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Arzneimittelresistente Bakterie in arktischen Vögeln gefunden

Schwedische Wissenschaftler haben arzneimittelresistente Bakterien in wilden Vögeln, die weit ab von menschlichen Siedlungen in der hohen Arktis leben, entdeckt. Die Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass Antibiotikaresistenz sich in der Natur inzwischen etabliert hat. D...

Schwedische Wissenschaftler haben arzneimittelresistente Bakterien in wilden Vögeln, die weit ab von menschlichen Siedlungen in der hohen Arktis leben, entdeckt. Die Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass Antibiotikaresistenz sich in der Natur inzwischen etabliert hat. Die teilweise von der EU geförderte Arbeit wurde in der jüngsten Ausgabe des Magazins Emerging Infectious Diseases veröffentlicht. Während der Expedition "Beringia" im Jahr 2005, die vom schwedischen Polarforschungssekretariat organisiert wurde, sammelten die Wissenschaftler Proben der Escherichia coli Bakterien von 97 Vögeln in Nordostsibirien, Nordalaska und Nordgrönland. Die Proben wurden dann an Bord des Expeditionsschiffes kultiviert und auf Resistenz gegen 17 antimikrobielle Arzneimittel getestet. Die Analysen enthüllten unter den Proben Resistenzen gegen 14 der 17 getesteten Arzneimittel. Insgesamt zeigten acht Proben Resistenzen, vier davon waren gegen mindestens vier Wirkstoffe resistent. "Wir waren sehr überrascht", sagte Björn Olsen, Professor für Infektionskrankheiten an der Universität von Uppsala und am Labor für Zoonoseforschung an der Universität von Kalmar. "Wir nahmen Proben von Vögeln, die weit draußen in der Tundra leben und keinen Kontakt zu Menschen haben. Dies bestätigt ein weiteres Mal, dass Antibiotikaresistenz zu einem globalen Phänomen geworden ist und dass wirklich keine Region der Erde, mit der möglichen Ausnahme der Antarktis, unbetroffen ist." Dies wirft die Frage auf, wo die arzneimittelresistenten Bakterien herkamen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass sie von Zugvögeln importiert wurden. Vogelarten, die den Winter in bis zu sechs verschiedenen Kontinenten verbringen, sind in der Region um die Beringstraße herum aufzufinden. Die Vögel könnten die resistenten Bakterien in niedrigeren Breitengraden aufgenommen haben, beispielsweise in Südostasien, wo der Antibiotikadruck sehr hoch ist, und sie in die Arktis getragen haben. Vorangegangene Studien haben arzneimittelresistente Bakterien in Wildvögeln in der Nähe von menschlichen Siedlungen identifiziert. Zum Beispiel wurde festgestellt, dass Kanadagänse in dem amerikanischen Bundesstaat Maryland gegen vier Antibiotika resistent waren, und bei Lachmöwen in der Tschechischen Republik wurden arzneimittelresistente E. Colibakterien gefunden. "Wir wissen bereits, dass Vögel in der westlichen Welt Träger von antibiotikaresistenten Bakterien sein können, aber der Fund dieser Bakterien in Vögeln aus der Tundra ist alarmierend", sagte Jonas Bonnedahl vom Kreiskrankenhaus Kalmar in Schweden. "Unsere Erkenntnisse zeigen, dass die Resistenz gegen Antibiotika nicht auf die Gesellschaft und Krankenhäuser beschränkt ist, sondern sich nun auch in der Wildnis ausbreitet. Die Eskalierung einer Antibiotikaresistenz in den letzten Jahren hat sich als eine der größten Bedrohungen einer auch in der Zukunft gut funktionierenden Gesundheitsversorgung herausgestellt." "Wir haben nachgewiesen, dass Resistenz gegen antimikrobielle Arzneimittel in einer der entlegensten Regionen der Erde vorkommt", schließen die Forscher. "Diese Erkenntnis hebt den einmaligen Charakter der bakteriellen Anpassung und die Komplexität der Verbreitung der Resistenz gegen antimikrobielle Arzneimittel hervor. Um den vollen Umfang der ökologischen und symbiotischen Sammelbecken von Resistenzen zu verstehen, sind Studien zur antimikrobiellen Arzneimittelresistenz in verschiedenen Lebensräumen gerechtfertigt."

Länder

Schweden

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