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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Sich als Barbiepuppe fühlen: Gehirn sorgt für subjektives Körpergefühl

Was würde Ihnen wohl durch den Kopf gehen, wenn Sie eines Morgens aufwachten und annehmen müssten, dass Ihr Körper auf Puppengröße geschrumpft ist? Sie könnten durchaus auf die Idee kommen, dass Sie normal groß und alle anderen riesig sind. Oder aber Sie denken, dass Sie selbe...

Was würde Ihnen wohl durch den Kopf gehen, wenn Sie eines Morgens aufwachten und annehmen müssten, dass Ihr Körper auf Puppengröße geschrumpft ist? Sie könnten durchaus auf die Idee kommen, dass Sie normal groß und alle anderen riesig sind. Oder aber Sie denken, dass Sie selber winzig klein sind... So stellt sich die Frage: Wie beeinflusst unsere Körpergröße die Sicht auf die umgebende Welt? Forscher in Schweden suchten nach Antworten auf diese Fragen und legen nun interessante Ergebnisse vor. Ihre im Fachjournal PLoS ONE veröffentlichte Studie wurde über Finanzmittel aus dem Siebten EU-Rahmenprogramm (RP7) teilweise durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) finanziert. Der klassischen Theorie zufolge nehmen wir Größe und Entfernung als ein Ergebnis dessen wahr, wie das Gehirn verschiedene visuelle Schlüsselreize - etwa die Größe eines Objekts auf der Netzhaut und wie sich dieses Objekt über das Sichtfeld bewegt - interpretiert. Einige Experten gehen davon aus, dass dies auch für die Körpergröße und deren Verhältnis zur Wahrnehmung gilt. Sie behaupten, dass Strecken umso kürzer zu sein scheinen, je größer jemand ist. Um diese Annahmen einer Prüfung zu unterziehen, untersuchte das Wissenschaftlerteam des Karolinska-Instituts, ob die Probanden in einer Laborumgebung einen winzigen oder einen riesigen Körper als ihren eigenen empfinden würden. Die Karolinska-Forscher nutzten für das Experiment die gleiche Technik, mit der sie bereits mit Erfolg außerkörperliche Erfahrungen und das Gefühl erzeugt hatten, man könnte seinen Körper mit dem eines anderen Menschen oder einer Puppe tauschen. Nun ging es darum, bei den Probanden die Illusion zu erzeugen, entweder einen sehr großen Körper zu haben oder puppenklein zu sein. Die Probanden durchlebten ihre Erfahrungen mithilfe verschiedener Puppen: einer riesenhaften von vier Metern, einer kleineren von 80 und einer Barbiepuppe von 30 Zentimetern Länge. Die Forschungsarbeit offenbarte, auf welche Weise unsere Körpergröße die Wahrnehmung des Raums um uns herum beeinflusst. "Winzig kleine Körper erfahren die Welt als riesig und umgekehrt", erklärt der leitende Autor und Studienleiter Dr. Henrik Ehrsson vom Brain, Body and Self Laboratory des Fachbereichs Neurowissenschaften des Karolinska-Instituts. Das Team bewertete die veränderte Raumwahrnehmung, indem die Studienteilnehmer die Größe von Würfeln schätzen und dann mit geschlossenen Augen zu den Würfeln hinüberlaufen mussten. Hatten die Probanden die Vorstellung, einen kleinen Körper zu haben, so überschätzten sie Größe und Entfernung. Das Gegenteil trat ein, wenn sie das Gefühl hatten, riesengroß zu sein. Die Forscher weisen darauf hin, dass eine der Strategien, die das Gehirn zur Bewertung der Größe nutzt, im Vergleich zweier Objekte besteht. Man nehme zum Beispiel einen Körper und einen Baum, die nebeneinander stehen. Hatten die Probanden aber das Gefühl, dass der künstliche Körper ihr eigener sei, so war nach Angaben der Forscher der "Körpergrößeneffekt" weitaus stärker. "Auch wenn wir genau wissen, wie groß ein Mensch ist, spiegelt uns die Illusion vor, andere Menschen als Riesen wahrzunehmen - und das ist eine sehr seltsame Erfahrung", so Dr. Ehrsson. Die Forschung zeigt außerdem, wie gut die Chancen der Schaffung einer Illusion des Körpertauschs mit einem deutlich kleinen oder größeren künstlichen Körper sind. Dieser Effekt könnte langfristig betrachtet in praktischen Anwendungen ausgenutzt werden. "Es ist theoretisch möglich, die Illusion zu erzeugen, man sei ein mikroskopischer Roboter, der Operationen im menschlichen Körper, oder aber ein Riesenroboter, der nach einem Unfall Reparaturen im Atomkraftwerk durchführt", erläutert Dr. Ehrsson. Die Forscher betrachten die Ergebnisse als "grundlegend wichtig, da sie auf einen kausalen Zusammenhang zwischen der Darstellung des körperlichen Raums und des umgebenden Raums hindeuten. Somit beeinflusst unser eigener Körper, auf welche Weise wir die Welt wahrnehmen."Weitere Informationen unter: Karolinska Institutet: http://ki.se/?l=en PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action

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Schweden

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