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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Zum Lernen ist es nie zu spät

Qualifizierte Krankenschwestern, die zusätzliche Hilfen in Anspruch nehmen, um den Umgang mit sehr verzweifelten und verstörten Patienten zu lernen, können aufatmen. Forscher unter der Leitung von Professor Mary Chambers von der Kingston Universität und St. George, Universität...

Qualifizierte Krankenschwestern, die zusätzliche Hilfen in Anspruch nehmen, um den Umgang mit sehr verzweifelten und verstörten Patienten zu lernen, können aufatmen. Forscher unter der Leitung von Professor Mary Chambers von der Kingston Universität und St. George, Universität London im Vereinigten Königreich haben einen neuen Kurs für das Pflegepersonal entwickelt, in dem die Anwendung effektiver und ethisch vertretbarer Methoden vermittelt werden soll. Das Projekt wurde teilweise von der EU unter dem Leonardo-da-Vinci-Programm der Europäischen Kommission mit Mitteln in Höhe von 300.000 EUR finanziert. Weitere 200.000 EUR wurden den Forschern von der EU zur Verfügung gestellt, so dass sie den Kurs in sieben europäischen Ländern auf den neusten Stand bringen, testen und qualitätssichern konnten. Der Kurs wurde am South West London und St. George Mental Health National Health Service (Nationaler Gesundheitsdienst, NHS), sowie in drei Krankenhäuser in Finnland eingeführt. Er umfasst rund 100 Unterrichtsstunden sowie eine Online-Schulung und persönliche Instruktionen. Nach Aussage der Forscher wird der Kurs in ganz Europa Teil der Ausbildung für Pflegepersonal im Umgang mit psychisch Kranken werden. Hauptziel des Kurses ist es, zu vermeiden, dass qualifiziertes Pflegepersonal auf sehr verzweifelte Personen mit ineffektiven Mitteln wie Zwangsmaßnahmen reagiert (z. B. körperliche Fixierung) oder die ihre Interaktion mit anderen zu sehr einschränkt. Nach Ansicht der Experten sollte das Pflegepersonal vielmehr auf sowohl wirksame, als auch ethisch vertretbare Ansätze zurückgreifen, nämlich bessere Kommunikation und ein Einbeziehen des Patienten in die eigene Behandlung und den Genesungsprozess. "Dies soll gewährleisten, dass Patienten mit psychischen Problemen die für sie so wichtige Hilfe erhalten, was ihre Therapie erfolgreicher macht", sagt Professor Chambers und fügt hinzu, dass die ersten Ergebnisse implizieren, dass die Schulungen zu einem Rückgang der Anzahl gewalttätiger Übergriffe in Krankenhäusern führten. "Die Menschen tendieren dazu, mit Verzweiflung zu reagieren, weil sie Angst haben und nicht wissen, was mit ihnen passiert", erklärt sie. "Das Pflegepersonal muss für die einzelnen Patienten Verständnis aufbringen und ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufbauen. Die vom Pflegenden hergestellte Beziehung erzeugt ein Gefühl von Respekt und Achtung vor der Person. So kann das Pflegepersonal dazu beitragen, dass der Patient versteht, was mit ihm passiert. Diese Art des Umgangs mit einer verzweifelten Person ist weit humaner. In den Pilotkrankenhäusern in Finnland hat dies zu einer neuen Politik für die Verwendung von Zwangsinterventionen geführt. In Zukunft wird mehr Gewicht auf Interaktions- und Kommunikationsfähigkeiten gelegt und weniger auf Kontrolle und Zwang." Kursteilnehmerin Sharon Thompson, stellvertretende Stationsleiterin am Springfield Hospital in London, sagt: "Die meisten Situationen, die zu einer Fixierung des Patienten führen, werden durch das Pflegepersonal verursacht. Dieser Kurs schult die Eigenwahrnehmung ungemein - wir konnten unsere Körpersprache verbessen, was zur Folge hatte, dass wir den Patienten entgegenkommender und nicht mehr bedrohlich oder einschüchternd begegnen konnten. Anstatt Zwang auszuüben, konnten wir die Situation deeskalieren, bevor Zwangsmaßnahmen notwendig werden. Darüber hinaus verschaffte uns der Kurs die Möglichkeit, mit unseren Kollegen zusammenzuarbeiten und die Praktiken des anderen gegenseitig in Frage zu stellen indem wir überlegten, wieso wir die Dinge so machten, wie wir sie machen." Die Projektpartner entwickelten den Kurs mit Hilfe von Menschen mit psychischen Problemen, die persönliche Erfahrungen mit Zwangsbehandlungsmaßnahmen machen mussten. Die Forschungsergebnisse zeigten eine größtenteils positive Reaktion des Pflegepersonals. Insgesamt 810 Krankenschwestern, die mit psychisch Kranken in Irland, Italien, Litauen und Portugal arbeiten, wurden bewertet; sie füllten einen Fragebogen über ihr Verhalten gegenüber Menschen mit psychischen Problemen aus. Die Daten zeigen, dass weibliches Pflegepersonal und Pflegepersonal in höheren Positionen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit wohlwollend auf Menschen mit psychischen Problemen zugehen. Geografisch gesehen war die Haltung des Pflegepersonals in Portugal eher positiv und in Litauen eher negativ. "Das Verhalten des litauischen Pflegepersonals spiegelt die Haltung der Allgemeinheit in der baltischen Republik wider, in der es Organisationen gibt, die gegen die Stigmatisierung psychischer Krankheiten ankämpfen", erklärt Professor Chambers.Weitere Informationen unter: Kingston University: http://www.kingston.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster)

Länder

Litauen, Portugal, Vereinigtes Königreich

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