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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Pflanzenwelt in Gefahr: Woran erkennbar im konkreten Fall?

Man geht allgemein davon aus, dass Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, wenn sie nur in einem begrenzten geographischen Gebiet vorkommen und die Populationsgröße eher klein ist. Doch anhand einer neuen Studie anhand zahlreicher Pflanzenproben aus Südafrika und dem Verein...

Man geht allgemein davon aus, dass Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, wenn sie nur in einem begrenzten geographischen Gebiet vorkommen und die Populationsgröße eher klein ist. Doch anhand einer neuen Studie anhand zahlreicher Pflanzenproben aus Südafrika und dem Vereinigten Königreich konnte ein internationales Konsortium von Biologen beweisen, dass diese Kriterien manche Arten in dem Fall zu Unrecht als gefährdet einstufen, wenn sie in einer Region neu ansässig geworden sind. Die Studie erschien am 4. Mai im renommierten Fachjournal PLoS Biology und wurde unter anderem von Professor Vincent Savolainen geleitet, der eine gemeinsame Stelle am Fachbereich Biowissenschaften des Imperial College London und bei Kew Gardens im Vereinigten Königreich innehat. Das Forschungsvorhaben wurde teilweise durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) innerhalb des Siebten Rahmenprogramms (RP7) der Europäischen Kommission finanziert. Professor Savolainen und seine Kollegen sammelten pflanzliche Gewebe des Kapländischen Florenreichs in Südafrika, einem für seine spektakuläre Pflanzenvielfalt bekannten Gebiet. Eine molekulare Analyse von Desoxyribonukleinsäuresequenzen (DNA) zeigte, dass sich das Bedrohungsmuster sowohl von dem bei Pflanzen im Vereinigten Königreich mit seiner sehr gut erfassten Flora auftretenden Muster als auch von dem bei Wirbeltieren zu beobachtenden Muster unterscheidet. "Unsere Ergebnisse stellen die Anwendung der gleichen Gruppen von Bedrohungskriterien bei verschiedenen lebenden Organismen und quer durch alle Regionen durchaus in Frage", so Professor Savolainen. "Wir müssen eventuell über Möglichkeiten zur genauen Anpassung der Anwendung der Kriterien der Roten Liste zur schnellen Bewertung von Gefahren nachdenken - eine gewaltige Aufgabe, die angesichts der Veränderungen, die wir in unserer globalen Umwelt sehen, noch dringlicher sein könnte." Die Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) veröffentlicht jedes Jahr die Rote Liste gefährdeter Arten, die sich an umfangreiche Feldstudien und Datenerhebungen anlehnt und auf den Erfahrungen vorhergehender Jahre aufbaut. Die aktuelle Rote Liste aus dem Jahr 2010 nennt die gigantische Zahl von 17.390 Arten - ausgehend von rund 50.000 untersuchten Arten - die vom Aussterben bedroht sind. Die Anzahl der in die Liste aufgenommenen Tiere und Pflanzen steigt jährlich immer weiter an. Jüngsten Schätzungen zufolge sind ungefähr 20 Prozent der Blütenpflanzen derzeit vom Aussterben bedroht. Die exakte Zahl ist jedoch unbekannt, da nur ein kleiner Anteil der Pflanzenarten untersucht wurde. Zur Gefährdung von Pflanzenarten tragen viele Faktoren bei. Landentwicklung und Landwirtschaft bedeuten Lebensraumverlust: Zahlreiche Spezies sind Opfer dieser Aktivitäten des Menschen. Andere sind durch Umweltverschmutzung, Schädigungen des Lebensraums oder als Ergebnis des Wettbewerbs mit invasiven Arten dahingeschwunden. Wieder andere erliegen eingeschleppten Krankheiten. "Die Verringerung der Aussterberaten ist eine der größten ökologischen Herausforderungen unserer Zeit", stellt Professor Jonathan Davies von der McGill University in Kanada fest, "aber festzustellen, welche Arten am meisten gefährdet sind, kann schwierig sein." Die Studienresultate deuten darauf hin, dass das Aussterberisiko von Pflanzenarten eng mit dem Alter der Spezies zusammenhängt. Hier liegt ein Unterschied zu den Faktoren, von denen man annimmt, dass sie Tierarten in Gefahr bringen. Charakteristische Merkmale, die möglicherweise zur Erhöhung des Aussterberisikos einer Art beitragen, sind Eigenschaften wie ein großer Körper, der lange bis zur Geschlechtsreife braucht, oder die Anlage, nur ein Junges auf einmal - mit langen zeitlichen Abständen zwischen den Geburten - aufzuziehen. "Bei Pflanzen beweisen wir, dass die Prozesse des Aussterbens und der Artbildung [der evolutionäre Prozess, durch den neue Arten entstehen] miteinander in Zusammenhang stehen. Dem Anschein nach sind die am meisten gefährdeten Arten oft die allerjüngsten. Junge Spezies scheinen ein hohes Risiko des Aussterbens zu haben - einfach deshalb, weil die Populationen noch nicht ausreichend Zeit zum Wachsen und Ausbreiten hatten", erklärt Professor Davies. "Es ist jedoch gleichermaßen möglich, dass einige Pflanzenarten gleich von den frühen Anfängen an zum Scheitern verurteilt sind."Weitere Informationen unter: Imperial College London http://www3.imperial.ac.uk/ PLoS Biology http://www.plosbiology.org/

Länder

Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten, Südafrika

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