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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Technischer Fortschritt in der Steinzeit durch wachsende Intelligenz

Wachsende Intelligenz hat die Menschen in der Steinzeit in die Lage versetzt, komplexere Werkzeuge zu schaffen, lautet die Aussage einer neuen EU-finanzierten Forschungsstudie. In einem Artikel in der Fachzeitschrift PloS ONE erklärt das Team, wie es nach seinem Studium des mo...

Wachsende Intelligenz hat die Menschen in der Steinzeit in die Lage versetzt, komplexere Werkzeuge zu schaffen, lautet die Aussage einer neuen EU-finanzierten Forschungsstudie. In einem Artikel in der Fachzeitschrift PloS ONE erklärt das Team, wie es nach seinem Studium des modernen Herstellungsprozesses von Steinzeitwerkzeugen zu diesem Schluss gekommen war. Das Projekt wurde von der EU im Rahmen des Projekts HANDTOMOUTH ("Hand to Mouth: A framework for understanding the archeological and fossil records of human cognitive evolution") unterstützt, das 1,1 Mio. EUR aus dem Budget "Neue und sich abzeichnende wissenschaftliche und technologische Entwicklungen" (NEST) im Sechsten Rahmenprogramm (RP6) erhielt. Zu Beginn des Altpaläolithikums vor rund 2,6 Millionen Jahren stellten die damaligen Menschen sehr einfache Steinwerkzeuge her, indem sie schlicht einen Stein auf den anderen schlugen und so eine messerschafte Klinge erzielten. Erst vor rund 500.000 Jahren jedoch waren unsere Vorfahren in der Lage, tropfenförmige Faustkeile zu schaffen, die für weit mehr Zwecke verwendet werden konnten als die primitiveren Feuersteinspitzen. Eine Frage jedoch hatte die Wissenschaftler eine ganze Weile beschäftigt: Warum hatten unsere Vorfahren 2 Millionen Jahre gebraucht, um von der Herstellung einfacher scharfer Steinabschläge zum komplexeren Faustkeil zu kommen? Manche Wissenschaftler vertraten die Auffassung, dass den damaligen Menschen die feinmotorischen Fähigkeiten zur Herstellung von Faustkeilen fehlten, während andere wiederum der Meinung waren, unsere Gehirne seien zu Beginn des Altpaläolithikums für neuartige und kompliziertere Arbeitsweisen, die nötig sind, um komplexere Werkzeuge als Klingen herzustellen, noch nicht ausreichend entwickelt gewesen. Für diese neuste Studie kamen Neurowissenschaftler, Archäologen, Anthropologen und Hersteller von Steinzeitwerkzeugen aus Schweden, dem Vereinigten Königreich sowie den Vereinigten Staaten zusammen, um der Sache gemeinsam auf den Grund zu gehen. Initiator der Studie war Professor Bruce Bradley, ein experimenteller Archäologe an der Universität Exeter im Vereinigten Königreich, der die alte Kunst der Herstellung von Werkzeug aus Feuersteinen beherrscht. Professor Bradley stellte eine Reihe einfacher, scharfer Spitzen, aber auch komplexere Faustkeile her, und trug dabei einen Datenhandschuh, der die Bewegungen seiner Hände und Arme aufzeichnete. Durch den Vergleich der Bewegungen bei der Herstellung beider Werkzeugarten konnten die Forscher herausfinden, ob es mehr motorische Fähigkeiten erforderte, einen Faustkeil zu schaffen als eine Spitze. "Wir stellten fest, dass sowohl die Herstellungstechnik der Spitze, als auch des Faustkeils dieselbe Fertigkeit von Hand und Arm erforderte", erklärte Professor Bradley. "Somit konnten wir verbesserte motorische Fähigkeiten als Hauptgrund für die Weiterentwicklung der Steinzeitwerkzeuge ausschließen." Anders gesagt war es die Evolution des menschlichen Gehirns, die die damaligen Menschen in die Lage versetzte, komplexere Werkzeuge zu schaffen. Das Team ist ferner der Ansicht, dass die Produktion der Faustkeile mit der Entwicklung der Sprache zusammen fallen könnte; Bildstudien des Gehirns haben ergeben, dass manche der Stellen im Gehirn, die für die Werkzeugherstellung benutzt werden, auch für die sprachlichen Fähigkeiten verwendet werden. "Der Übergang vom primitiven Steinwerkezug zum eleganten Faustkeil bedeutete für unsere frühen menschlichen Vorfahren einen enormen technischen Fortschritt. Faustkeile waren ein überaus nützliches Werkzeug zur Verteidigung, für die Jagd und für täglich anfallende Arbeiten", kommentierte der leitende Autor der Studie Dr. Aldo Faisal vom Imperial College London im Vereinigten Königreich. "Unsere Studie untermauert die Theorie, dass die Fähigkeit zur Herstellung von Werkzeugen und die menschliche Sprache gemeinsam aufgetreten sind, da beide ein komplexeres Denken erfordern. Somit spielt das Ende des Altpaläolithikums eine Schlüsselrolle in unserer Geschichte. Nach diesem Zeitalter verließen die ersten Menschen Afrika und siedelten sich in anderen Teilen der Welt an." Für die Zukunft plant das Team nun, die Entwicklung des Gehirns der Neandertaler mit Hilfe derselben Technik zu studieren und die Techniken zur Werkzeugherstellung zu untersuchen, die sie vor 150.000 bis 350.000 Jahren in Eurasien angewendet haben.

Länder

Schweden, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten