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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Den Tasmanischen Teufel vor dem Aussterben schützen

Ein internationales Forscherteam hat ein Modell entwickelt, mit dem sich vorhersagen lässt, ob das Halten einzelner Tasmanischer Teufel in Gefangenschaft helfen würde, genügend genetische Vielfalt zu bewahren, um die Bedrohung durch die tödliche Krebserkrankung, die diese Tier...

Ein internationales Forscherteam hat ein Modell entwickelt, mit dem sich vorhersagen lässt, ob das Halten einzelner Tasmanischer Teufel in Gefangenschaft helfen würde, genügend genetische Vielfalt zu bewahren, um die Bedrohung durch die tödliche Krebserkrankung, die diese Tierart stark dezimiert, zu überstehen. Dieser innovative Ansatz nahm seinen Anfang mit einer genomweiten Analyse zweier Tasmanischer Teufel durch Wissenschaftler aus Australien, Dänemark und den Vereinigten Staaten. Ein Tier war an dem ansteckenden DFTD-Krebs (Devil Facial Tumor Disease) gestorben, das andere Tier war dagegen gesund. Dieses Modell, das die Forscher in ihrer Studie in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) vorstellen, wird einen Beitrag zu den Anstrengungen leisten, den viel geliebten Tasmanischen Teufel vor dem Aussterben zu schützen. Dieses Beuteltier ist ausschließlich in der freien Wildbahn des australischen Inselstaats Tasmanien anzutreffen. Sollte sich das Modell als erfolgreich erweisen, könnte es dabei helfen, das Überleben dieser bedrohte Art zu sichern. Die Krankheit DFTD wurde vor 15 Jahren an der Ostküste von Tasmanien erstmals beobachtet und stellt für diese Tiere eine große Bedrohung dar. Seitdem hat sich der Krebs rasch nach Westen ausgebreitet und die gesamte Spezies ist vom Aussterben bedroht. Hinter dem Konzept steckt die Idee, dass eine Reihe gesunder Tasmanischer Teufel in Zoos oder unter "Schutzhaft" gehalten würde, bis sich die Krebsseuche ausgetobt hat. Danach könnten die gefangenen Tiere wieder in ihren ehemaligen Lebensraum entlassen werden und sich alleine fortpflanzen um eine neue Population zu schaffen. Bei DFTD handelt es sich um eine untypische Krebserkrankung, die ihre Opfer entstellt und innerhalb weniger Monate zum Tod durch Verhungern oder Ersticken führt. "Eine ähnliche Krankheit etwa beim Menschen oder bei jeder anderen Tierart ist uns nicht bekannt. Sie verhält sich wie ein Virus, wird aber eigentlich durch eine ganze Krebszelle verbreitet, die vor Jahrzehnten bei einem Tier entstanden ist", erklärt Stephan Schuster von der Penn State University in den Vereinigten Staaten, einer der Autoren der Studie. "Die bösartige Zelle wird durch Beißen, bei der Paarung oder auch nur durch Berührung direkt von einem Individuum auf das andere übertragen. Stellen Sie sich vor, es gäbe eine menschliche Krebserkrankungen, die beim Händeschütteln übertragen würde. Sie würde unsere Spezies sehr schnell dahinraffen." Doch die Anstrengungen zur Erhaltung der Tierart müssten auf strengen genetischen Überlegungen basieren, so Webb Miller, Leitautor der Studie. "Es geht nicht nur darum, ein paar Tiere zufällig einzusammeln und weg zu sperren. Unser Team hat einen intelligenteren, kalkulierteren Ansatz entwickelt: Wir haben uns gefragt, welche Exemplare sich am besten für eine 'Schutzhaft' eignen und nach welchen Kriterien wir diese bestimmen sollten. Die Antwort war schnell gefunden: Wir sollten genetische Daten zusammenstellen und sie auf neuartige Weise analysieren." Das Team ging die drohende Ausrottung von zwei Seiten an. Zum einen entschlüsselten die Forscher die kompletten Genome - 3,2 Milliarden Basenpaare pro Tier - von zwei Tasmanischen Teufeln: einem Weibchen und einem Männchen. Cedric, wie das Männchen genannt wurde, verfügte über eine natürliche Resistenz gegen zwei Stämme von DFTD. Allerdings erlag er der Krankheit letztes Jahr, nachdem er sich mit einem anderen Stamm infiziert hatte. Das Weibchen namens Spirit hatte sich mit dem bösartigen Krebs in der Wildnis angesteckt. Darüber hinaus entschlüsselten die Wissenschaftler das Genom einer der Tumoren von Spirit. Cedric und Spirit kamen aus dem äußersten Nordwesten bzw. dem Südosten Tasmaniens. Sie repräsentierten somit eine größtmögliche geographische Verbreitung der Art und ermöglichten es dem Team, die genetische Vielfalt einzuschätzen. Nach der Analyse der Genomdaten der beiden Tieren und der genetischen Merkmale des Tumors erstellte das Team ein Modell, mit dessen Hilfe sich bestimmen lässt, welche Exemplare der Spezies für eine Aufzucht in Gefangenschaft ausgewählt werden sollten. "Ein scheinbar sinnvoller Ansatz wäre, nur jene Exemplare auszuwählen, die gegen den DFTD-Krebs genetisch resistent sind. Allerdings würde man dabei das Ziel, eine genetische Vielfalt zu erhalten, aus dem Auge verlieren, da per definitionem nur ein kleiner teil des Genpools ausgewählt wird", erklärt Stephan Schuster. "Stattdessen schlägt unser Modell einen ausgewogeneren Ansatz vor. Es soll nicht nur ein Brandherd - der Krebs - bekämpft werden. Stattdessen soll ein Pool von vielfältigen, gesunden Tieren entwickelt werden, die sich gegen künftige Krankheiten oder sogar Krankheitserreger, die in Zukunft aufkommen werden, durchsetzen können."Weitere Informationen finden Sie unter: Penn State University: http://www.psu.edu/

Länder

Australien, Dänemark, Vereinigte Staaten

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