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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Erwärmung der Arktis setzt Methan frei

Steigende Temperaturen in der Arktis lösen nach neuen Forschungsergebnissen deutscher und britischer Wissenschaftler, die im Fachjournal Geophysical Research Letters veröffentlicht wurden, die Freisetzung von Methan aus dem Meeresboden aus. Das Team entdeckte während einer F...

Steigende Temperaturen in der Arktis lösen nach neuen Forschungsergebnissen deutscher und britischer Wissenschaftler, die im Fachjournal Geophysical Research Letters veröffentlicht wurden, die Freisetzung von Methan aus dem Meeresboden aus. Das Team entdeckte während einer Forschungsfahrt im Herbst 2008 über 250 Methangas-Blasenquellen, die aus Tiefen von weniger als 400 Metern vor der Küste der norwegischen Insel Spitzbergen im arktischen Meer aus dem Meeresboden aufstiegen. Das Ausmaß der vorgefundenen Methangas-Blasenquellen war für die Forscher durchaus überraschend. "Unsere Studie sollte herausfinden, wie viel Methan bei einer künftigen Ozeanerwärmung freigesetzt werden könnte; wir hatten keine derart starken Beweise dafür erwartet, dass dieser Prozess tatsächlich bereits begonnen hat", kommentiert Professor Tim Minshull vom National Oceanography Centre an der Universität Southampton im Vereinigten Königreich. Das Methan setzt sich aus Methanhydrat frei, das in marinen Sedimenten auf dem Meeresboden liegt. Methanhydrat ist eine eisähnliche Substanz aus Wasser und Methan, die unter hohem Druck und niedrigen Temperaturen stabil ist. Bereits seit einiger Zeit sagen Wissenschaftler eine Freisetzung von Methan bei steigenden Meerestemperaturen voraus, da Methanhydrat dann in immer größeren Tiefen instabil wird. Nach Angaben der Forscher war Methanhydrat noch vor 30 Jahren in einer Tiefe von 360 Metern stabil, doch heute liegt diese Grenze bei 400 Metern. Das Team an Bord des Forschungsschiffs RRS James Clark Ross setzt Echolotmessungen zur Entdeckung von Blasenquellen ein und wandte dann ein Wasserflaschen-Probensammelsystem zur Entnahme von Blasenproben aus verschiedenen Tiefen an. Insgesamt fanden die Forscher in Tiefen von weniger als 400 Metern mehr als 250 Methangas-Blasenquellen. Einige Blasenansammlungen wurden auch in Wassertiefen von nicht einmal 200 Metern entdeckt. Die Stärke der Blasenquellen war sehr unterschiedlich: Einige waren so mächtig, dass die Bläschen bis auf 50 Meter der Wasseroberfläche nahekamen, bevor sich das Gas im Wasser löste. Die Forscher gehen davon aus, dass einige Methangas-Blasenquellen durchaus stark genug sind, um das Methan gelegentlich direkt in die Atmosphäre abzugeben. Bekannterweise trägt Methan auf negative Weise zum Klimawandel bei - das gelöste Methan versauert die Ozeane und reduziert die Menge an im Wasser gelösten Sauerstoff, was eine ernsthafte Bedrohung für viele Meeresbewohner darstellt. In den letzten 30 Jahren stieg die Temperatur des in dieser Studie untersuchten Meeresgebiets um 1°C, wodurch sich die Stabilitätsgrenze des Methanhydrats von rund 360 Metern auf 396 Meter Wassertiefe verschoben hat. "Falls sich dieser Vorgang an den arktischen Kontinentalrändern weiter verbreitet, könnten bald Dutzende Megatonnen Methan pro Jahr in den Ozean freigesetzt werden. Das entspricht fünf bis zehn Prozent der weltweiten Gesamtmenge an diesem Treibhausgas, die jährlich durch natürliche Quellen freigesetzt wird", warnt Forschungsleiter Graham Westbrook von der Universität Birmingham im Vereinigten Königreich. Die Forscher führen nun weitere Untersuchungen der neu entdeckten Blasenquellen durch. "Eine weitere Erforschung des Hydrats und die Überwachung der Methanfreisetzung sind dringend erforderlich, um das zu erwartende Ausmaß künftiger Emissionen zu quantifizieren", schließen die Wissenschaftler. Die Studie ist ein Beitrag zum Internationalen Polarjahr (IPY), das zu Beginn dieses Jahres endete.

Länder

Deutschland, Vereinigtes Königreich