Tief greifende Veränderung der gemeinsamen Meeresforschung in Europa
Letzten Monat hat Norwegen zusammen mit Belgien und Spanien grünes Licht von der EU für ein groß angelegtes gemeinsames europäisches Meeresforschungsprogramm bekommen. Die geplante Kooperation hat das Ziel, das Wissen über Umweltbedingungen, Meeresressourcen sowie Kommerzialisierung in den Meeren und Ozeanen zu vergrößern, die von europäischen Ländern verwaltet werden. Das Programm "Healthy and productive seas and oceans" (Gesunde und produktive Meere und Ozeane) ist eine von sechs neuen europäischen gemeinsamen Programminitiativen (Joint Programming Initiative, JPI), die im Mai die Zustimmung der EU erhielten. Das neue Meeresforschungsprogramm hat drei Hauptbereiche: Wissen über das marine System, Wissen über die nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen und Wissen zum Einsatz bei politischen Entscheidungsprozessen. Länder, die diese thematisch orientierten gemeinsamen Programme unterzeichnen, verpflichten sich damit zu einer verbindlichen Forschungszusammenarbeit. Gemäß einer Erklärung des Norwegischen Forschungsrates, der die Teilnahme der nordischen Länder an den EU-Initiativen zur Forschungszusammenarbeit koordiniert, haben bereits zehn europäische Küstenländer ihr Interesse an der Teilnahme an einer Forschungszusammenarbeit zu europäischen Meeren und Ozeanen bekundet. Die teilnehmenden Länder verwenden für diese Initiativen eigene Mittel als Teil ihrer bestehenden nationalen Forschungsprogramme, die zum Beispiel auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtet sind. Dieser Ansatz zielt darauf ab, bei der gemeinsamen Forschung einen signifikanten Synergieeffekt auszulösen. Die JPI zur Meeresforschung wird ein breit angelegtes wissenschaftliches Profil haben und Themen im Zusammenhang mit dem Klimawandel besonders in den Mittelpunkt rücken. "Gemeinsame Herausforderungen fordern eine bessere Koordinierung der Forschungsanstrengungen - dann wird Europa über eine bessere Wissensgrundlage für Maßnahmen verfügen", kommentiert Simen Ensby, Direktor der Abteilung EU-FTE des Norwegischen Forschungsrates. "Dies gilt sowohl für die globalen Herausforderungen wie den Klimawandel und die Energie- und Nahrungssituation als auch für die eher westlich geprägten Herausforderungen bezüglich der Gesundheit wie etwa Krebs und Altern", fügt er hinzu. Obwohl Norwegen kein EU-Mitgliedstaat ist, leistet es regelmäßig Beiträge zu gemeinsamen Programmen und Projekten innerhalb der EU-Forschungsrahmenprogramme. Nun wird Norwegen dank seines großen Erfahrungsschatzes in bezug auf Meere und Ozeane eine führende Rolle im Programm "'Healthy and productive seas and oceans " einnehmen. "Nie zuvor hat Norwegen eine derart gewaltige Investition in die internationale Forschung getätigt", merkt Simen Ensby an und betont überdies, dass das neue Meeresforschungsprogramm in den kommenden Jahren die Grundlage der norwegischen Forschungspolitik bilden werde. Neben dem gemeinsamen Meeresforschungsprogramm wurden vom Rat der Europäischen Union am 26. Mai 2010 fünf weitere neue Forschungsinitiativen gestartet, an denen verschiedene EU- und Nicht-EU-Länder beteiligt sind: - Koordinierung von Wissen über das Klima für Europa - Längeres, besseres Leben - das Potenzial und die Herausforderungen des demografischen Wandels - Mikrobielle Herausforderungen - eine wachsende Gefahr für die menschliche Gesundheit - Urbanes Europa - globale Herausforderungen, lokale Lösungen - Management von Wasserressourcen in einer im Wandel begriffenen Welt Zu Beginn dieses Jahres wurden außerdem gemeinsame Programminitiativen angekündigt, die sich mit Alzheimer und ähnlichen Erkrankungen, der Landwirtschaft, der Nahrungsmittelsicherheit und dem Klimawandel, dem kulturellen Erbe und globalen Veränderungen sowie Gesundheit, Nahrungsmitteln und Prävention ernährungsbedingter Krankheiten widmen sollen. Der Norwegische Forschungsrat teilte mit, dass es geplant sei, an sämtlichen JPI-Forschungsprogrammen außer dem zum kulturellen Erbe Europas teilzunehmen, bei dem Norwegen höchstwahrscheinlich als Beobachter fungieren wird. Über die gemeinsamen Programminitiativen (JPI) Laut der Europäischen Kommission wurden die gemeinsamen Programminitiativen der EU entworfen, um "große Herausforderungen" zu meistern, die von einem Land allein kaum auf effektive und effiziente Weise angegangen werden können. Die zur Untersuchung verschiedener Themen wie zum Beispiel des Managements der Wasserressourcen und der gemeinsamen Anstrengungen zur Meeresforschung entwickelten Programme sollen die EU dabei unterstützen, ihrer Strategie Europa 2020 nachzukommen, die auf die Verbesserung der Lebensqualität und die Bereitstellung neuer Quellen des Wachstums abzielt.