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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Öffentliche Gelder sollen Schwung in die Entwicklung kohlenstoffarmer Technologien bringen

Die Finanzierung von Forschung für kohlenstoffarme Technologien durch öffentliche Mittel sei ein wesentliches Mittel, damit die Automobilhersteller zur Anhebung ihrer eigenen Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen angeregt werden, glaubt Professorin Julia King, stellvertret...

Die Finanzierung von Forschung für kohlenstoffarme Technologien durch öffentliche Mittel sei ein wesentliches Mittel, damit die Automobilhersteller zur Anhebung ihrer eigenen Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen angeregt werden, glaubt Professorin Julia King, stellvertretende Kanzlerin des Aston College und eine der führenden britischen Experten und Expertinnen zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen im Straßenverkehr. Die Professorin ist Leitautorin des im Auftrag des britischen Finanzministeriums erstellen King-Berichts, der Fahrzeug- und Kraftstofftechnologien untersucht, die in den kommenden 25 Jahren dazu beitragen sollen, den Straßenverkehr, vor allem die PKW, kohlenstoffärmer zu gestalten. Der in zwei Teilen veröffentlichte Bericht spricht Empfehlungen zu politischen Maßnahmen aus, wie Regierung, Industrie, die Forschungsgemeinschaft und Verbraucher zur Senkung der Kohlendioxidemissionen beitragen können. Als Folge der ansteigenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre stellt der Klimawandel eine globale Bedrohung mit schweren Folgen wie Überschwemmungen, Dürren, Völkerwanderungen und die Zerstörung der Ökosysteme dar. Zur Bewältigung dieses Problems empfehlen die Experten, die Treibhausgase auf 550 ppm zu begrenzen, was eine Emissionsreduzierung in allen Sektoren um mindestens 25% bis 2050 erforderlich machen würde. Auf dem G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm haben sich die Staats- und Regierungschefs auf eine Reduktion der globalen Emissionen in Höhe von 50% bis 2050 (im Vergleich zu den Werten von 1990) geeinigt. Jedoch sei dieses Ziel nicht streng genug, glaubt Professorin King, die der Meinung ist, dass das Ziel höher angesetzt werden sollte, nämlich zwischen 60% und 80% bis 2050. Bei der Vorstellung ihres Berichts am 29. April in Brüssel sagte die Professorin, dass die Dekarbonisierung von Fahrzeugen angesichts der durch den Klimawandel hervorgerufenen Umweltprobleme ein vernünftiges Ziel sei. Seit der erste Ford Modell T vom Fließband gerollt ist, hat der Straßenverkehr einen entscheidenden Beitrag zu einer stärkeren Mobilität, zu wirtschaftlichem Wohlstand und zur Lebensqualität von Milliarden von Menschen geleistet und hat sich natürlich auch zu einem der größten eigenständigen Industriesektoren entwickelt. Doch mit dem Anstieg des Straßenverkehrs steigen gleichzeitig auch die Emissionen. Im Jahr 2000 gingen 7% der CO2-Emissionen auf das Konto von Personen- und Lastkraftwagen. Sollte sich nichts ändern, werden sich die Emissionen des globalen Straßenverkehrs bis 2050 wahrscheinlich verdoppeln. Bis dahin soll die Zahl der Fahrzeugbesitzer in China und Indien von einer knappen Handvoll von Fahrzeugen pro Tausend Einwohner auf knapp 400 pro Tausend steigen. "Das ist ein größerer Markt, als wir jemals zu träumen gewagt haben", sagte die Professorin. "Wir sollten absolut dazu entschlossen sein, dass die in diesen Fahrzeugen verwendeten Komponenten kohlenstoffarm sind", fügte sie hinzu. Der europäische Automobilsektor besitze das Know-how, um kohlenstoffarme Fahrzeuge zu entwickeln und auf den Markt einzuführen, wodurch er einen Wettbewerbsvorteil erhalten würde. "Wir sprechen hier über einen Industriezweig, der richtig gute Ingenieure beschäftigt", hob die Professorin hervor. "Aber wenn wir nicht aufpassen, werden Chinesen und Inder uns die emissionsarmen Fahrzeuge verkaufen. Deshalb müssen wir uns bewegen." Zu den Empfehlungen des King-Berichts gehört, dass Regierungen ihre öffentlichen Ausgaben auf Forschungen zu kohlenstoffarmen Technologien konzentrieren sollten. Professorin King hält dies für wichtig, um den Privatsektor zur Anhebung ihres Forschungs- und Entwicklungsbudgets anzuregen. "Manche Forschungsentwicklungen scheinen langfristig sehr teuer zu sein. Eine Finanzierung mit öffentlichen Geldern wird dazu beitragen, diese zu beschleunigen, und die private Finanzierung dazu anregen, diesem Beispiel zu folgen", sagte Professorin King CORDIS-Nachrichten gegenüber. Auf EU-Ebene werden 4,16 Milliarden Euro aus dem Budget des 7. Rahmenprogramms für Forschung (RP7) für den Verkehr (alle Formen), 1,89 Milliarden Euro für Umweltforschung und 2,35 Milliarden Euro für Energie bereitgestellt. Obwohl sie diese Verpflichtung begrüßt, würde sie doch gerne größere Schwerpunkte auf kohlenstoffarmen Technologien sehen. Hoch dotierte Preise haben eine lange Geschichte bei der Förderung von Forschung zu besonderen technologischen Problemstellungen. Deshalb schlägt der Bericht vor, einen europäischen Preis auszuloben, um kostengünstige Lösungen zur Nachrüstung von Altfahrzeugen zu finden, mit denen sich die Fahrzeugemissionen um mindestens etwa 25% reduzieren lassen. Aber zusätzlich zum "Honigbrot" der öffentlichen FuE-Ausgaben, sollte auch eine "Peitsche" mit strengeren Vorschriften eingeführt werden. So könnte Druck auf die Automobilhersteller ausgeübt werden, damit diese in solche Technologien investieren. Auf EU-Ebene schlagen die politischen Entscheidungsträger vor, die durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Personenfahrzeuge in der EU bis 2012 von ungefähr 160 Gramm pro Kilometer auf 130 Gramm pro Kilometer zu senken. Dies wäre dann ein Teil des integrierten europäischen Ansatzes zur Emissionsreduzierung auf 120 Gramm pro Kilometer und entspräche damit einer Senkung der Kohlendioxidemissionen von 19%. Auch die Gesetzgebung soll die Entwicklung und Verbreitung von Spitzentechnologien in der Automobilindustrie anregen. Bei diesem Gesetzesvorschlag sollen Automobilhersteller eine Strafe zahlen, wenn ihre durchschnittlichen Emissionswerte über 130 Gramm liegen. Der Europäischen Vereinigung der Automobilhersteller (ACEA) zufolge berücksichtige dieser Vorschlag nicht die langen Entwicklungs- und Produktionsphasen bei der Fahrzeugherstellung. "Fast zwei Drittel der Fahrzeuge, die 2012 verkauft werden sollen, befinden sich bereits in Ausführungs- und Produktionsphasen", erklärt Rolf Stromberger, Direktor für Umwelt und Wirtschaft der ACEA. "Folglich kann nur wenig geändert werden." Stromberger glaubt, dass die Gesetzesvorschrift kontraproduktiv sein werde, da "jegliche Ausgleichszahlungen [Geldstrafen] das FuE-Budget beschränken werden." Doch Professorin King ist zuversichtlich, dass die Automobilindustrie mit ihren "fantastischen Erfolgen" bei spitzentechnologischen Entwicklungen, einen Weg finden werde, diese Hürden zu überwinden.