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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Moskitonetze schützen nicht vor Kala Azar

Für die Malariaprävention waren Moskitonetze mit langlebigen Insektiziden ein wichtiger Durchbruch, sie bieten allerdings keinen Schutz gegen alle durch Insektenstiche übertragbaren Krankheiten. Zu diesem Schluss kam eine internationale Studie im Rahmen des Projekts KALANET ("...

Für die Malariaprävention waren Moskitonetze mit langlebigen Insektiziden ein wichtiger Durchbruch, sie bieten allerdings keinen Schutz gegen alle durch Insektenstiche übertragbaren Krankheiten. Zu diesem Schluss kam eine internationale Studie im Rahmen des Projekts KALANET ("Efficacy, acceptability and cost-effectiveness of long lasting insecticidal nets in the prevention of Kala-azar"), das 2,11 Mio. EUR aus dem Budget für "Maßnahmen der internationalen Zusammenarbeit" (INCO) des Sechsten EU-Rahmenprogramms (RP6) erhielt. Vorgestellt wurde sie im British Medical Journal. Den Forschern unter der Leitung von Professorin Marleen Boelaert vom Institut für Tropenmedizin Antwerpen in Belgien zufolge zeigen ihre Studien, dass Moskitonetze beim Schutz der Menschen in Indien und Nepal vor Kala-Azar versagten. Diese auch als viszerale Leishmaniose bekannte Krankheit betrifft jährlich eine halbe Million Menschen und wird durch Leishmania-Parasiten ausgelöst, die durch Sandmücken übertragen werden. Der Parasit zerstört die Blutzellen der infizierten Person und führt so zu einer vergrößerten Milz, Entzündungen und einer progressiven Auszehrung. Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, endet sie meist tödlich. Bisher wurden Sandmücken in Indien und Nepal mittels Innenraumbehandlung mit Insektiziden wie DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) bekämpft. Allerdings hilft das Spritzen von Insektiziden nur lokal und unregelmäßig, was bedeutet, dass genug Sandfliegen und deren Beute übrigbleiben, um die Krankheit weiter zu verbreiten. Einige Haushalte nutzen Moskitonetze, die jedoch nicht mit dauerhaften Insektiziden behandelt werden. In einem Versuch, die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen, starteten die Forscher eine groß angelegte Kampagne, in der alle Haushalte einer Region mit Moskitonetzen mit mehrere Jahre lang wirkenden Insektiziden ausgestattet wurden. Die Wissenschaftler aus Antwerpen und ihre Kollegen aus Indien, Nepal, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich waren sich in der Annahme einig, dass dieser Ansatz funktionieren müsse, da er im Sudan zu positiven Ergebnissen geführt hatte - allerdings musste angemerkt werden, dass die Krankheit dort von einer anderen Sandmückenart übertragen wurde. Im Iran und in Syrien hatten die behandelten Moskitonetze außerdem gegen kutane Leishmaniose geholfen, die von anderen Leishmania-Arten hervorgerufen wird. Die Forscher fügten hinzu, dass die Sandmücke, die in Indien die Krankheit überträgt, oft im Haus und meist in der Nacht zuschlägt. Ein Moskitonetz über dem Bett erschien logischerweise als wirksamer Schutz. Allerdings wurden diese Annahmen in der Studie widerlegt. Nach der zweijährigen Überwachung von 20.000 Menschen in 26 Dörfern mit einer hohen Inzidenz der viszeralen Leishmaniose in Indien und Nepal schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass die Verwendung von Netzen keine signifikanten Auswirkungen auf die Zahl der Fälle von Leishmaniose hatte. Die Dörfer wurden in Paare mit so viel Ähnlichkeiten wie möglich aufgeteilt, dann wurde per Los entschieden, welche Siedlung Moskitonetze erhält. Während des Untersuchungszeitraums wurde etwa die Hälfte der Dörfer im Rahmen des üblichen nationalen Bekämpfungsprogramms besprüht. In den Siedlungen mit den zusätzlichen Moskitonetzen sank die Anzahl der Sandfliegen in den Häusern um 25%, aber die Zahl der Infektionen lag nicht signifikant unter der Marke der Dörfer aus der Kontrollgruppe. Auch die Zahl der Fälle von Leishmaniose ging nicht wesentlich zurück, tatsächlich sank das Erkrankungsrisiko lediglich um 1%. Allerdings stellte das Forscherteam fest, dass 90% der Einwohner der mit zusätzlichen Netzen ausgestatteten Dörfern mehr als 80% der Nächte unter ihren Netzen geschlafen haben, während in der Kontrollgruppe nur 30% der Menschen regelmäßig unter einem unbehandelten Netz schliefen. Darüber hinaus sank die Zahl der Malariafälle in den Dörfern mit den zusätzlichen Netzen deutlich. Für die Wissenschaftler deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass Sandfliegen häufiger im Freien beißen als bisher angenommen, und dort sind die Netze nicht einsatzbereit.Weitere Informationen unter: Institute of Tropical Medicine Antwerp: http://www.itg.be/itg/generalsite/Default.aspx?WPID=513&L=E British Medical Journal: http://www.bmj.com/

Länder

Belgien, Schweiz, Indien, Nepal, Vereinigtes Königreich

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