie fordern mehr Forschung zur Beantwortung dieser Fragen. Die Eisendüngung der Ozeane (Ocean Iron Fertilisation - OIF) ist eine von mehreren ozeanbasierten Methoden, die als Mittel zur Abschwächung des Klimawandels durch die Beseitigung von CO2 aus der Atmosphäre vorgeschlagen wurde. Dabei wird Eisen in die oberen Meeresschichten freigesetzt, um das Wachstums von Phytoplankton zu fördern, das CO2 zur Photosynthese aus der Atmosphäre absorbiert. Die Theorie besagt, dass das Phytoplankton auf den Meeresgrund absinkt, wenn es abstirbt, und dabei den Kohlenstoff mitnimmt und diesen effektiv isoliert. Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass die Düngung des Meeres mit Eisen tatsächlich das Wachstum von Phytoplankton anregen kann. Diese Versuche haben uns zwar eine Menge über die Rolle von Eisen in Meeresökosystemen und die Kohlenstoffdynamik gelehrt, aber sie waren zu keiner Zeit dazu bestimmt, die Effizienz der OIF als Strategie zur Kohlenstoffreduzierung zu testen. Zudem sind die biogeochemischen und ökologischen Auswirkungen der Zugabe beträchtlicher Mengen von Eisen in die Ozeane nach wie vor weitgehend unerforscht. Trotz dieser Unsicherheiten plant eine Reihe von Unternehmen die Durchführung umfassender Eisenfreisetzungen zwecks Verkaufs von Kohlenstoffkrediten. "Diese Gruppe hält den Verkauf von Kohlenstoffkrediten aus der ersten Generation kommerzieller OIF-Versuche für verfrüht, sofern nicht eindeutig nachgewiesen ist, dass die OIF wirksam CO2 beseitigt, diesen Kohlenstoff für einen quantifizierbaren Zeitraum im Ozean hält und annehmbare und vorhersehbare Umweltauswirkungen hat", schreiben die Wissenschaftler. "Wir können uns zwar die Möglichkeit der Eisendüngung als eine effektive Form des Kohlenstoffausgleichs vorstellen, sind aber der Meinung, dass umfassendere Versuche nötig sind, um die Effizienz dieser Methode zu bewerten und mögliche Nebenwirkungen anzugehen", so Professor Andrew Watson von der University of East Anglia, UK, einer der Verfasser des Artikels. "Es gibt weiterhin viele Unbekannte und negative Auswirkungen können nicht ausgeschlossen werden." Die Wissenschaftler fordern gezielte Forschungsprogramme, um diese Unsicherheiten anzugehen. Feldstudien zu größeren räumlichen Gebieten und längeren Zeiträumen sind nötig, da ökologische Auswirkungen und CO2-Reduzierung größenabhängig sind. Die Auswirkungen der OIF in nährstoffreichen und -armen Regionen sollten ebenfalls betrachtet werden. Außerdem sollte eine umfassende Bewertung der ökologischen Auswirkungen der OIF auf die Biochemie des Meeres und die dort lebenden Organismen erfolgen. In dem Artikel wird zudem die Notwendigkeit langfristiger Überwachung und der Verwendung von Modellen zur Bewertung der Auswirkungen über die Studienregion und den Beobachtungszeitraum hinaus sowie verbesserter Modellierungsstudien zu den Ergebnissen und Konsequenzen der OIF hervorgehoben. Schließlich fordern die Wissenschaftler eine Analyse der Kosten, Vorteile und Auswirkungen der OIF im Vergleich zu anderen Programmen zur Abschwächung des Klimawandels und zur Kohlenstoffreduzierung. "Derzeit stehen einige Entscheidungen zu Klimaverordnungen an, etwa das auf Bali diskutierte Kyoto-Nachfolgeabkommen, die Gesetzesvorlagen für den Kohlenstoffemissionshandel im US-Kongress und die Betrachtung der OIF durch die Parteien der London Convention, und wir sind der Ansicht, dass die biogeochemische Meeresforschung dazu beitragen wird, dass diese wichtigen politischen Entscheidungen wohlüberlegt sind", so die Wissenschaftler abschließend.