Tumoren entkommen Angriffen durch Nachahmung
EU-finanzierte Wissenschaftler haben entdeckt, dass Tumore den Radar des Immunsystems täuschen können, indem sie die Merkmale der Lymphknoten nachahmen. Mit diesem Durchbruch erhält die Forschungswelt einen neuen Einblick in die Rolle des Lymphsystems und könnte auch zu neuen Krebstherapien führen. Die Projektergebnisse wurden jetzt online in der Zeitschrift Science veröffentlicht. Die Arbeit wurde vom Europäischen Forschungsrat (ERC) finanziell unterstützt. Der ERC selbst wird über das Programm Ideen des Siebten Rahmenprogramms (RP7) finanziert. In ihrer Einleitung zu ihrer Veröffentlichung erklären die Autoren, dass der Fortschritt der Krebserkrankung, Metastasen und Therapieresistenz vor allem auf die Art und Weise zurückzuführen sind, wie ein Tumor mit den Immunzellen seines Wirts interagiert. Immunzellen können Tumore reorganisieren, doch viele Tumore können diese Zellen auch manipulieren, um dadurch die Überwachung zu umgehen. Die von der Forschungsgruppe der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) in der Schweiz durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Tumore die Fähigkeit besitzen, einem Angriff zu entkommen, indem sie eine tolerante Mikroumgebung schaffen und wichtige Merkmale der Lymphknoten nachahmen. "Der Tumor trickst den Körper aus, indem er ihm vormacht, dass er gesundes Gewebe ist", erklärt Professorin Melody Schwartz, Leiterin des Laboratory of Lymphatic and Cancer Bioengineering (LLCB) am EPFL. Mit ihren Arbeiten wollte Forschungsgruppe verstehen, wie Tumore eine Immuntoleranz induzieren, die dem Tumor das Wachstum und die Verbreitung ermöglicht. Sie untersucht Melanome (einer Form von Hauptklrebs) am Mausmodell und konzentrierten sich dabei vor allem auf das Protein CCL21 (Chemokin (C-C motif) Ligand 21), das normalerweise in gesunden Lymphknoten vorkommt. Dieses Protein zieht T- (Thymus) Zellen and und programmiert diese so, dass sie wichtige Immunfunktionen durchführen. Die Forscher fanden heraus, dass manche Tumorarten dieses Protein sekretieren können, um auf der äußersten Schicht des Tumors lymphatisches Gewebe zu bilden. Dadurch glauben die T-Zellen, dass der Tumor kein Feind ist, der zerstört werden muss, und dadurch kann ihn das Immunsystem auch nicht entdecken. Die Forscher schreiben: "Wir nehmen an, dass durch die Veränderung der Mikro-Umgebung des Tumors, die CCL21-sekretierenden Tumore die Immunantwort des Wirts von Immunogen auf Tolerogen umgestellt wird, was das Tumorwachstum begünstigt. Dr. Jacqueline Shields vom EPFL sagt dazu: "Die Erkenntnis, dass Tumo re naive und regulierende T-Zellen anziehen und diese erziehen können, hat wichtige Implikationen für die Tumor-Immuntherapie." Angesichts der Tatsachse, dass ein Tumor nur dann wachsen wird, wenn er sich dem Immunsystem entziehen kann, hat die Forschung einen Weg entdeckt, auf dem das Tumorwachstum möglicherweise verhindert werden kann. Das ist ein wichtiger Fortschritt für die Entwicklung von Krebstherapien. Mit diesen Erkenntnisse öffnet sich auch das Tor für neue neue Forschungen über den Zusammenhang zwischen Lymphatischen Systemen und der Krebsforschung geöffnergeebnet.