Europa muss auf globale Lebensmittelkrise reagieren, sagen Wissenschaftler aus Entwicklungsländern
Biowissenschaftler aus Entwicklungsländern haben Europa dringend aufgefordert, biowissenschaftliche Forschung zu unterstützen, um der globalen Lebensmittelkrise zu begegnen. Die Wissenschaftler sprachen auf einem Symposium in Alexandria, Ägypten, das vom EU-geförderten Projekt EAGLES ("European action on global life sciences") organisiert wurde. Im Anschluss an die Konferenz veröffentlichten sie eine Stellungnahme, in der sie sich selbst als "bestürzt und sogar entsetzt über das permanente Versäumnis Europas bei der effektiven Ausschöpfung seiner Biowissenschaften im Kampf gegen den Hunger" beschrieben. Rund um den Globus leiden ungefähr 800 Millionen Menschen unter ständigem Hunger und es gibt 40.000 hungerbedingte Todesfälle pro Tag. Die Wissenschaftler sind jetzt besorgt, dass der Klimawandel und die wachsende Verwendung von Biokraftstoffen diese Situation noch zuspitzen könnte. Hinsichtlich der Biokraftstoffe hoben die Forscher den wachsenden Trend hervor, herkömmliche Nahrungspflanzen auf Energiepflanzen umzustellen. Sie empfehlen, dass kein neues System zur Energieerzeugung in Europa eingeführt werden sollte, ohne dass Forschungen zeigen, dass durch dieses keine negative Auswirkungen auf die lokale und globale Lebensmittelsicherheit zu erwarten sind. "Europäische Biowissenschaften können und müssen dabei helfen, neue Lösungen für die Energiekrise zu liefern, ohne den Armen die Nahrung wegzunehmen", merken die Wissenschaftler an. Die Autoren der Stellungnahme warnen davor, dass Europas Biowissenschaftler ohne angemessene Unterstützung hinter ihren Kollegen aus dem Rest der Welt zurückbleiben, wo Wissenschaftler Biotechnologie und herkömmliche Pflanzenzuchttechniken nutzen, um neue Pflanzenvarianten zu entwickeln, die Landwirten und Verbrauchern bereits zugutekommen. Die Forscher fordern die Europäer auf, ihre Verpflichtungen der Menschheit gegenüber zu erfüllen und sich dem Kampf gegen Hunger zu verpflichten, genauso wie sie sich einst für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt haben. "Biowissenschaftler auf der ganzen Welt stehen in der Verantwortung, diese globalen Herausforderungen anzugehen und sicherzustellen, dass die Politik sie dabei unterstützt", heißt es in der Stellungnahme. "Die Europäer und ihre politischen Entscheidungsträger sollten dem Wissen und den Ratschlägen von angesehenen Biowissenschaftlern und Humanisten aus Entwicklungsländern Beachtung schenken." Das EAGLES-Projekt wird unter dem Themenbereich "Lebensmittelqualität und -sicherheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert. Es soll Biowissenschaftler aus Europa und den Entwicklungsländern zusammenführen, um Hunger und Krankheiten zu bekämpfen und sicherzustellen, dass europäisches Know-how und Ressourcen in den Biowissenschaften zum Nutzen aller Menschen eingesetzt werden.