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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Transplantationsexperten legen Pläne für künftige Forschung fest

In den vergangenen Jahren wurden zwar riesige Fortschritte in der Transplantationsmedizin erzielt, doch sei weitere Forschung dringend notwendig, um die langfristigen Aussichten von Transplantationspatienten zu verbessern. So lautet die Botschaft von Forschern, Ärzten und Pati...

In den vergangenen Jahren wurden zwar riesige Fortschritte in der Transplantationsmedizin erzielt, doch sei weitere Forschung dringend notwendig, um die langfristigen Aussichten von Transplantationspatienten zu verbessern. So lautet die Botschaft von Forschern, Ärzten und Patientenvertretern auf einem Treffen in Brüssel, Belgien, das von dem EU-finanzierten Projekt TRIE ("Transplantation research integration in Europe") veranstaltet wurde. Ungefähr 250.000 Menschen leben in Europa mit einem Organtransplantat, und jedes Jahr werden rund 15.000 Nieren-, 5.000 Leber-, 2.000 Herz- und 1.000 Lungentransplantationen sowie Tausende Knochenmarkstransplantationen durchgeführt. Für diese Patienten ist die Transplantation ein regelrechter Lebensspender und die kurzfristigen Aussichten sind für die meisten Transplantationspatienten auch sehr gut. Doch langfristig werden diese Patienten mit schweren Gesundheitsproblemen konfrontiert sein. Ein großer Anteil dieser Probleme wird durch die Mischung der Immunsuppressiva hervorgerufen, die Transplantationspatienten einnehmen müssen, damit ihr Immunsystem das Spenderorgan nicht angreift. Zu den Nebenwirkungen dieser Medikamente gehören Krebs, Infektionen, Nierenstörungen, Herzkreislaufkrankheiten, Diabetes und Knochenkrankheiten, um nur wenige zu nennen. Trotz der Menge der eingenommenen Immunsuppressiva verbleibt ein mögliches Abstoßen des Spenderorgans ein schwerwiegendes Problem für den Patienten. Knapp die Hälfte aller Nierentransplantationen misslingt innerhalb von 15 Jahren wegen chronischer Transplantatabstoßung. Patienten, die einer Rückenmarktransplantation unterzogen wurden, können an der Transplantat-Wirt-Reaktion leiden, bei der Immunzellen des Spenderrückenmarks oder des Nabelschnurblutes den Körper des Patienten angreifen. Die EU finanziert eine Reihe von Projekten, die sich mit diesen Problemen befassen sollen. Zum Beispiel das Projekt RISET ("Reprogramming the Immune System for the Establishment of Tolerance"). Das Projekt untersucht Tests und Techniken, mit denen die Menge der von den Transplantationspatienten eingenommenen Immunsuppressiva reduziert werden könnte. Die Projektpartner haben bereits eine molekulare Signatur identifiziert, die in einen Test zur Feststellung, welche Patienten die Menge der eingenommenen Immunsuppressiva gefahrlos verringern können, integriert werden soll. Bei den Lebertransplantationen könnten 20% der Patienten auch mit einer geringeren Menge an Immunsuppressiva überleben, so die Forscher. Das RISET-Team fand auch heraus, dass die Toleranzschwelle des Immunsystems heraufgesetzt werden könnte, wenn sogenannte "tolerogene" Zellen zusammen mit dem Organ transplantiert würden. Diese tolerogenen Zellen erziehen das Immunsystem des Empfängers sehr wirksam dazu, das neue Organ zu akzeptieren, wodurch auch der Bedarf für die Einnahme von Immunsuppressiva wahrscheinlich reduziert wird. Andernorts befasst sich das Projekt Allostem mit den Technologien zur Stammzellentransplantation für die Behandlung von Leukämie und verwandten Krankheiten. Unter anderem hat das Team neuartige Technologien entwickelt, um Zelllinien sowohl gegen Tumoren als auch infektiöse Agenzien zu schaffen. Die entwickelten Methoden erhöhen das kurz- und langfristige Transplantationspotenzial von Stammzellen. Ein großes Problem in der Transplantationsmedizin ist der Mangel and Spenderorganen: bis zu 30% der Kandidaten für Herz- und Lebertransplantationen sterben, während sie noch auf der Warteliste stehen. Das Projekt XENOME ("Engineering of the porcine genome for xenotransplantation in primates: a step towards clinical application") entwickelt genetisch manipulierte Schweine, deren Zellen sicher auf nicht-menschliche Primaten transplantiert werden können. Den Projektpartnern ist bereits die Transplantation von Pankreaszellen auf Primaten mit Diabetes gelungen. Mit den Transplantaten wurde bei den Primaten Diabetes wirkungsvoll behandelt und die Tiere überlebten ohne die Einnahme von Immunsuppressiva. Das von TRIE veranstaltete Treffen führt Hochschulen, Kliniker, Industrievertreter und Patientengruppen zusammen, um eine kohärente Strategie für die Integration der Transplantationsforschung in Europa zu entwickeln. Die Partner haben bereits drei vorrangige Bereiche bestimmt: die Identifikation von Biomarkern, die Ärzten bei der Beschreibung der Risikoprofile für Patienten und bei der Aufstellung von Behandlungsplänen vor und nach der Transplantation helfen können; die Entwicklung neuartige Therapien auf Zellbasis; die Errichtung eines innovativen Ausbildungsprogramms für Wissenschaftler und Mitarbeiter der Gesundheitsdienste, die an Forschungsarbeiten über Zell- und Organtransplantationen beteiligt sind. Derzeit steht die Strategie zur Konsultation durch Transplantationspatienten, Patienten auf den Wartelisten und Patientenorganisationen zur Verfügung. Es gibt bereits erste Hinweise darauf, dass Patienten mit den vorrangigen Bereichen, welche die Projektpartner vorgeschlagen haben, einverstanden sind. Außerdem zeigen sie sich interessiert, an künftigen Forschungsarbeiten beteiligt zu sein.

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