Chinesische Heilkunde im Fokus neuer europäisch-chinesischer Studie
Bei kleineren Beschwerden vertrauen Europäer eher der altbewährten Methode: der westlichen Medizin. Wie steht es jedoch mit den Vorteilen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)? Ein EU-finanziertes Forscherteam hat sich zum Ziel gesetzt, über die Sicherheit und Wirksamkeit der traditionellen chinesischen Heilkunde aufzuklären, die Menschen in einem ganzheitlichen und individuellen Ansatz behandelt. Das Projekt GP-TCM ("Good practice in traditional Chinese medicine research in the post-genomic era") wird unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) der EU mit 995.100 EUR gefördert. Unter Einsatz funktioneller Genomik und durch Austausch von Forschungsergebnissen und Strategien sollen die europäischen Bürger insbesondere über die Wirkung von chinesischen Heilkräutern und Akupunktur informiert werden. In 10 Arbeitspaketen, die für das Projekt konzipiert worden waren, analysieren die Forscher aus 13 EU-Mitgliedstaaten sowie Australien, Kanada, China, Norwegen, Thailand und den Vereinigten Staaten den aktuellen Stand der traditionellen chinesischen Heilkunde und wollen offene Fragen klären, vor allem in Zusammenhang mit Qualitätskontrolle, Extraktion und Analyse von Inhaltsstoffen chinesischer Heilkräuter. "Der traditionellen chinesischen Medizin liegt im Gegensatz zum reduktionistischen Ansatz der westlichen Medizin nicht die moderne Anatomie sowie Zell- und Molekularbiologie zugrunde, sondern eine einzigartige Theorie, die auf einer individuellen, holistischen Betrachtung von Gesundheit und Krankheit und der Philosophie vom Gleichgewicht zwischen Yin und Yang beruht. Ziel dabei ist die Harmonisierung der Körperfunktionen", erklärt Projektkoordinator von GP-TCM Dr. Qihe Xu, Forscher am King's College London, Vereinigtes Königreich. "Westliche und chinesische Medizin widersprechen sich in vielen grundlegenden Fragen, da sie Gesundheit aus ihrer jeweils eingeschränkten Perspektive verstehen. GP-TCM soll bewährte Strategien offen legen und die TCM-Forschung in der EU im Rahmen funktioneller Genomanalysen mithilfe des Austauschs von Meinungen, Erfahrungen und Forschungsergebnissen zwischen Wissenschaftlern, Medizinern und dem pharmazeutischen Sektor in der EU und China harmonisieren." Da die 10 Arbeitspakete Dr. Xu zufolge grundlegende Fragen klären sollen, die die Menschen beschäftigen, wollen die GP-TCM-Partner vor allem die modernen Methoden der funktionellen Genomik stärker in die Analyse von Sicherheit, Wirksamkeit und Wirkmechanismen chinesischer Heilkräuter und Akupunktur einbinden. "Angewendet werden sollen genanalytische Methoden in computergestützten (in silico) Modellen, Zellkulturen, Tiermodellen und klinischen Studien", wie er erklärt. "Leitlinien für bewährte Strategien und standardisierte Protokolle in verwandten Forschungsbereichen sollen demnächst veröffentlicht werden, um die künftige TCM-Forschung in Europa zu harmonisieren, desgleichen sollen allen Mitgliedstaaten entsprechende Online-Tools und Forschungsmittel zur Verfügung gestellt werden." Mit der Veröffentlichung bewährter Strategien und standardisierter Protokolle sowie dem breiten Zugang zu Online-Tools und Forschungsmitteln für alle Mitgliedstaaten will das Konsortium die TCM-Forschung in ganz Europa vorantreiben. Das von 2009 bis 2012 laufende Projekt GP-TCM wird den Grundstein für die Europäische Gesellschaft für chinesische Heilkundeforschung legen und damit die Koordinierung und Leitung der europäisch-chinesischen Kooperation in der TCM-Forschung übernehmen.Weitere Informationen unter: GP-TCM: http://www.gp-tcm.org/(öffnet in neuem Fenster) King's College London: http://www.kcl.ac.uk/index.aspx(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Australien, Kanada, China, Norwegen, Thailand, Vereinigtes Königreich