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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Tiefseeschätze stärken Leben auf der Erde

Wissenschaftler aus aller Welt sammeln Informationen zu winzigen Mikroben und anderen schwer sichtbaren Lebensformen, die am Grund des Meeres leben und fast mit dem gesamten Leben auf dem Planeten im Zusammenhang stehen. Die Studie ist Teil von "Census of Marine Life", einer d...

Wissenschaftler aus aller Welt sammeln Informationen zu winzigen Mikroben und anderen schwer sichtbaren Lebensformen, die am Grund des Meeres leben und fast mit dem gesamten Leben auf dem Planeten im Zusammenhang stehen. Die Studie ist Teil von "Census of Marine Life", einer der größten internationalen Kooperationen, die jemals in der Geschichte der Wissenschaften unternommen wurden, an der sich mehr als 2.000 Forscher aus über 80 Ländern beteiligen. Meeresmikroben sind winzige Meeresbewohner, die bis zu 90% der gesamten Biomasse in den Ozeanen ausmachen. Zu ihnen zählen Zooplankton, Larven, Sandhöhlenfische und andere Mitglieder der Mikrobenfamilie am Meeresgrund. Sie bilden die Grundlage für die "Maschine" der Erde, und sie zu studieren verschafft uns Informationen zur Nahrungskette, zum Kohlenstoffkreislauf und zu anderen elementaren Abläufen. Um zu verstehen, welche Rolle sie spielen, führen die Wissenschaftler in der aktuellen Studie eine Inventur dieser Lebewesen durch und bestimmen Artenvorkommen, Anzahl und Lebensraum. Diese Forschungsarbeit umfasst 4 der 14 Projekte, aus denen Census of Marine Life besteht, ein 10-jähriges wissenschaftliches Unternehmen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft marinen Lebens, das von der EU durch einzelne Projektbeihilfen gefördert wurde. Die vier Census-Projekte, die sich mit den schwer sichtbaren Arten befassen sind International Census of Marine Microbes (ICoMM), Census of Marine Zooplankton (CMarZ), Census of the Diversity of Abyssal Marine Life (CeDAMar) sowie Biogeography of Deep-Water Chemosynthetic Ecosystems (ChEss). Daran beteiligt sind rund 300 Wissenschaftler und bis zum Ende der gesamten Census-Initiative im Oktober 2010 werden allein im Rahmen dieser vier Studien fast 300 Expeditionen stattgefunden haben. "In keinem anderen Bereich des marinen Lebens waren die Entdeckungen im Rahmen von Census so umfangreich wie in der Welt der Mikroben", sagte Dr. Mitch Sogin vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole in den Vereinigten Staaten, das mit dem Königlichen Institut für Meeresforschung in den Niederlanden im ICoMM-Projekt zusammenarbeitet. "Wissenschaftler entdecken und beschreiben eine erstaunliche neue Welt mariner, mikrobischer Artenvielfalt und Fülle, einschließlich der Verteilungsmuster und saisonbedingten Veränderungen", fügte Dr. Sogin hinzu. Aber dies war nicht immer der Fall. Vor Census wusste man nur wenig über diese winzigen Meeresbewohner und die Einblicke, die ihre mikroskopisch kleine Welt für das Leben auf der Erde bieten kann. Beispielsweise glaubten die Wissenschaftler in den 1950er Jahren dass es 100.000 mikrobische Zellen in einem Liter Meerwasser gibt. Aktuelle Schätzungen gehen von mehr als einer Milliarde Mikroorganismen aus. Erst vor Kurzem haben Wissenschaftler am Meeresboden vor der Westküste Südamerikas eine Mikrobenmatte in der Größe Griechenlands entdeckt; sie zählt jetzt zu den größten Anhäufungen von Leben auf der Erde. Seit Beginn seiner Arbeit hat das ICoMM-Team Meeresproben von über 1.200 Stellen entnommen und damit eine Datenbank von mehr als 18 Millionen DNA (Desoxyribonukleinsäure)-Sequenzen mikrobischen Lebens erstellt. Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beratungsgremiums von ICoMM, Dr. John Baross von der Universität Washington in den USA, erklärte, dass die Studie nur an der Oberfläche der mikrobischen Umwelten gekratzt hat, die nach wie vor entdeckt werden wollen. "Zu jedem der Hunderttausenden von größeren Meerestieren gibt es zahlreiche Bakterien; alle haben eine mikrobische Flora in ihrem Gedärm und an ihrer Außenfläche, die sich wahrscheinlich mit diesen Tieren zusammen entwickelt hat. Die Zahl der mikrobischen Arten für die Meerestiere alleine liegt vielleicht bei mehreren Hundertmillionen. Das ist eine riesige Aufgabe für das nächste Jahrzehnt", sagte Dr. Baross. Projektleiter von CeDAMar, Dr. Pedro Martinez Arbizu vom Senckenberg Forschungsinstitut in Deutschland, fügte hinzu, dass wir durch diese Art von Ergebnissen die Tiefsee aus einer neuen Perspektive heraus betrachten müssen. "Angesichts dieser neuen Einblicke können wir auf keinen Fall den Meeresboden als Abfalldeponie nutzen oder seine Ressourcen endlos ausschöpfen, ohne enorme Folgen für die dort lebenden marinen Gemeinschaften." Im Oktober 2010 wird "Census of Marine Life" seine Schlussfolgerungen auf einer Abschlusskonferenz in London, Vereinigtes Königreich, präsentieren und diskutieren.

Länder

Deutschland, Niederlande, Vereinigte Staaten

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