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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Spanische Forschung zeigt: Frauen behandeln sich eher selbst als Männer

Spanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Frauen statistisch gesehen häufiger nicht-verordnete Medikamente nehmen als Männer. Bei der Studie, die in der Zeitschrift Pharmacoepidemiology and Drug Safety veröffentlicht und von Forschern der Universität Rey Juan Carlos...

Spanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Frauen statistisch gesehen häufiger nicht-verordnete Medikamente nehmen als Männer. Bei der Studie, die in der Zeitschrift Pharmacoepidemiology and Drug Safety veröffentlicht und von Forschern der Universität Rey Juan Carlos in Madrid durchgeführt wurde, stellte sich außerdem heraus, dass Selbstmedikation stark von Staatsangehörigkeit, Einkommen sowie Alkohol- und Tabakkonsum abhängt. Bei der Selbstmedikation oder Eigenbehandlung versucht man sich gesund zu halten, ohne einen professionellen Mediziner zu konsultieren. Das das Ganze sowohl positive als auch negative Folgen hat, versucht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Langem, das Wissen über eine wirksame und vernünftige Selbstmedikation zu einem Bestandteil der gesundheitlichen Aufklärung und Bildung zu machen. In Spanien hat die zunehmende Verfügbarkeit von rezeptfreien Medikamenten in den letzten Jahren zu einem Anstieg der Selbstmedikation geführt. "Auch wenn die Selbstmedikation im Allgemeinen eher negativ besetzt ist, so ist sie für die Bevölkerung tatsächlich die wichtigste Methode der Selbstbehandlung", erklärt Pilar Carrasco, Hauptautor der Studie und Leiter der Abteilung für Präventivmedizin, Volksgesundheit, Immunologie und Mikrobiologie an der Universität Rey Juan Carlos in Madrid. Die Ergebnisse zeigen, dass 20,17% der Spanier zu nicht-verordneten Medikamenten greifen. Den größeren Teil der Gruppe bilden dabei die Frauen: 16,93%, im Vergleich zu 14,46% der Männer. Carrasco erklärt diesen Geschlechterunterschied damit, dass Frauen mehr Medikamente konsumieren. "Frauen leiden eher unter emotionalen Störungen und sind in unserer Gesellschaft allgemein anfälliger", sagt Carrasco. "Das könnte daran liegen, dass Frauen ihre Symptome leichter wahrnehmen und darauf reagieren." Für die Studie wurden Daten von 20.738 Menschen im Alter über 16 Jahren herangezogen, die zwischen 2006 und 2007 vom spanischen staatlichen Gesundheitssystem gesammelt wurden. Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie in den vergangenen zwei Wochen bestimmte Medikamente ohne offizielle ärztliche Verschreibung eingenommen hatten. Sowohl Männer als auch Frauen, so stellte sich heraus, hatten Schmerzmittel, Fiebersenker und Mittel zur Linderung von Erkältungserscheinungen oder Halsschmerzen genommen. Insgesamt gaben 73,78% der Frauen und 57,69% der Männer an, irgendeine Art von Medikament im Laufe der letzten zwei Wochen genommen zu haben, wobei in 20,17% der Fälle die Medizin ohne ärztliche Verschreibung eingenommen wurde. Anhand dieser Informationen konnte das Team Variablen wie Alter, Geschlecht, Nationalität, Familienstand, Bildungsgrad und berufliche Stellung analysieren. Die Gruppe im Alter zwischen 16 und 44 Jahren griff am häufigsten auf die Selbstmedikation zurück, wobei es innerhalb dieser Gruppe auch noch Unterschiede gab. Alleinstehende Frauen mit Universitätsbildung, Männer mit einem Monatsgehalt von über 1.200 EUR und männlichen Migranten bildeten die drei Gruppen, in denen Selbstmedikation am wahrscheinlichsten vorkam. "Der Konsum von nicht verschriebenen Medikamenten ist bei jungen Frauen ohne chronische Schmerzen häufiger. Außerdem besteht in dieser Gruppe eine Verbindung zwischen dieser Praxis einerseits und Tabak- und Alkoholkonsum sowie der Verwendung von alternativen Therapien andererseits", erklärt Carrasco. Diese Ergebnisse bekräftigen auch frühere Studien, die zeigten, wie lateinamerikanische Immigranten in Spanien verschreibungspflichtige Medikamente erhalten und zu sich nehmen, ohne direkten Zugang zum Gesundheitssystem zu haben. Die Forscher hoffen, dass diese Studie das Bewusstsein über die Gefahren der Selbstmedikation erhöhen wird. "Die unbedachte Einnahme von Medikamenten ohne Rezept kann schwerwiegende Folgen für die individuelle und die kollektive Gesundheit der Bevölkerung haben. Daher ist es immer empfehlenswert, bei Fragen einen Mediziner zu konsultieren", rät Carrasco. Durch die Betrachtung des geschlechtsspezifischen Unterschieds als ein mehrdimensionales Konzept mit unterschiedlichen sozialen, psychologischen und kulturellen Aspekten konnte das Team erklären, wie geschlechtsspezifische Faktoren die Unterschiede in der Art und Weise bestimmen, wie Männer und Frauen sich in der Gesundheitsfürsorge verhalten.Weitere Informationen unter: Universität Rey Juan Carlos in Madrid: http://www.urjc.es/version_ingles/

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Spanien