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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Forscher entwickeln neue Methode für die Gewinnung von Wildseide

Unter der Leitung der Universität Oxford im Vereinigten Königreich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass eine Kruste aus Kalziumoxalat die Oberfläche von Wildseidenkokons bedeckt, wodurch die Fadengewinnung erschwert wird. Wird diese Kruste entfernt, lassen sich aus den K...

Unter der Leitung der Universität Oxford im Vereinigten Königreich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass eine Kruste aus Kalziumoxalat die Oberfläche von Wildseidenkokons bedeckt, wodurch die Fadengewinnung erschwert wird. Wird diese Kruste entfernt, lassen sich aus den Kokons lange Seidenfäden gewinnen, ähnlich wie bei den gezüchteten Maulbeer-Seidenraupen (Bombyx mori, B. mori). Die Forschungsarbeiten wurden teilweise vom Projekt SABIP (Silks as biomimetic ideals for polymers) finanziert, das im Rahmen des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) mit Finanzhilfen des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) in Höhe von fast 2,3 Mio. EUR gefördert wurde. Die in der Fachzeitschrift Biomacromolecules veröffentlichten Ergebnisse könnten zur Entwicklung der Seidenindustrie in Asien, Afrika und Südamerika führen, wo Wildseidenraupen stark verbreitet sind. Schon seit langer Zeit sind sich die Menschen bewusst, welch wichtige Rolle die Seidenmotten in der Seidenindustrie spielen. Seidenstoffe wurden im alten China bereits 3500 v. Chr. hergestellt. Hierfür wird der feine, weiche Faden der Seidenmottenkokons abgewickelt, wobei heutzutage der größte Teil der Seide auf dem Markt von den Kokons der Maulbeer-Seidenraupen B. mori stammt. Die Fäden dieser Seidenraupen lassen sich einfach abwickeln und ermöglichen die Gewinnung langer, durchgehender Fäden. Für die Arbeiter in der Seidenindustrie ist das Abwickeln der Kokonfäden "wilder" Arten nicht einfach. Um das gewünschte Produkt zu gewinnen, unterziehen die Arbeiter die Kokons aggressiven Verfahren. Der Nachteil ist jedoch, dass die Fäden normalerweise beschädigt werden und dadurch die Seide von schlechterer Qualität ist. Hier setzte das Team aus Oxford an und entwickelte und testete erfolgreich eine Methode, mit der sich die Seidenfäden von Wildkokons ohne Schaden abwickeln lassen. Sie testeten ihr neues Verfahren an der Seidenraupe Gonometa postica. In einer warmen Lösung aus Ethylendiamintetraacetat weichte das Team die Kokons so weit auf, dass sich die Seidenfäden ohne Beschädigung abwickeln ließen. Durch das "Demineralisieren" der Oberfläche der Wildseidenkokons - das heißt durch die Entfernung der Kalziumoxalat-Kruste - konnten die Forscher die Kokons mit gängigen Haspelvorrichtungen in lange ununterbrochene Fäden abwickeln. Diese Fäden bilden eine gute Alternative zu denen der Maulbeerraupenkokons. "Im Unterschied zur Behandlung von Wildseidenkokons - wie beispielsweise das Degummieren mit Ananassaft, Kardieren und Spinnen per Hand - weicht unsere neue Methode den Kokon so auf, dass der Faden ohne Beschädigung abgewickelt werden kann, wodurch die Seide ihre begehrten Eigenschaften erhält", erklärt Tom Gheysens vom Fachbereich Zoologie der Universität Oxford, der die Forschungsarbeiten zusammen mit dem Teamverantwortlichen in Oxford, Professor Fritz Vollrath, leitete. "Der Demineralisierungsprozess ermöglicht es zum ersten Mal, lange durchgehende Seidenfäden aus Wildseidenkokons zu gewinnen und hochwertige Wildseide zu produzieren, die ein potenzielles Gegenstück zur Zuchtform darstellen könnte." In ihrem Artikel lautet das Fazit der Forscher: "Die Fasern von G. postica, die bisher noch nicht ausführlich untersucht wurden, weisen bei diesem Herstellungsverfahren im Vergleich zu Fasern, die von gezüchteten Maulbeerseidenraupen, B. mori, erzeugt wurden, konkurrenzfähige Eigenschaften auf. Daraus lässt sich ableiten, dass sich durch unsere Degummierungsmethode die Fäden zusätzlicher Seidenmottenarten aufwickeln lassen und uns ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Seidenindustrie in Asien aber auch in Afrika und Südamerika gelungen ist." Forscher der Universität Bristol und des Commercial Insects Program am International Center of Insect Physiology and Ecology in Kenia waren ebenfalls an dieser Studie beteiligt.Weitere Informationen unter: Oxford University: http://www.ox.ac.uk/ Biomacromolecules: http://pubs.acs.org/journal/bomaf6 Europäischer Forschungsrat: http://erc.europa.eu/

Länder

Vereinigtes Königreich

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