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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Astronomen richten ihre Aufmerksamkeit auf die Zwillingsschwester des Pluto

Erstmals ist es einem Team von Astronomen gelungen, den Durchmesser des Zwergplaneten Eris zu bestimmen, und zwar in dem Moment, als er vor einem fernen Stern vorüberwanderte. Die auf der Europäischen Südsternwarte ESO im chilenischen La Silla durchgeführten Beobachtungen erga...

Erstmals ist es einem Team von Astronomen gelungen, den Durchmesser des Zwergplaneten Eris zu bestimmen, und zwar in dem Moment, als er vor einem fernen Stern vorüberwanderte. Die auf der Europäischen Südsternwarte ESO im chilenischen La Silla durchgeführten Beobachtungen ergaben, dass Eris fast genauso groß wie Pluto ist, womit sich frühere von Wissenschaftlern geäußerte Vermutungen, wonach Eris um ein Viertel größer sei als Pluto, nicht bewahrheitet haben. Das Team, dem Forscher aus Argentinien, Belgien, Brasilien, Chile, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, der Schweiz, Mexiko und dem Vereinigten Königreich angehören, beschreibt in einer neuen, in der Zeitschrift Nature veröffentlichten Studie die im November 2010 bei der Bedeckung eines schwach leuchtenden Hintergrundsterns gemachten Bobachtungen - ein Ereignis, das von Astronomen als "Okkultation" bezeichnet wird. Obwohl Okkultationen selten seien - die nächste ereigne sich erst 2013 - und durch die große Entfernung schwer zu beobachten, stellten sie dennoch die beste Möglichkeit dar, die Entfernung eines Objekts im Sonnensystem wie Eris zu bestimmen, so Hauptautor Bruno Sicardy vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS), dem nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Frankreich: "Die Beobachtung von Okkultationen durch Objekte des Sonnensystems jenseits der Neptunbahn erfordert große Präzision und eine genaue Planung. Es ist allerdings die beste Möglichkeit, die Größe von Eris zu bestimmen, wenn man nicht selbst hinfliegen möchte." Um sich die seltene Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, versuchten Berufs- und Amateurastronomen von 26 verschiedenen Stellen der Erde aus, die Okkultation auf der vorberechneten Bahn des Zwergplaneten zu verfolgen. Es gelang jedoch nur an zwei Orten in Chile, das Ereignis direkt zu verfolgen, nämlich bei der ESO in La Silla und mit zwei Teleskopen in San Pedro de Atacama. Alle drei Teleskope registrierten die plötzliche Helligkeitsabnahme des fernen Sterns, als Eris vor diesem vorüberzog. Die Beobachtungen der Astronomen ergaben, dass es sich bei Eris um ein nahezu kugelförmiges Objekt handelt, dessen Oberfläche aufgrund seines hohen Reflexionsvermögens außerdem von einer dünnen Eisschicht überzogen sein muss. Da 96 % des einfallenden Lichts abgestrahlt werden, vermutet das Forscherteam, dass es sich hierbei um die ausgefrorene Atmosphäre des Zwergplaneten handelt. Damit zählt Eris - zusammen mit dem eisigen Saturnmond Enceladus - zu den am stärksten reflektierenden Objekten im Sonnensystem. "Diese Eisschicht könnte entstehen, wenn die Atmosphäre aus Methan und Stickstoff sich als Frost auf der Oberfläche absetzt, sobald sich der Zwergplanet auf seiner langgestreckten Umlaufbahn von der Sonne entfernt und so in immer kältere Regionen gelangt", erläutert ein weiterer Koautor der Studie, Emmanuel Jehin vom Institut für Astrophysik der belgischen Universität Lüttich, die Beobachtungen. Eris wurde 2005 als großes Objekt im äußeren Sonnensystem identifiziert; seine Entdeckung trug zur Schaffung des Begriffs "Zwergplanet" als einer neuen Kategorie von Himmelsobjekten bei und ein Jahr später zur Herabstufung des Planeten Pluto zu eben dieser Kategorie. "Es ist schon faszinierend, wie viel man über eine so kleine und entfernte Welt wie Eris herausfinden kann, indem man verfolgt, wie sie vor einem leuchtschwachen Stern entlangwandert - und dies mit relativ kleinen Teleskopen", blickt Bruno Sicardy auf das Projekt zurück. "Fünf Jahre nachdem die Kategorie der Zwergplaneten geschaffen wurde, lernen wir jetzt ein 'Gründungsmitglied' etwas besser kennen." Obwohl Eris in gewisser Hinsicht als Plutos "Zwilling" bezeichnet werden kann, stellen beide kaum ein eng verbundenes Paar dar, da Eris derzeit drei Mal so weit von der Sonne entfernt ist wie Pluto.Weitere Informationen finden Sie unter: Europäische Südsternwarte http://www.eso.org/public/

Länder

Argentinien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Vereinigtes Königreich

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