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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Polarstern installiert neues Meeresobservatorium in der Arktis

EU-finanzierten Forschern ist es gelungen, ein neues Tiefseeobservatorium zur Überwachung eines Schlammvulkans in der Arktis aufzubauen. Die Beobachtungsstation wurde im Zeitraum Mitte Juli bis Anfang August während der 24. Arktis-Expedition des Forschungsschiffes Polarstern i...

EU-finanzierten Forschern ist es gelungen, ein neues Tiefseeobservatorium zur Überwachung eines Schlammvulkans in der Arktis aufzubauen. Die Beobachtungsstation wurde im Zeitraum Mitte Juli bis Anfang August während der 24. Arktis-Expedition des Forschungsschiffes Polarstern installiert. Die Studie ist Teil des ESONET-Projekts ("European seas observatory network"), das innerhalb des Sechsten EU-Rahmenprogramms (RP6) 7 Mio. EUR an Fördermitteln erhält. Das Observatorium wird Aufschluss über die Dynamik zukünftiger Gasausbrüche geben und zeigen, wie sich diese Ausbrüche auf das Tiefenwasser der Norwegischen See auswirken werden. Zu der Langzeitbeobachtungsstation gehören 16 Einzelstationen in 1.000 bis 5.500 Metern Tiefe. Die von Wissenschaftlern aus Bremen, Deutschland, geleitete Forschergruppe kann nach über zehn Jahren Arbeit bereits deutliche Veränderungen in diesem Tiefseeökosystem im Arktischen Ozean feststellen. "Das Ausbringen des Observatoriums ist ein wichtiger Meilenstein im Projekt ESONET", erklärt Dr. Dirk De Beer, Koordinator des Projekts vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, Deutschland. "Mithilfe aller am Projekt beteiligten Partner aus Deutschland, Frankreich und Norwegen konnte die komplizierte Konstruktion wie geplant installiert werden. Es zeigt sich ein weiteres Mal, welche wichtige Komponente die gute Zusammenarbeit der beteiligten Institute für die europäische Meeresforschung darstellt." Insgesamt sind 50 Wissenschaftler aus 7 Ländern an den Forschungsarbeiten an Bord der Polarstern, einem Eisbrecher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), beteiligt. Die Forscher werden den Angaben zufolge auch ein anderes Gebiet im Westen von Spitzbergen, eine norwegische Insel und die größte Insel des Svalbard-Archipels im Arktischen Ozean bewerten. Dieses Untersuchungsgebiet, der sogenannte Hausgarten, gehört zum Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Der Hausgarten ist der Dreh- und Angelpunkt des ESONET-Projekts. Die Framstraße zwischen Ostgrönland und Spitzbergen ist laut Aussage des Forscherteams die einzige Tiefwasserverbindung zwischen dem zentralen Arktischen Ozean und dem Nordatlantik. Die Wissenschaftler teilten mit, dass sie in 2.500 Metern Tiefe eine Erhöhung der Wassertemperatur um ein zehntel Grad Celsius feststellen mussten. Es gab außerdem erste Anzeichen dafür, dass die Sauerstoffsättigung an der Grenzschicht zwischen Meeresboden und Wasser abgenommen hat und dass sich die Zusammensetzung der Tiergemeinschaft sehr viel schneller verändert als erwartet. "Ob wir hier in mehreren tausend Metern Wassertiefe tatsächlich schon die Auswirkungen des rasanten Wandels in der Arktis beobachten, oder ob wir Zeugen natürlicher Veränderungen sind, die innerhalb von Jahrzehnten stattfinden, wird sich erst nach Auswertung unserer Daten und weiteren Untersuchungen herausstellen", so der Forscher Dr. Michael Klages, Biologe am Alfred-Wegener-Institut und wissenschaftlicher Leiter der Expedition. Neben der Installation des Observatoriums in der Norwegischen See errichteten die Wissenschaftler während der Expedition außerdem das Langzeitobservatorium LOOME ("Long-term observation of mud volcano eruptions"). Ziel von LOOME ist das bessere Verständnis der im Inneren des Håkon-Mosby- Schlammvulkans ablaufenden Prozesse. Der Vulkan liegt in der südwestlichen Barentssee. Das Team verrät Einzelheiten: Der Håkon-Mosby- Schlammvulkan liegt 1.250 Meter tief im Meer und hat einen Durchmesser von etwa 1,5 Kilometern. Schlamm, Gase und Wasser werden aus einer Tiefe von etwa drei Kilometern im Zentrum des aktiven Schlammvulkans an die Meeresbodenoberfläche gepresst. Der Ausstrom nimmt in Richtung der äußeren Bereiche dieser Struktur ab. Genau dort finden sich Methangashydrate im Boden, die zur Stabilisierung dieser Zone beitragen.

Länder

Deutschland, Frankreich, Norwegen

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