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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Rückgang der Wildkaninchenpopulation gefährdet Raubtierarten

Das Überleben vieler Raubtierarten, zu denen auch der Iberische Luchs und der Fuchs gehört, hängt von ihrer Beute ab: in diesem Fall vom Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus). Einem spanisch-argentinischen Forscherteam zufolge hat der in den späten 80-iger Jahren beginnende Ni...

Das Überleben vieler Raubtierarten, zu denen auch der Iberische Luchs und der Fuchs gehört, hängt von ihrer Beute ab: in diesem Fall vom Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus). Einem spanisch-argentinischen Forscherteam zufolge hat der in den späten 80-iger Jahren beginnende Niedergang der Kaninchenpopulation, hervorgerufen durch die Virenerkrankung RHD (Hämorrhagische Krankheit) negative Folgen für den Bestand bestimmter Raubtierarten im Doñana -Nationalpark und Wildtierreservat im Südwesten Spaniens. Die im Fachblatt "Basic and Applied Ecology" vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass sich der Populationsrückgang am nachteiligsten auf den Luchs auswirkt, da diese mittelgroße Wildkatze nicht in der Lage ist, sich auf andere Beutetiere einzustellen. Insgesamt untersuchten die Forscher die Nahrungsgrundlage von fünf Arten: dem Iberischen Luchs, dem Fuchs, der Mungo-Art Ichneumon (Herpestes ichneumon), der Kleinfleck-Ginsterkatze (Genetta genetta) und des Europäischen Dachses (Meles meles). "Bei all diesen Fleischfressern ist nach der RHD-Epidemie der Verzehr von Wildkaninchen zurückgegangen", so wird Pablo Ferreras im Wissenschaftlichen Informations- und Nachrichtendienst (SINC) zitiert. Der Forscher arbeitet am Research Institute on Cynegetic Resources (IREC), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Universität Kastilien-La Mancha, Spanien, dem Center for Strategic and International Studies (CSIS), Vereinigte Staaten, und der regionalen Regierungsbehörde von Kastilien-La Mancha. Den Daten zufolge sei der deutlichste Rückgang beim Kaninchenverzehr beim Dachs (von 71,8% auf 26,2%) und beim Fuchs (von 20,2% auf 9,8%) zu bemerken. Die Raubtierart, die ihre Ernährung am stärksten umgestellt hat, um trotz der rückläufigen Population weiter jagen zu können, war der Fuchs, der vom Wildkaninchen zu Huftieren (in Form von Aas), Vögeln und kleinen Säugetieren wechselte. "Beim Fuchs hatte der Rückgang den stärksten Einfluss auf die Abundanz, d.h. die Zahl der Individuen: fünf Jahre nach Auftreten von VHD schrumpfte auch die Fuchspopulation", erklärt Studienleiter Dr. Ferreras. Ginsterkatze und Mungo hingegen konnten die gejagte Menge an Wildkaninchen mehr oder weniger beibehalten, sodass die Populationszahlen nicht zurückgingen. Nur der Iberische Luchs war gar nicht in der Lage, sein Beuteschema zu verändern, wie die Forscher vermerken. Dr. Ferreras zufolge habe trotz des bislang drastischsten Rückgangs der Populationsdichte bei Wildkaninchen in dieser Region "der Luchs seinen Verzehr nicht reduziert, sodass Wildkaninchen noch immer 75% seiner Nahrungsgrundlage ausmachen". Der Iberische Luchs sei quasi auf die Kaninchenjagd spezialisiert, wie er hinzufügt. Wie es weiter im Forschungsbericht heißt, habe sich das soziale Gefüge der Wildkatzenpopulation seit Auftreten der Infektionskrankheit verändert. Nicht nur verringerte sich die Anzahl der Tiere, die Luchsweibchen weiteten auch ihr Jagdgebiet aus, und die Nachkommen verblieben in dem Gebiet, wo sie geboren waren. Die Forscher weisen auch darauf hin, dass sich die kritische Situation des Iberischen Luchses, der nach Expertenschätzungen weltweit vom Aussterben bedroht ist, "weiterhin zuspitzt, so dies überhaupt noch möglich sei, da er seine Jagdstrategie nicht auf andere Beutetiere umstellen kann". Das soziale Gefüge wurde mit dem ersten Jahr des Wildkaninchenrückgangs empfindlich gestört, da sich die Jungtiere nicht auf umliegende Gebiete verteilten und damit eine Verdichtung der lokalen Population auftrat. Basierend auf diesen Erkenntnissen leiden die meisten Wildkaninchenpopulationen der Iberischen Halbinsel noch immer unter den Nachwehen des RHD-bedingten Rückgangs. Das intensivere Jagdverhalten könnte verhindern, dass sich die Bestände erholen, da die niedrige Populationsdichte durch Raubtiere reguliert wird. Der Rückgang der Kaninchenpopulationen könnte Spezialisten wie den Luchs "ernsthaft gefährden", wie es heißt. Den Forschern zufolge seien gezielte Managementstrategien nötig, damit sich die Populationen erholen. Möglichkeiten sehen sie hier zum Beispiel in der Aufwertung der Habitate oder Aufstockung der Bestände.Für weitere Informationen: Basic and Applied Ecology: http://www.elsevier.com/wps/find/journaldescription.cws_home/701754/description University of Castilla-La Mancha: http://www.uclm.es/english/ Center for Strategic and International Studies (CSIS): http://csis.org/

Länder

Argentinien, Spanien

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