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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Schlechtes Wetter kippt Reisepläne des Fliegenschnäppers

Der landläufigen Meinung, dass Zugvögel sich wegen ihres zeitlich unflexiblen Zugverhaltens schlecht dem Klimawandel anpassen können, setzen Forscher nun entgegen, dass der Trauerschnäpper die veränderte Situation doch recht gut meistert. Der Vogel ist bereit, den Beginn seine...

Der landläufigen Meinung, dass Zugvögel sich wegen ihres zeitlich unflexiblen Zugverhaltens schlecht dem Klimawandel anpassen können, setzen Forscher nun entgegen, dass der Trauerschnäpper die veränderte Situation doch recht gut meistert. Der Vogel ist bereit, den Beginn seiner Wanderung vorzuverlegen, was als Hinweis auf eine hohe und langfristige Anpassungsfähigkeit gilt. Allerdings könnte sich die letzte Etappe seiner Reise verzögern, so die Forscher, weil er mit schlechten Witterungsbedingungen zu kämpfen hat. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt im Fachblatt Current Biology nachzulesen. Der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) zählt zu den am besten erforschten Zugvogelarten. Die 50 Jahre zurückreichende Dokumentation bietet den Wissenschaftlern genügend Material, um seine Evolution und vor allem die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf das Brutverhalten zu erforschen. Da er in Wäldern beheimatet ist, liefert der Trauerschnäpper auch Anhaltspunkte zu nahrungs- und jahreszeitlich bedingten Veränderungen in dieser Vegetationszone. Als Koautor der Studie betont Dr. Christiaan Both von der niederländischen Universität Groningen die Bedeutung der Massenvermehrung der Insekten zum Frühlingsbeginn in den Wäldern. "Wenn die Vögel diesen Zeitpunkt verpassen, können sie ihre Jungen nicht ausreichend versorgen, was die Nachkommenschaft und damit wiederum die Populationsgröße gefährdet." Kehren die Trauerschnäpper zu Beginn des Frühlings aus ihren Überwinterungsgebieten in Westafrika zurück, müssen sie zwischen 5.000 und 9.000 Kilometer bis zu ihren Brutplätzen in den verschiedenen Ländern Europas und Teilen Sibiriens in Russland zurücklegen. Aus ihren Analysen schlussfolgerten die Forscher, dass die Vögel von Nordafrika bis in die Niederlande sechs Tage brauchen und weitere sechs Tage, um zu den Brutplätzen in Mittelschweden zu gelangen, und dass nicht allzu viele Vögel diese Strapaze überleben. 2002 hatten die Forscher herausgefunden, dass die Vögel ihre Rückkehr vorverlegten und in Nordafrika zehn Tage früher als noch im Jahre 1980 ankamen. Trotz des zeitigeren Starts erreichten die Vögel ihre Brutplätze jedoch nicht eher als ihre Vorgänger 20 Jahre zuvor. Diese Verzögerung ist möglicherweise schwierigen Witterungsbedingungen zu schulden, die sie während ihres Rückflugs durch Europa meistern müssen. Dr. Both wies darauf hin, dass die vorverlegte Rückkehr ein Zeichen für die Anpassung der Vögel an das sich wandelnde Klima sei. Trotzdem sei diese Reaktion auf den Klimawandel eher indirekt, da die Vögel nun beispielsweise auch eher brüten und die Nachkommen früher schlüpfen. "Bislang haben wir vermutet, dass sich Zugvögel schlecht an den Klimawandel anpassen, da wir von einem eng gesteckten und unflexiblen Zeitrahmen für die Rückkehr im Frühling ausgingen", sagte Dr. Both. "Unsere Forschungen zeigten nun, dass früh geschlüpfter Nachwuchs auch eher die Reise antritt, sodass sich der Zugbeginn in den vergangenen 25 Jahren stetig nach vorn verlagert hat. Es liegt daher nicht am Unvermögen der Vögel, eher loszufliegen, sondern an den schlechten Wetterverhältnissen in Südeuropa, dass die Vögel nicht eher an ihren Brutplätzen eintreffen."

Länder

Niederlande

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