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Neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Helicobacter pylori und Magenkrebs

EU-finanzierte Forscher aus Dänemark, Frankreich und Portugal haben mehr Licht in den Zusammenhang gebracht, auf welche Weise das Bakterium Helicobacter pylori Magenkrebs auslöst. Sie konnten feststellen, dass dieses Stäbchenbakterium, mit dem etwa die Hälfte der Weltbevölkeru...

EU-finanzierte Forscher aus Dänemark, Frankreich und Portugal haben mehr Licht in den Zusammenhang gebracht, auf welche Weise das Bakterium Helicobacter pylori Magenkrebs auslöst. Sie konnten feststellen, dass dieses Stäbchenbakterium, mit dem etwa die Hälfte der Weltbevölkerung infiziert ist, durch die Beeinträchtigung von DNA-Reparaturmechanismen zum Ausbruch von Magenkrebs beiträgt. Die Forschungserkenntnisse sind Ergebnis des INCA-Projekts ("The role of chronic infections in the development of cancer"), das mit 12,4 Mio. EUR innerhalb des Themenbereichs "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wurde. Frühere Studien im Zusammenhang mit Helicobacter pylori haben gezeigt, dass bei einer kleinen Zahl von infizierten Patienten komplexe Wechselwirkungen zwischen dem Bakterium und dem Wirt zur Entwicklung von Magenkrebs führen. Die jüngsten Daten weisen nun darauf hin, dass die Infektion mit H.-pylori entweder DNA-Schäden und Mutationen verursacht oder die Reparatur der DNA verhindert. In dieser allerneuesten Studie zum Thema Helicobacter pylori und Magenkrebs analysierte das Forscherteam wichtige DNA-Reparaturaktivitäten in humanen Magenzellen und bei Mäusen, die mit einem besonders virulenten Stamm des H. pylori infiziert waren. Die in der Zeitschrift Clinical Cancer Research veröffentlichen Ergebnisse wurden durch ähnliche, bei Biopsien von H. pylori-infizierten Patienten mit chronischer Gastritis beobachtete Ergebnisse untermauert. "Auch wenn offensichtlich ein kausaler Zusammenhang zwischen der Infektion mit Helicobacter pylori und der Entwicklung von Magenkarzinomen besteht", schreiben die Autoren, "blieben die dieser Beobachtung zugrunde liegenden molekularen Mechanismen zunächst noch schwer fassbar. Da Störungen der genomischen Integrität oft zu einer Karzinogenese führt, konzentrierten wir uns auf bei einer H.-pylori-Infektion hervorgerufene Reaktionen bei Wirtszell-DNA-Reparaturen." Die Forscher entdeckten, dass eine durch Helicobacter pylori induzierte Krebserkrankung aus einer Kombination von mindestens drei miteinander verbundenen Phänomenen resultiert: einer Steigerung der reaktiven Sauerstoffspezies (was zu oxidativem Stress führt) und einer Abnahme der Reparaturaktivität; Mutationen der mitochondrialen DNA (DNA im Mitochondrium; Energie erzeugender Teil der Zelle) und der Existenz von transitorischen Mutatoren, die - wenn sie unrepariert bleiben - Mutationen erzeugen und zu malignen Erkrankungen führen können. Eine weitere Erkenntnis bestand darin, dass es einen Zusammenhang zwischen der Erhöhung der Virulenz des Helicobacter pylori und der Anzahl der in den Mitochondrien der Magenzellen beobachteten Mutationen gab. Die Forscher bemerkten ferner, dass bei Mäusen sechs Monate nach der Infektion die Anzahl der Mutationen aufgrund fehlerhafter Reparaturen oder eines misslungenem MMR-Prozesses (engl.: mismatch repair, Fehlpaarungsreparatur, System zur Reparatur des fehlerhaften Einfügens oder Löschens während der DNA-Replikation und -Rekombination) ungewöhnlich hoch wurde, was aber nach 12 Monaten nicht mehr der Fall war. Dieser zeitliche Ablauf lässt auf eine vorübergehende Wirkung des Bakteriums Helicobacter pylori auf den MMR-Prozess schließen, aber die Zahl der Mutationen deutet auf ein erhöhtes Risiko hin, dass sich eine Mutation der Reparatur entzieht und es zu einer Malignität kommt. Die Autoren weisen darauf hin, dass eine Intervention wohl am wirkungsvollsten in den Frühphasen der Infektion möglich ist, und dass Bemühungen um eine Behandlung des Helicobacter pylori in den späteren Phasen kaum Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit eines Patienten haben, an Krebs zu erkranken. Weltweit ist Magenkrebs derzeit die vierthäufigste Krebserkrankung überhaupt und bildet die zweithäufigste Ursache für einen Krebstod. Die Krankheit hat eine sehr schlechte Prognose: weniger als 20% der Patienten überleben länger als 5 Jahre. Eine Infektion mit Helicobacter pylori ist nur einer von mehreren Faktoren, die zur Entstehung eines Magenkarzinoms führen können. Andere Faktoren sind im Rauchen und in der Ernährung begründet (vor allem Nitrat und Nitrit, beispielsweise in Form von Natriumnitrit, stehen im Verdacht, DNA-Schäden zu verursachen). "Patienten mit Helicobacter pylori haben ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs", stellen die Autoren fest. Die Studie klärt einige wichtige molekulare Mechanismen, die der Beziehung zwischen H.-pylori-Infektionen und der Entwicklung von Magenkrebs zugrunde liegen.

Länder

Dänemark, Frankreich, Portugal

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