Ausgrabungen belegen: Menschen wanderten schon früh nach Arabien
Lange haben Wissenschaftler angenommen, die Menschen seien im Jungpleistozän von Afrika nach Arabien gewandert, doch konnten sie nie eine archäologische Stätte in Arabien finden, die einer bestimmten Stätte in Afrika entsprach... bis heute. Ein internationales Forscherteam erlangte nun neue Erkenntnisse über diesen Zeitpunkt und identifizierte eine der ersten modernen Menschgruppen, die aus Afrika auswanderten. Die Ergebnisse bringen lang gehegte Vorstellungen über den Zeitpunkt und die Route der Auswanderung von Frühmenschen aus Afrika ins Wanken. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht und vereint Forscher aus Australien, der Tschechischen Republik, Deutschland, der Ukraine, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Forscher unter der Leitung der Universität Birmingham im Vereinigten Königreich machten eine Reihe neuer archäologischer Entdeckungen im Sultanat Oman im Südosten der Arabischen Halbinsel. Bei ihrer parallelen Arbeit im Dhofar-Gebirge in Oman entdeckten Archäologen und Geologen über 100 neue Stätten, die als "Nubische Mittelsteinzeit" klassifiziert wurden. Steinwerkzeuge aus der nubischen Mittelsteinzeit wurden zwar im gesamten Niltal ausgegraben, doch das erste Mal überhaupt in einer Stätte außerhalb Afrikas. Der Beweis von Oman ist wie eine "Spur von steinernen Brotkrumen", die die Frühmenschen hinterlassen haben, als sie Afrika über das Rote Meer verließen. "Nachdem wir zehn Jahre lang in Südarabien nach einem Hinweis gesucht hatten, der uns dabei helfen könnte, die frühe Expansion der Menschen zu verstehen, haben wir endlich eine heiße Spur für ihren Weg aus Afrika gefunden", erklärt Dr. Jeffrey Rose von der Universität Birmingham und erster Autor der Studie. "Das Aufregende daran ist, dass die Antwort ein Szenario ist, das wir nie auch nur in Betracht gezogen hätten." Die Forscher datierten eine der Stätten in Oman mit Hilfe der optisch stimulierten Lumineszenz (OSL). Demnach machten sich Werkzeugmacher aus der nubischen Mittelsteinzeit vor 106.000 Jahren, vielleicht auch früher, auf den Weg nach Arabien. Das ist deutlich länger her als die 70.000 bis 40.000 Jahre, die Genetiker bisher annahmen. Laut der Studie wurden alle Stätten der nubischen Mittelsteinzeit eher im Inneren des Landes als an der südarabischen Küste entdeckt. Koautor Professor Emeritus Anthony Marks von der Southern Methodist University in den Vereinigten Staaten über die Studienergebnisse: "Hier haben wir ein Beispiel für die Diskrepanz zwischen theoretischem Modell und tatsächlichen Beweisen. Die Theorie der Auswanderung entlang der Küsten sieht auf dem Papier logisch aus, es gibt jedoch schlicht keine archäologischen Beweise, die diese Theorie stützen. Die Genetik spricht für eine Auswanderung aus Afrika vor 70.000 Jahren, und doch wurden alleine in diesem Jahr drei voneinander unabhängige Entdeckungen von Belegen für Menschen in Arabien vor tausenden, wenn nicht sogar zehntausenden von Jahren vor diesem Zeitpunkt veröffentlicht." Die Stätten aus der nubischen Mittelsteinzeit in Oman werden mit einer feuchten Periode in der arabischen Klimageschichte in Zusammenhang gebracht; damals fiel auf der Halbinsel viel Regen und verwandelte die Wüstengebiete in ausgedehnte Grasflächen. "Eine Zeit lang wurde Südarabien zu einem blühenden Paradies - es gab Wild, jede Menge Wasser und erstklassige Feuersteine, aus denen man Steinwerkzeuge herstellen konnte", so Dr. Rose. Die Daten sprechen dafür, dass die Frühmenschen, die aus Afrika nach Arabien auswanderten, opportunistische Jäger waren, die sich an die Flussläufe im Inland hielten. Es sind jedoch noch weitere Forschungen nötig, um herauszufinden, ob diese Vorreiter die extrem trockenen Bedingungen der späten Eiszeit in Arabien überlebten.Weitere Informationen finden Sie unter: Universität Birmingham: http://www.birmingham.ac.uk/index.aspx PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action
Länder
Australien, Tschechien, Deutschland, Ukraine, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten