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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Menschen mit Gedächtnisverlust hoffen auf Hilfe aus Europa

Altersbedingter Gedächtnisverlust ist sehr behindernd und bringt schwere persönliche und gesellschaftliche Belastungen mit sich. Allerdings versprechen Ergebnisse aus dem EU-finanzierten Projekt EPITHERAPY ("An epigenetic approach towards the recovery of neuronal network plast...

Altersbedingter Gedächtnisverlust ist sehr behindernd und bringt schwere persönliche und gesellschaftliche Belastungen mit sich. Allerdings versprechen Ergebnisse aus dem EU-finanzierten Projekt EPITHERAPY ("An epigenetic approach towards the recovery of neuronal network plasticity and cognitive function in neurodegenerative"), dass wir dem Verständnis von Gedächtnisverlust bei älteren Menschen und der Entwicklung eines das Gedächtnis fördernden Mittels näher sind als je zuvor. Ein Artikel über die Ergebnisse ist in der Fachzeitschrift Science zu finden. Mehr als 7 Millionen Europäer leiden unter Demenz, die hauptsächlich durch neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer- oder Huntington-Krankheit verursacht wird. Demenz betrifft kognitive Bereiche wie Erinnerung, Aufmerksamkeit, Sprache und Problemlösung und führt in fortgeschrittenen Stadien häufig zum Orientierungsverlust. Trotz zahlreicher Forschungsarbeiten gibt es bis heute noch keine Heilung. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Demenzpatienten in Europa sich bis 2025 auf 14 Millionen verdoppeln wird. Dies bedeutet für eine große Bevölkerungsgruppe eine eingeschränkte Lebensqualität und dadurch auch erhebliche wirtschaftliche Kosten für Europa. Aber nachlassende kognitive Fähigkeiten, besonders der Gedächtnisverlust, gehören zum Altern dazu, schreibt Dr. J. David Sweatt von der University of Alabama at Birmingham (UAB) in den Vereinigten Staaten, dessen Artikel zusammen mit dem seiner europäischen Kollegen zum selben Thema in Science veröffentlicht wurde. "Die traurige Realität sieht so aus, dass der altersbedingte Verlust kognitiver Fähigkeiten bereits mit Ende 40 einsetzt. Dieser Verfall kündigt sich insbesondere beim deklarativen Gedächtnis an - der Fähigkeit, sich an Tatsachen und Erfahrungen zu erinnern", fügte Dr. Sweatt hinzu, der die neurobiologische Abteilung der UAB leitet. Für Dr. Sweatt und seine europäischen Kollegen liegt die große Hoffnung für ein Aufhalten von Gedächtnisverlust (und sogar für eine Gedächtnisförderung an Tiermodellen) in Arzneimitteln, die als Histon Deacetylase Inhibitoren bezeichnet werden. "Das ist ein wirklicher Machbarkeitsnachweis", sagte der Forscher. "Wir studieren Histon Deacetylase Inhibitoren jetzt seit 10 Jahren. Studien aus unserem und anderen Laboren liefern starke Hinweise dafür, dass diese Medikamente das Potenzial besitzen, den altersbedingten Gedächtnisverlust umzukehren." Ergebnisse der europäischen Gruppe um Dr. Shahaf Peleg von der Universität Göttingen in Deutschland ergänzen und unterstützen die Arbeit, die zuvor in Dr. Sweatts Labor durchgeführt wurde. Im Rahmen des EPITHERAPY-Projekts beobachteten Dr. Peleg und seine Kollegen die positiven Auswirkungen von Histon Deacetylase Inhibitoren an Mausmodellen. "Die neuen Ergebnisse der Gruppe um Dr. Peleg liefern einen wichtigen 'proof-of-principle' dafür, dass dies ein machbarer Ansatz für therapeutische Maßnahmen im Alterungsprozess ist", erklärte Dr. Sweatt und fügte hinzu, dass weitere Forschungsarbeiten notwendig seien, um festzustellen, ob durch die Wirkung der Inhibitoren die Gedächtnisbildung beim Menschen ausgelöst wird. "Diese Studien werden hoffentlich zu effektiveren Präventionsstrategien führen, um die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern, aber auch zu einem besseren Verständnis des Gedächtnisses beitragen", schließt der US-Wissenschaftler seine Ausführungen. Einen erheblichen Finanzbeitrag für EPITHERAPY lieferte das Netzwerk NEURON ("Network of European funding for neuroscience research") unter dem ERA-NET-Programm ("European Research Area-Network") der EU. Mit NEURON sollen nationale Forschungsförderprogramme und -finanzierungsmaßnahmen im Bereich der Neurowissenschaften im Zusammenhang mit Krankheiten verknüpft werden. NEURON läuft bis Dezember 2010 und hat bis dahin Finanzmittel in Höhe von 2,7 Mio. EUR aus dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der EU erhalten. Neben der Universität Göttingen nehmen an EPITHERAPY auch Forscher vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Frankreich und von der Universidad Miguel Hernández in Elche, Spanien, teil.

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