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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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EU-gefördertes Projekt soll Erdbebenfrühwarnsystem entwickeln

Die Entwicklung der für den Aufbau eines wirksamen Erdbebenfrühwarnsystems in Europa notwendigen Werkzeuge ist das Ziel des EU-finanzierten Projekts SAFER (Seismic Early Warning System for Europe). Das System nutzt die Tatsache, dass bei einem Erdbeben zwei Wellentypen erzeu...

Die Entwicklung der für den Aufbau eines wirksamen Erdbebenfrühwarnsystems in Europa notwendigen Werkzeuge ist das Ziel des EU-finanzierten Projekts SAFER (Seismic Early Warning System for Europe). Das System nutzt die Tatsache, dass bei einem Erdbeben zwei Wellentypen erzeugt werden. Die primären oder P-Wellen bewegen sich relativ schnell, mit rund sechs Kilometern pro Sekunde, während die sekundären oder S-Wellen mit einer Geschwindigkeit von rund 3,5 Kilometern pro Sekunde langsamer sind. Der Großteil der Schäden wird von den S-Wellen verursacht. "Die P-Wellen sind nicht die gefährlichsten Wellen", erklärte der Projektkoordinator Jochen Zschau vom deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam. "Sie können als Warnung für die sekundären Wellen verstanden werden, die viel verheerender sind." Abhängig von der Entfernung zwischen dem Epizentrum des Erdbebens und der fraglichen Stadt kann es zu einer Zeitverzögerung von mehreren Sekunden zwischen Eintreffen der P-Wellen und der langsameren S-Wellen kommen. Auch wenn sich das nicht lange anhört, sind einige Sekunden genug, um Schlüsselsysteme abzuschalten und Maßnahmen zur Verringerung des Schadens zu treffen. Zum Beispiel könnten Ampeln zu Regelung der Zufahrt auf Brücken auf Rot geschaltet werden, der Gasdruck könnte abgestellt werden, Schulkinder hätten Zeit, unter ihren Tischen Schutz zu suchen, und Computersysteme könnten kritische Daten speichern und runterfahren. Das Ziel des SAFER-Projekts besteht darin, den Weg für ein europäisches Erdbebenfrühwarnsystem zu ebnen, das die P-Wellen erfassen und automatisch Warnungen erstellen würde, die dann die oben beschriebenen Reaktionen auslösen würden. In anderen Teilen der Welt existieren solche Systeme bereits; in Mexiko Stadt unterbricht das System sogar Radioprogramme. Allerdings verfügt keine europäische Stadt über ein solches System, obwohl die gesamte Mittelmeerregion erdbebengefährdet ist, wobei das Risiko von Westen nach Osten hin ansteigt. Das Projekt wird sich insbesondere auf fünf Städte konzentrieren: Istanbul, Bukarest, Athen, Neapel und Kairo. Diese Städte haben zwar schon seismische Netzwerke, deren Abdeckung aber niedrig ist. Eines der zentralen Zielsetzungen des SAFER-Projekts besteht darin, die Abdeckung dieser Netzwerke zu erhöhen, indem spezielle Warnsensoren für Haushalte entwickelt werden. In diesem System werden einfache Haushalte und Firmen Sensoren erwerben. Diese würden in ein Netzwerk integriert, Firmen könnten sie auch mit ihren eigenen kritischen Systemen verbinden, um sicherzustellen, dass diese abgeschaltet werden, sobald P-Wellen erfasst wurden. Die Projektpartner hoffen, dass sie bis zum Ende des Projekts den Prototypen eines solchen Sensors vorlegen können. "Unsere Vision ist, dass jedes Haus ein solches Instrument besitzt", sagte Professor Zschau gegenüber CORDIS-Nachrichten. Die Projektpartner sind auch daran interessiert, was in der Zeit direkt nach einem Erdbeben passiert. Wenn sich ein Erdbeben ereignet, ändern sich einige Bodenbewegungen abhängig von Faktoren wie Bodenart, Sedimentdicke und Resonanzfrequenz. Das Ziel hierbei ist, innerhalb von Minuten nach dem Erdbeben Karten zu erstellen, wo die Erschütterung am stärksten war und wo die schwersten Schäden zu finden sind. Mit diesen Informationen können Katastrophenschutzdienste ihre Arbeit effektiver planen. Das Projekt wird unter dem Themenbereich Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme des Sechsten Rahmenprogramms gefördert. Es wurde im Juni 2006 begonnen und läuft bis Ende 2008.

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