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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Aufforstung und Abholzung: Waldschutz geht auf Kosten anderer

Eine wachsende Zahl von Entwicklungsländern schützt die heimischen Wälder und betreibt Wiederaufforstung; einer neuen Studie zufolge verursacht dies allerdings anderenorts wiederum das Abholzen. Die Forschungsarbeit wurde zum Teil innerhalb des REDD-ALERT-Projekts ("Reducing e...

Eine wachsende Zahl von Entwicklungsländern schützt die heimischen Wälder und betreibt Wiederaufforstung; einer neuen Studie zufolge verursacht dies allerdings anderenorts wiederum das Abholzen. Die Forschungsarbeit wurde zum Teil innerhalb des REDD-ALERT-Projekts ("Reducing emissions from deforestation and degradation through alternative land uses in rainforests of the Tropics") finanziert, das im Themenbereich Umwelt des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) Mittel in Höhe von 3,49 Mio. EUR erhielt. Die in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) publizierten Ergebnisse könnten Einfluss auf die Maßnahmen ausüben, die derzeit unternommen werden, um die Nachhaltigkeit der weltweit noch verbleibenden Wälder zu sichern. Die Forscher der Stanford University und der Rutgers University in den USA sowie der Université Catholique de Louvain (UCL) in Belgien berichten, dass die Wälder unseres Planeten mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 13 Millionen Hektar pro Jahr verschwinden. Das entspricht ungefähr einem Gebiet der Größe Englands. "Eine Reduzierung der Waldzerstörung hat internationale Priorität, schon allein aufgrund von deren Auswirkungen auf Kohlendioxidemissionen und Biodiversität", erklärt Professor Eric Lambin, tätig in Stanford und an der UCL, einer der Autoren der Studie. "Wir fanden mit unserer Studie jedoch heraus, dass sich bei verstärkter Waldschutzpolitik und wirtschaftlichem Wachstum oft die Nachfrage nach importiertem Holz und landwirtschaftlichen Erzeugnisse erhöhte, was dann zur Abholzung in anderen Ländern beitrug." Für die Zwecke der Studie bewertete das Team über einen Zeitraum von nahezu 50 Jahren (1961-2007) die Relation zwischen Aufforstung im nationalen Maßstab sowie dem globalen Handel mit Forsterzeugnissen und landwirtschaftlichen Produkten. Das Team deckte auf, dass sechs Entwicklungsländer Maßnahmen einleiteten, mit denen sie sich von "Netto-Abholzern" zu "Netto-Aufforstern" entwickelten: Chile, China, Costa Rica, El Salvador, Indien und Vietnam. Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass die Länder mit Ausnahme von Indien einen Rückgang des Holzeinschlags und der Gewinnung neuer landwirtschaftlicher Nutzflächen vermeldeten, was eine höhere Nachfrage nach importiertem Holz und Agrarprodukten auslöste. "Je 100 Flächeneinheiten Aufforstung in diesen fünf Ländern wurde das Äquivalent von 74 Flächeneinheiten Waldprodukte importiert", gibt Dr. Patrick Meyfroidt vom Earth and Life Institute des Georges Lemaître Centre for Earth and Climate Research (TECLIM), UCL, Leitautor der Studie, zu bedenken. "Berücksichtigt man dann noch die landwirtschaftlichen Exporte dieser Länder, ergeben sich netto 22 Flächeneinheiten Landnutzung in anderen Ländern." Dieses Verhältnis habe sich immer weiter verschoben, so die TECLIM-Forscher. Inzwischen werden für 100 aufgeforstete Flächeneinheiten etwa 52 Flächeneinheiten land- oder forstwirtschaftlicher Produkte importiert. Für einen Hektar aufgeforstetes Land wurde also ein halber Hektar anderswo verbraucht - zum Beispiel in Ländern wie Brasilien und Indonesien, wo zwischen 2000 und 2005 61% aller Abholzungen der feuchten Tropen stattfanden. Es könne eine ganze Reihe von Maßnahmen angewandt werden, um der Waldzerstörung in anderen Ländern abzuhelfen. Dazu gehöre, Daten zur Umweltzerstörung in die weltweiten Handelsregularien einzubeziehen und die internationale Zusammenarbeit in Fragen der Abholzung und Landnutzung zu verstärken. "Wenn der Waldschutz in einer Region lediglich zum Abholzen in anderen Gebieten führt, gibt das für die Natur global betrachtet keinen Gewinn", unterstreicht Professor Lambin. "Diese Studie bedeutet jedoch nicht, dass die Bemühungen dieser Länder zum Schutz ihrer Wälder nutzlos waren - sie beweist allerdings schon, dass der internationale Handel mit Holz und landwirtschaftlichen Produkten den globalen ökologischen Nutzen nationaler Waldschutzpolitik schmälern kann. Aber auch hier gilt wie so oft: Das Glas ist halb voll und nicht halb leer!"

Länder

Belgien, Vereinigte Staaten

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