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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Antifaltencremes - nur ein Mythos der Forschung

Die scheinbar jugendliche Frische einer alternden Schauspielerin - man ist ihrer längst überdrüssig, der ermüdenden Werbung für Antifaltencremes, die ewige Jugend und Schönheit verspricht. Die Mehrheit der Verbraucher misstraut inzwischen der Wunderwirkung, die viele Herstelle...

Die scheinbar jugendliche Frische einer alternden Schauspielerin - man ist ihrer längst überdrüssig, der ermüdenden Werbung für Antifaltencremes, die ewige Jugend und Schönheit verspricht. Die Mehrheit der Verbraucher misstraut inzwischen der Wunderwirkung, die viele Hersteller ihren Cremes und Elixieren zuschreiben. Zyniker in ganz Europa finden sich nun durch die Untersuchungen eines internationalen Forscherteams bestätigt. Die Ergebnisse der neuen EU-finanzierten Studie an Tieren, vorgestellt von Forschern aus Frankreich, Deutschland, Ungarn, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigte Staaten im Fachblatt Nature, widerlegen die Wirkung von Proteinen, die angeblich die Lebenserwartung einer Reihe von Organismen verlängern können. Das Gen, das für die Herstellung des sogenannten Sirtuin-Proteins verantwortlich, ist, ist gleichzeitig das Ziel-Gen, auf das es viele Antifaltencremes abgesehen haben. Bislang behaupteten Kosmetikhersteller, dass Sirtuin (auch als "Methusalem-Gen" bezeichnet) durch Resveratrol aktiviert wird - einen pflanzlichen Wirkstoff, der in geringen Konzentrationen in Rotwein zu finden ist. Neueste Forschungen führen diesen Mythos nun allerdings ad absurdum. Die Studie wurde mit Fördermitteln in Höhe von 10.699.805 EUR durch das Projekt PROTEOMAGE (Functional analysis of evolutionarily conserved mechanisms of ageing on advanced proteome analysis) und 10 Mio. EUR durch das Projekt LIFESPAN (Integrating research into development and ageing) finanziert. Beide Projekte liefen unter dem Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6). Sirtuinen wurde ursprünglich eine lebensverlängernde Wirkung bei Hefen, Fadenwürmern und Fruchtfliegen zugeschrieben, drei Modellorganismen, an denen Forscher gern den menschlichen Alterungsprozess untersuchen. Bisherige Studien hatten ergeben, dass bei einer Überproduktion von Sirtuin die Lebenserwartung deutlich steigt: beim Fadenwurm mitunter um bis zu 50%. Die neue Studie belegt nun quasi lückenlos, dass die in früheren Experimenten nachgewiesene Verlängerung der Lebenserwartung bei Tieren nicht auf Sirtuin zurückzuführen ist. Dr. David Gems, einer der Studienautoren von der Universität London, überprüfte als erstes die Ergebnisse bei zwei verschiedenen Stämmen von Nematoden, mit denen sich frühere Studien beschäftigt hatten. Die Würmer waren genetisch so manipuliert worden, dass sie Sirtuin im Überschuss produzierten. Wie erwartet, lebten diese Nematoden länger als die Würmer der Kontrollgruppe, die nicht genetisch verändert worden waren. Nachdem allerdings penibel darauf geachtet worden war, dass die Fadenwürmer in beiden Versuchsgruppen bis auf die künstlich erhöhte Sirtuinkonzentration identisch sind, war kein lebensverlängernder Effekt mehr nachweisbar. Somit deutete alles darauf hin, dass andere genetische Faktoren als Grund für die beobachtete Langlebigkeit in Frage kommen. In einem der beiden ursprünglichen Stämme wurde eine genetische Mutation in einem Gen identifiziert, das an der Entwicklung von Nervenzellen beteiligt ist. Dr. Gems erklärt hierzu: "Diese Ergebnisse haben uns sehr überrascht. Wir haben die wesentlichen Experimente, die Sirtuin mit der Langlebigkeit von Tieren verknüpfen, wiederholt und mussten erkennen, dass die Ergebnisse nicht reproduziert werden konnten. Sirtuine sind weit davon entfernt, ein Schlüssel für Langlebigkeit zu sein, und keineswegs imstande, das Leben zu verlängern. Interessant ist die Schlussfolgerung aber trotzdem: die Überprüfung etablierter Meinungen kann für die wissenschaftliche Forschung genauso relevant sein wie neue Erkenntnisse. Die Studie kann nun dazu beitragen, den wahren Ursachen des Alterns auf den Grund zu gehen." Sodann untersuchte das Forscherteam transgene Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster), die erhöhte Sirtuinwerte produzierten. Auch bei diesem genetisch veränderten Modellorganismus war vermutet worden, dass eine Überproduktion von Sirtuinen die Lebenserwartung verlängert. Das Ergebnis war dasselbe: das lange Leben der Fruchtfliegen war auf andere genetische Faktoren zurückzuführen.Weitere Informationen finden Sie unter: University College London: http://www.ucl.ac.uk/

Länder

Deutschland, Frankreich, Ungarn, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten