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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Verlust der Biodiversität birgt Gesundheitsrisiko

Eine neue britisch-amerikanische Studie zeigt, dass der Verlust der Biodiversität, auch bei Säugetieren und nützlichen Bakterien, für die Menschen ein Gesundheitsrisiko darstellt. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature präsentiert und betonen den wichtig...

Eine neue britisch-amerikanische Studie zeigt, dass der Verlust der Biodiversität, auch bei Säugetieren und nützlichen Bakterien, für die Menschen ein Gesundheitsrisiko darstellt. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature präsentiert und betonen den wichtigen Zusammenhang zwischen Naturschutz und Krankheit. Der Verlust von Spezies im Ökosystem führt zu einer erhöhten Anzahl von Pathogenen, d. h. krankheitsauslösenden Organismen. Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass daraus resultierende Krankheiten von wildlebenden Tieren auf Nutztiere und Menschen überspringen, fordern die Autoren eine bessere Überwachung der Gebiete, in denen eine große Anzahl domestizierter Tiere leben. Die Forscher haben herausgefunden, dass Pflanzen, Tiere und Mikroben, die als erste dem Verlust der Biodiversität zum Opfer fallen werden, oftmals auch jene sind, die die Übertragung von Infektionskrankheiten bremsen können. Zurück bleiben in der Regel Spezies, die die Übertragung von Infektionskrankheiten wie das West-Nil-Virus, Borreliose und Hantavirus noch stärker anregen. "Uns sind bereits spezifische Fälle bekannt, in denen des Verlust der Artenvielfalt zu einem verstärkten Auftreten von Krankheiten geführt hat", erklärt Felicia Keesing, Ökologin am Bard College in New York, Vereinigte Staaten. "Aber jetzt mussten wir feststellen, dass dieses Muster sehr viel allgemeingültiger ist: Der Verlust der Biodiversität verstärkt die Übertragung von Pathogenen über ein breites Spektrum an Infektionssystemen." Dieses Muster, so stellt die Forscherin fest, trifft auf verschiedenste Arten von Krankheitserregern zu - Viren, Bakterien, Pilze - und auf viele verschiedene Wirte, darunter den Menschen, andere Tiere, aber auch Pflanzen. "Wenn ein klinischer Versuch eines Medikaments zeigt, dass es wirkt, wird der Versuch beendet und das Medikament der Öffentlichkeit zugänglich gemacht", erklärt Professor Keesing. "Genauso ist der Schutzeffekt der Biodiversität deutlich genug, sodass wir Maßnahmen ergreifen müssen, ihn zu erhalten." Richard Ostfeld vom Cary Institute of Ecosystems Studies in den Vereinigten Staaten erklärt, dass im Falle der Borreliose "Arten mit einer starken 'Puffer-Wirkung' wie das Opossum verloren gehen, wenn die Wälder keinen zusammenhängenden Lebensraum mehr bieten, sich die Weißfußmaus jedoch vermehrt. Die Mäuse wiederum fördern die Zunahme sowohl der Hirschzecke, als auch des Krankheitserregers, der Borreliose auslöst. Er musste jedoch zugeben, dass die Wissenschaftler gegenwärtig nicht in der Lage sind, zu erklären, warum die widerstandsfähigsten Arten diejenigen sind, die den Krankheitserregern als Vektor dienen. Die Variablen genau zu identifizieren, die am Auftreten von Infektionskrankheiten beteiligt sind, sei zwar schwierig, aber entscheidend, so Andrew Dobson von der Princeton Universität in den Vereinigten Staaten. Neben der Artenvielfalt spielen jedoch auch weitere Faktoren wie Veränderungen der Landnutzung sowie das Bevölkerungswachstum und das Verhalten der Menschen eine entscheidende Rolle. "Wenn die biologische Diversität ab- und der Kontakt mit den Menschen zunimmt, hat man das perfekte Rezept für Ausbrüche von Infektionskrankheiten", so Professor Dobson. Nach Ansicht der Forscher ist die sorgfältige Überwachung von jenen Gebieten, in denen große Anzahlen von domestizierten Tieren gehalten werden oder Fische gezüchtet werden, somit unbedingt notwendig, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten von wildlebenden Tieren auf Nutztiere und Menschen zu verhindern. In einem Kommentar erklärt Sam Scheiner von der National Science Foundation (NFS): "Die globale Veränderung schreitet fort und bringt einige ungewollte Konsequenzen mit sich. Diese Abhandlung demonstriert eindrucksvoll die Gefahren der globalen Veränderung und zeigt, dass das Aussterben von Arten zu mehr Krankheitsfällen für Menschen, andere Tiere und Pflanzen führen kann." Die globale Biodiversität ist seit den 1950er Jahren in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit zurückgegangen. Die aktuelle Extinktionsrate ist 100 bis 1.000 Mal höher als in den vergangenen Zeitaltern. Experten gehen davon aus, dass die Rate in den nächsten 50 Jahren um mindestens das 1.000fache steigen wird. Die wachsende menschliche Bevölkerung kann den Kontakt zu neuen Krankheitserregern durch verschiedene Aktivitäten wie z. B. Waldrodungen zur Schaffung landwirtschaftlicher Nutzflächen oder die Jagd verstärken. Forscher von der Zoological Society of London im Vereinigten Königreich, der Harvard Medical School in den Vereinigten Staaten, der Universität of North Carolina in Chapel Hill, der Oregon State University, der Penn State University, der University of Florida, Cornell University, des Wildlife Trust, sowie von Virgina Tech trugen zu dieser Studie bei.

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