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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Wissenschaftler werfen Licht auf speziellen hypnotischen Zustand

Existiert ein spezieller hypnotischer Zustand? Wissenschaftler aus Finnland und Schweden sind dieser Ansicht. In einer neuen in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlichten Studie belegten die Forscher der Universitäten Turku und Aalto in Finnland sowie der Universität Skövde...

Existiert ein spezieller hypnotischer Zustand? Wissenschaftler aus Finnland und Schweden sind dieser Ansicht. In einer neuen in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlichten Studie belegten die Forscher der Universitäten Turku und Aalto in Finnland sowie der Universität Skövde in Schweden, dass ein merkwürdiger starrer Blick die Lösung des Rätsels sein könnte, das Wissenschaftler jahrelang beschäftigt hat. Der glasige Blick und die weit aufgerissenen Augen sind die Haupterkennungsmerkmale einer Person, die hypnotisiert wurde. Die Forschungen auf diesem Gebiet jedoch waren bisher nicht sehr ergiebig, weil dieser Zustand nur bei wenigen hypnotisierten Personen beobachtet wird. Die Meinungen über die Hypnose haben sich in den Bereichen Psychologie, Psychiatrie und Neurologie in den letzten Jahren immer wieder verändert. Seit mehr als 100 Jahren sind sich die Forscher uneins darüber, ob ein spezieller hypnotischer Zustand überhaupt existiert, oder ob es sich lediglich um einen durch kognitive Strategien herbeigeführten mentalen Zustand des Wachzustands handelt. Bislang konnte der hypnotische Zustand noch nie überzeugend nachgewiesen werden, weswegen ihn viele Forscher für einen populären Mythos der Psychologie hielten. Bis heute! "Diese Studie belegt erstmals die Existenz eines speziellen hypnotischen Zustands, der alle strengen empirischen Kriterien für einen solchen Zustand erfüllt (sofortige Induktion und Exduktion, objektive Bestätigung durch Messungen und Unnachahmbarkeit)", schreiben die Autoren der Studie. "Der Nachweis der Hypnose als ein spezieller Zustand durch objektive Messungen und Verifikation war bislang nicht möglich, vielleicht weil dieser Zustand nur bei einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung vorkommt." Die Forscher betonen, dass ihre Erkenntnisse sowohl mit den durch die Erforschung der Augenbewegung, als auch der Hypnoseforschung erlangten Resultate übereinstimmen. Frühere Studien, die sich auf die Augenbewegung konzentrierten, haben gezeigt, dass der anteriorer cinguläre Cortext (ACC) sowie der dorsolaterale (dlPFC) präfrontale Kortex zum Erhalt der visuellen Fixierung und Suppression reflexiver Sakkaden beitragen. Die Aktivierungsmuster verändern sich während der hypnotischen Induktion in denselben kortikalen Bereichen, so die Forscher. Sie werteten nur sehr gut hypnotisierbare Probanden für diese Studie aus; Ein einziges Stichwort reichte aus, um die Teilnehmer zu hypnotisieren und zu dehypnotisieren. Nach Aussage der Forscher kann der Wechsel zwischen dem hypnotischen und dem normalen Zustand innerhalb von Sekunden stattfinden. Das Team verwendete ausgeklügelte Methoden des Eyetrackings und präsentierte eine Reihe etablierter okulomotorischer Aufgaben, die das automatische Augenverhalten auslösten. Der starre Blick hängt mit objektiv messbaren Veränderungen des automatischen, reflexiven Augenverhaltens zusammen, die nicht-hypnotisierte Probanden nicht nachahmen können. Für die Hypnoseforschung bedeutet dies, dass die Hypnose nicht mehr als mentales Vorstellungsvermögen werden kann, das während eines völlig normalen Wachzustands des Bewusstseins vorkommt. Sie fügen jedoch hinzu, dass sich diese Erkenntnisse möglicherweise auf die Bereiche Psychologie und kognitive Neurowissenschaft auswirken könnten, da sie erstmals den Beleg für die Existenz eines Bewusstseinszustands bei Menschen liefern, der niemals zuvor wissenschaftlich fundiert worden war. "Wir gehen davon aus, dass die Hypnose kein in der ganzen Bevölkerung normal verbreitetes psychologisches Phänomen ist, sondern eine seltene und ausgesprochen neurale Eigenschaft oder kognitive 'Fähigkeit', die nur sehr wenige Personen aufweisen", schreiben die Autoren. "Auf jeden Fall müssen unsere Theorien und Hintergrundannahmen in Bezug auf die Hypnose angesichts der aktuellen Ergebnisse revidiert werden."Weitere Informationen finden Sie unter: PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action University of Turku: http://www.utu.fi/en/ University of Aalto: http://www.aalto.fi/en/ University of Skövde: http://www.his.se/english/

Länder

Finnland, Schweden