Katzenfische - Meister der Mimikry
In einem Artikel der Zeitschrift Nature berichten Wissenschaftler aus Brasilien und Großbritannien von den Ergebnissen einer neuen Untersuchung, nach der viele Fischschwärme anscheinend identischer Fischen tatsächlich eine Reihe von Arten enthalten, die sich so entwickelt haben, dass sie den anderen äußerlich gleichen. Diese Erkenntnisse haben wichtige Folgen für den Umweltschutz, da viele südamerikanische Wasserwege von Abholzung, Dammbau und anderen Aktivitäten bedroht sind. In den Flüssen Südamerikas wimmelt es nur so von unterschiedlichen Arten von Welsen, von denen die meisten zur Gattung Corydoras gehören. Die Panzerwelse (Corydoradinae) weisen eine Reihe besonderer Merkmale auf, darunter blockartige Muster, leuchtende Stacheln, Fleckfärbungen, Ringe, Streifen und Punkte. Viele Schwärme scheinen auf den ersten Blick nur aus einer einzigen Art zu bestehen. Untersucht man diese jedoch genauer, so erkennt man, dass der Schwarm tatsächlich aus verschiedenen Arten besteht, die allerdings dieselben Färbungen und Muster aufweisen. Diese Spezies der Corydoras zeigt viele Gemeinsamkeiten; sie wird von denselben Raubfischen und Raubvögeln gejagt. Auch verteidigen sie sich auf ähnliche Weise, z B. haben die meisten Arten zurückziehbare Giftstacheln. Das Schlüsselelement dieser Forschung ist ein unter dem Namen "Müllersche Mimikry" bekanntes Phänomen, bei welchem giftige Arten mit denselben Fressfeinden identische Warnzeichen entwickeln. Auf diese Weise teilen sich alle Arten den Vorteil, ihren Fressfeinden "beizubringen", dass sie kein schmackhaftes Mahl darstellen. Allerdings ist noch unklar, ob diese Art der Mimikry einigen Nachahmern mehr nützt als anderen. In dieser Studie haben die Forscher entdeckt, dass Gemeinschaften unterschiedlicher Arten von Welsen deshalb zusammenleben können, weil sie zwar dieselben Verteidigungsmechanismen und Warnzeichen haben, ansonsten aber nicht um dieselben Ressourcen konkurrieren. Den Forschern zufolge haben die meisten der beobachteten Mimikrygruppen "denselben Lebensraum und identische Farbmuster entwickelt, aber unterschiedliche Arten der Ressourcengewinnung." "Obwohl die Farbmuster identisch erscheinen, hat unsere detaillierte Analyse der genetischen Verwandtschaft, Ernährung, Körperform und Farbmuster der Fische ergeben, dass 92% der untersuchten Gemeinschaften Arten enthielten, die nicht um Ressourcen konkurrieren," erläutert Markos Alexandrou, ein Doktorand der School of Biological Sciences an der walisischen Bangor University und leitender Autor des Artikels. "Diese Forschungen unterstreichen die versteckte Diversität und Komplexität, die in neotropischen Süßwasserökosystemen zu finden ist", ergänzt Projektleiter Dr. Martin Taylor, ebenfalls von der Bangor University. "Unglücklicherweise sind diese Lebensräume mittlerweile aufgrund menschlicher Aktivitäten extrembedroht." Laut Claudio Oliveira von der Universidade Estadual Paulista in Brasilien haben diese Erkenntnisse wichtige Folgen für die Erhaltung der Arten: "Neben der unbekannten Biodiversität und dem interessanten evolutionären System, das durch diese Studie ans Licht gebracht wurde, unterstreicht es auch die dringende Notwendigkeit, südamerikanische Lebensräume zu schützen und zu erhalten, um das Aussterben vieler bislang unentdeckter und nicht beschriebener Arten zu verhindern."Weitere Informationen: Nature: http://www.nature.com/nature(öffnet in neuem Fenster) Bangor University: http://www.bangor.ac.uk(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Brasilien, Vereinigtes Königreich