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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Geschlechterunterschiede sollen in der Gesundheitsforschung berücksichtigt werden

Das EU-finanzierte Projekt GenderBasic hat mehrere Empfehlungen ausgesprochen, um soziales (gender) und biologisches Geschlecht (sex) in der Gesundheitsforschung besser zu berücksichtigen. Wissenschaftler sollten sich dieser Unterschiede in allen Phasen ihrer Untersuchungen be...

Das EU-finanzierte Projekt GenderBasic hat mehrere Empfehlungen ausgesprochen, um soziales (gender) und biologisches Geschlecht (sex) in der Gesundheitsforschung besser zu berücksichtigen. Wissenschaftler sollten sich dieser Unterschiede in allen Phasen ihrer Untersuchungen bewusst sein. Sie beträfen den Inhalt der Forschung selbst bis hin zu den Verfahren und Methoden, die in klinischen Versuchen angewendet werden, so die Projektkoordinatorin Dr. Ineke Klinge von der Universität Maastricht in den Niederlanden. Im Hinblick auf den Forschungsinhalt empfehlen die Partner von GenderBasics, dass biologische Geschlechterunterschiede in der Gesundheitsforschung genauso berücksichtigt werden sollten wie sozioökonomische Aspekte der Geschlechter. Zum Beispiel würden in den Neurowissenschaften die Felder Kognition und Stimmungsverbesserung davon profitieren, wenn die Unterschiede zwischen Männern und Frauen berücksichtigt würden, so Dr. Klinge, wobei dasselbe auch für die Untersuchung der menschlichen Leistungsfähigkeit und Gesundheit gelte. Mit Blick auf die Verfahren und Methoden in klinischen Tierversuchen weist Dr. Klinge darauf hin, dass Forschungsvorhaben Arzneimittel sowohl an männlichen als auch an weiblichen Tieren testen sollten, wo dies angebracht sei, auch wenn dadurch die Dauer der Studie verlängert und damit auch die Anzahl der verwendeten Tiere in den Versuchen erhöht würde. In diesem Fall müssten die Forscher dann auch Alter, Gewicht, Fortpflanzungsstatus und die Zyklusphase so genau wie möglich aufzeichnen und das biologische Geschlecht des Tieres nennen. Die Berichte müssten dann auch die Folgen der biologischen und sozialen Geschlechterunterschiede für alle Aspekte des Versuchs berücksichtigen. Den Empfehlungen von GenderBasics zufolge sollten bei klinischen Versuchen am Menschen und in der Gesundheitsforschung sowohl Männer als auch eine geeignete Anzahl Frauen als Versuchspersonen einbezogen werden. Derzeit liegt der Anteil weiblicher Probanden in den meisten Versuchen bei 30%, während das Ziel bei 50% liegen müsste, damit beide Geschlechter angemessen repräsentiert sind. Angeblich sollen sich zahlreiche Krankheiten auf Männer und Frauen unterschiedlich auswirken. Zum Beispiel tritt die entzündliche und chronische Atemwegserkrankung, Asthma, bei Jungen vermehrt vor der Pubertät auf, während Mädchen eher danach erkranken. Da Asthma eine komplexe Krankheit ist, können die Geschlechterunterschiede hier nicht durch einen Einzelmechanismus erklärt werden. Derweil betrifft Osteoporose, eine Knochenkrankheit, die das Risiko für Knochenbrüche erhöht, vor allem Frauen nach der Menopause. Deshalb sind die Arzneimittel gegen Osteoporose eher auf weibliche Patienten zugeschnitten, obwohl sie auch einer kleineren Gruppe von Männern verschrieben werden. Jedoch ist Osteoporose ganz klar eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Joana Namorado von der Direktion Gesundheit der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission zufolge habe ihre eigene Erfahrung als Klinikerin gezeigt, dass die Pharmaindustrie selbst dann kein Interesse zeige, wenn Gruppen, die - wie beispielsweise Frauen - in der Minderheit sind, zu einer Mehrheit werden. Die meisten Wissenschaftler hätten kein Ohr für Argumente, die das soziale Geschlecht (gender) betreffen, da "Gender" ein eher unscharfes Konzept sei, das Konzept des biologischen Geschlechts (sex) sei weitaus greifbarer. Jedoch würden "Arzneimittel auch weiterhin für reiche weiße Männer produziert", glaubt Dr. Namorado. "Wir benötigen eine personalisierte Medizin, die sowohl das soziale als auch das biologische Geschlecht berücksichtigt." Das GenderBasic-Projekt endete offiziell im Herbst 2007 und erhielt Mittel von knapp über 200.000 Euro durch das Sechste Rahmenprogramm (RP6). Einige Projektergebnisse wurden als Fachartikel von internationalen Experten in einem Ergänzungsband der Fachzeitschrift Gender Medizin Journal mit dem Titel "Bringing gender expertise to biomedical and health-related research" veröffentlicht.