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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Schlechte Schulnoten sind eher auf ein schlechtes Gedächtnis als auf niedrige Intelligenz zurückzuführen, belegen Studienergebnisse

Die Ursache dafür, dass Kinder in der Schule zurückbleiben, liegt oftmals an einem schlecht funktionierenden Arbeitsgedächtnis ("poor working memory"), statt an niedriger Intelligenz, wie eine neue Studie aus dem Vereinigten Königreich belegt. Forscher der Studie haben nun das...

Die Ursache dafür, dass Kinder in der Schule zurückbleiben, liegt oftmals an einem schlecht funktionierenden Arbeitsgedächtnis ("poor working memory"), statt an niedriger Intelligenz, wie eine neue Studie aus dem Vereinigten Königreich belegt. Forscher der Studie haben nun das eigenen Angaben zufolge weltweit erste Werkzeug zur Bewertung der Gedächtniskapazität von Schülern entwickelt. Es soll Lehrern helfen, ihre Lehrmethoden besser an die Schüler anzupassen. Das Arbeitsgedächtnis ist verantwortlich für die Kurzzeitspeicherung von Informationen im Gehirn. Diesen Speicher nutzen wir tagtäglich, wenn wir uns zum Beispiel an eine Geheimzahl erinnern oder wenn wir ein Kochrezept zubereiten, ohne dabei die Kochbuchseite direkt vor Augen zu haben. Schulkindern dient es dazu, die vom Lehrer gestellten Aufgaben niederzuschreiben. "Das Arbeitsgedächtnis hat im Gehirn ungefähr die Funktion eines Notizblocks. Funktioniert er gut, fällt uns das Lernen leicht, funktioniert er schlecht, kann unsere Lernfähigkeit erheblich eingeschränkt sein", sagt Studienleiterin Dr. Tracy Alloway von der School of Education an der Universität Durham. In einer an 3.000 Schulkindern durchgeführten Studie fanden die Forscher heraus, dass 10% der Kinder unter einem mangelhaft funktionierenden Arbeitsgedächtnis litten, was ihre schulische Leistung erheblich beeinträchtigte. Die Forscher stellten auch fest, dass Lehrer diesen Kinder fälschlicherweise oft mangelhafte Konzentrationsfähigkeit oder Intelligenz unterstellten. "Ausgehend von unseren diversen, großangelegten Studien glauben wir, dass wir Kindern mit schlechtem Arbeitsgedächtnis nur dann eine erfolgreiche akademische Laufbahn ermöglichen können, wenn wir ihnen zeigen, wie man auch mit geringerer Gedächtniskapazität Informationen mental speichern kann", sagt Dr. Alloway. "Bislang wurden Kinder im schulischen Umfeld noch nicht dahingehend untersucht oder bewertet, wie gut ihr Arbeitsgedächtnis funktioniert. Die frühzeitige Identifizierung solcher Kinder ist der erste Schritt, mangelhaften schulischen Leistungen beizukommen. Damit können Lehrer ihre Methoden besser dem Lernverhalten der betroffenen Kinder anpassen und damit verhindern, dass sie zu weit hinter ihren Klassenkameraden zurückbleiben", fügt sie hinzu. Diese Früherkennung greift bereits bei Kindern im Alter von vier Jahren, erklärt Dr. Alloway, denn mit Hilfe der in dieser Studie entwickelten Mit der WMRS-Checkliste (Working Memory Rating Scale) können Lehrer eventuell betroffene Kinder bereits vorher identifizieren, ohne dass diese die eigentlichen Tests absolvieren müssen. Erst wenn ein Kind viele Kästchen auf der Checkliste ankreuzt, wird der Lehrer mit dem Kind ein Computerprogramm namens AWMA (Automated Working Memory Assessment) durchführen. Zusätzlich zur Bewertung der kindlichen Gedächtnisleistung gibt das Instrumentarium auch Lehrern Hinweise an die Hand zum Umgang mit Kindern, die ein schlechtes Arbeitsgedächtnis haben, damit diese nicht mit ihren Leistungen zurückfallen. Dazu gehören die Wiederholung von Anweisungen, die Verwendung einfacher Satzstrukturen und die Aufbereitung komplexerer Aufgaben in kleine und leicht überschaubare Informationshäppchen. Das Instrument wurde in 35 Schulen des Vereinigten Königreichs getestet und in zehn weitere Sprachen übersetzt. Nach Angaben der Nutzer ist schon jetzt ein entscheidender Fortschritt zu bemerken. "Wir fangen an, die Kinder in einem ganz neuen Licht zu sehen, da wir nun um die Schwierigkeiten wissen, die Kinder mit einem schlechten Arbeitsgedächtnis zu bewältigen haben", sagt Chris Evans, Direktor einer der Schulen, die Lehrer am Instrument ausbilden. "Wir haben gemerkt, dass es sich hier nicht um Tagträumer, unaufmerksame oder leistungsschwache Schüler handelt, sondern einfach um Kinder, die einen anderen Ansatz brauchen. Wir denken, dass solche neuen Lernkonzepte sowohl Lehrer als auch Kinder erfolgreich bei ihrer Arbeit unterstützen können."

Länder

Vereinigtes Königreich