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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Der IQ steigt und fällt während der Teenagerzeit

Während der Pubertät dreht sich alles um Entwicklungsveränderungen, Hormone und Stress. Das ist jedoch nicht alles. Neue Forschungen aus dem Vereinigten Königreich zeigen, wie sich der Intelligenzquotient (IQ), ein Wert, der aus einem oder mehreren unterschiedlichen Standardte...

Während der Pubertät dreht sich alles um Entwicklungsveränderungen, Hormone und Stress. Das ist jedoch nicht alles. Neue Forschungen aus dem Vereinigten Königreich zeigen, wie sich der Intelligenzquotient (IQ), ein Wert, der aus einem oder mehreren unterschiedlichen Standardtests zur Messung der Intelligenz generiert wird, während der Pubertät entweder steigen oder sinken kann. Diese Veränderungen hängen mit den Veränderungen der Struktur des menschlichen Gehirns zusammen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht und könnten Auswirkungen auf das Testen und Einteilen in Leistungsgruppen von Kindern während ihrer Schulzeit haben. Bisher waren die meisten Menschen der Ansicht, unsere intellektuellen Fähigkeiten wären ein lebenslang stabiler Faktor. IQ-Tests wurden lange zur Vorhersage des Bildungsniveaus von Kindern verwendet, sowie für ihre zukünftigen Berufsaussichten. Wissenschaftler vom Wellcome Trust Centre for Neuroimaging am University College in London und dem Development Neurocognition Laboratory an der Universität London im Vereinigten Königreich jedoch haben beobachtet, dass unser IQ nicht konstant ist. Unter der Leitung von Professor Cathy Price vom Wellcome Trust Centre for Neuroimaging testeten die Forscher im Jahre 2004 33 Probanden. Diese Teenager waren alle gesund und im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. 2008 wurden dieselben Probanden wieder getestet, als sie zwischen 15 und 20 Jahre alt waren. Bei beiden Textphasen machten die Wissenschaftler mit Hilfe einer Kernspinntomographie (MRT) Aufnahmen von den Gehirnen der Teenager. Diese Studie ergab, dass die beim zweiten Test gemessenen IQ-Werte erheblich von den Testergebnissen von vier Jahren zuvor abwichen. Mehrere Teilnehmer konnten ihre Leistung im Vergleich zu ihren Kumpels ähnlichen Alters um bis zu 20 Punkte auf der standardisierten IQ-Skala steigern. Bei anderen Teilnehmern fiel die Leistung um ungefähr denselben Wert. Darüber hinaus wertete das Team die MRT-Scans aus, um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang mit den Veränderungen der Struktur der Gehirne der Teilnehmer gibt. Mit Hilfe der Ergebnisse sollte geklärt werden, ob diese Veränderungen von Bedeutung seien, so die Forscher. "Wir fanden eine beträchtliche Menge an Änderungen dabei, wie unsere Probanden in den IQ-Tests 2008 abschnitten, im Vergleich zu vier Jahren zuvor", erklärt die leitende Autorin Sue Ramsden, ebenfalls Wellcome Trust Centre for Neuroimaging. "Manche schnitten deutlich besser ab, aber manche auch sehr viel schlechter. Wir stellten einen klaren Zusammenhang zwischen diesen Veränderungen und Veränderungen in der Hirnstruktur fest und können daher mit einer gewissen Sicherheit sagen, dass diese Änderungen des IQs real sind." Auch der verbale IQ jedes Teilnehmers wurde gemessen, darunter Sprache, Rechnen, Erinnerungsvermögen und Allgemeinwissen. Zur Messung des non-verbalen IQs sollten die Probanden das fehlende Teil eines Bildes entdecken oder visuelle Puzzle lösen. Die Forscher stellten eine klare Korrelation zwischen bestimmten Hirnregionen fest. Ein höherer verbaler IQ-Wert korrelierte mit einer höheren Dichte der grauen Substanz in einem Bereich der linken motorischen Rinde des Gehirns, die beim Sprechen aktiviert wird. Ein höherer non-verbaler IQ-Wert korrelierte mit höherer grauer Substanz im vorderen Kleinhirn, das die Handbewegung beeinflusst. Ein höherer verbaler IQ-Wert korreliert jedoch nicht mit einem höheren non-verbalen IQ. Zwar gibt es keine sichere Antwort auf die Frage, wieso sich der IQ verändert und warum sich die Leistung der Probanden verschlechtert oder verbessert hat. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass die Unterschiede durch die verfrühte oder verspätete Entwicklung der Teilnehmer ausgelöst werden. Auch die Bildung kann Veränderungen des IQ bewirken, was sich wiederum darauf auswirkt, wie Schulkinder bewertet werden, so das Team. "Wir haben die Tendenz, Kinder relativ früh im Leben zu beurteilen und ihren Bildungsweg festzulegen. Wir haben jedoch gezeigt, dass sich die Intelligenz von Kindern sehr wahrscheinlich noch entwickeln kann", so Professor Price. "Wir müssen vorsichtig sein, diejenigen, die schlechter abschneiden, frühzeitig abzuschreiben, da sich ihr IQ in den nächsten paar Jahren noch erheblich verbessern kann. Das ist wie bei der körperlichen Fitness. Ein fitter 14-jähriger kann mit 18 Jahren weniger sportlich sein, wenn er aufgehört hat zu trainieren. Gleichzeitig kann ein unsportlicher Teenager deutlich fitter werden, wenn er trainiert." Dr. John Williams, Leiter der Abteilung Neurowissenschaft und geistige Gesundheit am Wellcome Trust sagt zu den Ergebnissen der Studie: "Diese interessante Studie hebt hervor, wie 'plastisch' das menschliche Gehirn ist. Es wird interessant sein zu sehen, ob sich die strukturellen Veränderungen während unseres Wachstums und unserer Entwicklung auch über den IQ hinaus auf andere kognitive Funktionen auswirken. Diese Studie fordert uns heraus, über diese Beobachtungen nachzudenken und darüber, wie sie eingesetzt werden können, um mehr darüber hinauszufinden, was passieren kann, wenn Personen eine psychische Störung entwickeln."Weitere Informationen finden Sie unter: Wellcome Trust Centre for Neuroimaging: http://www.fil.ion.ucl.ac.uk/ Nature: http://www.nature.com/nature/index.html

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