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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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CyberCarpet transportiert Benutzer in virtuelle Welten

Von der EU geförderte Wissenschaftler haben eine Plattform entwickelt, die es Benutzern ermöglicht, frei durch virtuelle Welten zu spazieren. CyberCarpet (Cyberteppich) ist zurzeit mit einem Programm eingerichtet, mit dem Benutzer die antiken Sehenswürdigkeiten der italienisch...

Von der EU geförderte Wissenschaftler haben eine Plattform entwickelt, die es Benutzern ermöglicht, frei durch virtuelle Welten zu spazieren. CyberCarpet (Cyberteppich) ist zurzeit mit einem Programm eingerichtet, mit dem Benutzer die antiken Sehenswürdigkeiten der italienischen Stadt Pompeji besichtigen und sie in dem Zustand betrachten können, in dem sie sich vor dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 vor Christus befand. Allerdings glauben die Programmentwickler, dass diese Plattform in einer großen Vielzahl von Bereichen Anwendung finden könnte, unter anderem bei der Ausbildung und der Stadtplanung. Der Teppich ist ein Produkt des EU-finanzierten Projekts CyberWalk, das unter dem Themenbereich "Technologien für die Informationsgesellschaft" (IST, Information society technologies) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert wird. Bisher haben Versuche zur Schaffung virtueller Welten viele Wünsche offen gelassen; Benutzer navigierten mit einer Maus oder einem Joystick oder liefen in eine Richtung auf einem Laufband und trugen dabei eine spezielle Brille mit einem Computerbildschirm. Die Benutzer dieser Systeme konnten sich daher nicht so verhalten, wie sie es in einer natürlichen Umgebung tun würden. Durch die Entwicklung von CyberCarpet, der es Nutzern erstmals erlaubt, sich frei in jede Richtung zu bewegen, hoffen die Forscher, mehr darüber herauszufinden, wie sich Menschen in einer halbnatürlichen Umgebung orientieren und zurechtfinden. Wie funktioniert das? Die Plattform selber, die 4 Meter breit und brusthoch ist, sieht aus wie ein gigantisches Laufband. Allerdings ist jede Trittfläche des Bandes selber ein Laufband, das sich senkrecht zum Hauptband bewegt. Sowohl das Hauptband als auch die einzelnen Laufbänder, aus denen dieses zusammengesetzt ist, können sich in beide Richtungen bewegen, und ein speziell entwickelter Algorithmus stellt sicher, dass sich die Bahnen nach den Bewegungen des Benutzers richten. Neben der Erfassung der Laufrichtung des Benutzers erfasst derselbe Algorithmus auch den Ort, an dem sich der Benutzer auf der Plattform befindet, um sicherzustellen, dass er oder sie nicht Gefahr läuft, herunterzufallen. Außerdem ist der Benutzer mit einem speziellen Helm ausgestattet, der aussieht, als hätte er vier Antennen. Tatsächlich sind die vier Stöcke mit Bällen an deren Enden Teil des Tracking-Systems des CyberCarpets. Sie helfen vier im Raum positionierten Kameras, die Bewegungen des Benutzers mit jedem Detail genau zu registrieren. Die Kameras sind an ein Analyseprogramm gekoppelt, das nicht nur die Position der Probanden, sondern auch ihre Gesten bzw. Körperhaltung erkennt. Diese werden in Sekundenschnelle analysiert, sodass der Rechner beispielsweise erkennen kann, wenn der Proband die Klinke einer virtuellen Tür betätigt. Die Ausstattung des Benutzers wird durch eine spezielle Monitorbrille komplettiert, mit der er oder sie die virtuelle Welt sehen kann. Um ein Bild des antiken Pompeji zu entwerfen, das so realistisch wie möglich ist, haben die Entwickler von CyberCarpet Archäologen konsultiert, die Ruinen der Stadt besucht und sich Malereien und Fotografien angeschaut. Pompeji ist allerdings erst die erste Station auf der virtuellen Tour von CyberCarpet; die Visualisierungssoftware des Systems könnte auch für die Schaffung futuristischer Stadtansichten oder anderer Umgebungen genutzt werden. Zu weiteren Ideen für den Einsatz des Systems gehören das Sportlertraining oder eine Übungsmöglichkeit für die Feuerwehr für ihre Arbeit in gefährlichen Situationen. "Aber auch andere Einsatzmöglichkeiten sind durchaus denkbar", so Marc Ernst vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, der das CyberCarpet-Projekt leitet. "Zum Beispiel in der Medizin für die Rehabilitation von motorischen Störungen oder zur Unterstützung von Städteplanern und Architekten, die mit ihren Kunden die virtuellen Bauten schon einmal vorab begehen möchten."

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