Skip to main content
European Commission logo
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-09

Article available in the following languages:

Wissenschaftler wollen Stress-Rätsel lösen

EU-finanzierte Forscher haben einen bisher unbekannten Signalweg im Gehirn mit unserer Stressreaktion in Verbindung gebracht und damit zur Beantwortung der Frage beigetragen, welche Rolle die "Chemie des Gehirns" bei unserer Reaktion auf extrem stressvolle und traumatische Ere...

EU-finanzierte Forscher haben einen bisher unbekannten Signalweg im Gehirn mit unserer Stressreaktion in Verbindung gebracht und damit zur Beantwortung der Frage beigetragen, welche Rolle die "Chemie des Gehirns" bei unserer Reaktion auf extrem stressvolle und traumatische Ereignisse spielt. Die in der Zeitschrift Nature vorgestellte Forschungsarbeit wurde zum Teil durch die Projekte BRAIN AND ANXIETY und GENADDICT im Rahmen des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU finanziert. BRAIN AND ANXIETY ("Neural mechanisms of fear and anxiety: interactions between proteases and extra-cellular milieu") wurde mit einem Marie Curie Excellence Grant in Höhe von 1,72 Mio. EUR gefördert, während GENADDICT ("Genomics, mechanisms and treatment of addiction") 8,1 Mio. EUR aus dem Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit") erhielt. Die Erkenntnisse könnten zu Fortschritten bei der Behandlung und Vorbeugung von stressbedingten psychischen Störungen führen. Unter der Leitung der Universität Leicester im Vereinigten Königreich konnten die Forscher Licht auf ein lange bestehendes Rätsel werfen: Warum führen traumatische Ereignisse bei manchen Menschen zu Angststörungen? Etwa zwei von zehn Personen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Angststörungen. Obwohl die kumulative Lebenszeitprävalenz aller stressbedingten Erkrankungen schwer zu erfassen ist, glauben Experten dass sie über 30% liegt. "Stresserkrankungen betreffen einen großen Anteil der Bevölkerung und haben große persönliche, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen", erklärt Dr. Robert Pawlak von der Universität Leicester, einer der Autoren der Studie und Empfänger des Marie-Curie-Exzellenzstipendiums. "Wir wussten bereits, dass bestimmte Personen auf die schädlichen Auswirkungen von Stress anfälliger reagieren als andere. Zwar haben die meisten von uns haben traumatische Erlebnisse, aber nur wenige Menschen entwickeln stressbedingte psychiatrische Erkrankungen wie Depression, Angst oder posttraumatische Belastungsstörung. Die Gründe dafür kannte man nicht." Dr. Pawlak zufolge wurde das Team von der Frage getrieben, warum manche Menschen anfälliger sind als andere, weil wenig über die Zusammenhänge zwischen psychologischen Traumata und der Entwicklung pathologischer Angststörungen bekannt war. "Wir stellten uns die Frage: Auf welcher molekularen Grundlage entsteht Angst als Reaktion auf Schmerzreize?", so Dr. Pawlak. "Wie werden stressbedingte Signale aus der Umwelt in die richtige Verhaltensreaktionen übersetzt? Zur Untersuchung dieser Probleme wählten wir eine Kombination aus genetischen, molekularen, elektrophysiologischen und verhaltenstherapeutischen Ansätzen. Das führte zur Entdeckung eines kritischen, bisher unbekannten Signalwegs, über den Angst als Reaktion auf Stress vermittelt wird." Die Amygdala, das von Experten so bezeichnete emotionale Zentrum des Gehirns, reagiert auf Stress durch eine erhöhte Produktion des Proteins Neuropsin. Dies löst eine Reihe von chemischen Ereignissen aus, die wiederum die Amygdala dazu anregen, ihre Aktivität zu steigern. Schließlich wird dabei ein Gen aktiviert, das die Stressreaktion auf zellulärer Ebene bestimmt. "Wir haben dann die Verhaltenskonsequenzen der obigen Reihe von zellulären Ereignissen, die durch Stress in der Amygdala ausgelöst werden, untersucht", sagt Dr. Pawlak. Stressgefühle führen zur Vermeidung von belastenden Ereignissen, aber wenn von der Amygdala erzeugte Proteine blockiert werden, kommt es in der Folge von Stress nicht zu diesen Verhaltensänderungen. "Wir schließen daraus, dass die Aktivität von Neuropsin und seiner Partner die Stressanfälligkeit bestimmen", erklärt er. Hauptautor Benjamin Attwood von der Universität Leicester sagt zu den Ergebnissen der Studie: "Die Beschäftigung mit der Frage, wie unsere Erfahrungen unsere Verhaltensweise verändern, war ein sehr aufwendiges Projekt. Wir hoffen, dass dies dazu beitragen wird, Menschen zu helfen, die mit den negativen Folgen von traumatischen Erfahrungen leben müssen." Dr. Pawlak schlussfolgert: "Diese Ergebnisse sind sehr spannend. Zwar sind weitere Forschungen notwendig, um unsere Ergebnisse in die klinische Praxis zu übertragen, aber diese Entdeckung eröffnet uns neue Möglichkeiten für die Prävention und Behandlung von stressbedingten psychischen Erkrankungen wie Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen." Beiträge zu dieser Studie kamen von Experten von der Polnischen Akademie der Wissenschaften und des in Japan ansässigen Nara Institute of Science and Technology.Weitere Informationen unter: University of Leicester: http://www2.le.ac.uk/ Nature: http://www.nature.com/

Länder

Japan, Polen, Vereinigtes Königreich

Verwandte Artikel