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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Gähnen? Ist ansteckend - vor allem in der Familie!

Nicht nur Krankheiten können ansteckend sein. Auch Gähnen gehört dazu. Und während die meisten von uns dieses Phänomen bereits seit langem erkannt haben, vor allem weil man selber "Opfer" ist, war es bisher niemandem gelungen, dieses Rätsel auch wissenschaftlich zu erklären. D...

Nicht nur Krankheiten können ansteckend sein. Auch Gähnen gehört dazu. Und während die meisten von uns dieses Phänomen bereits seit langem erkannt haben, vor allem weil man selber "Opfer" ist, war es bisher niemandem gelungen, dieses Rätsel auch wissenschaftlich zu erklären. Doch das hat sich nun geändert. Forscher in Italien haben nun erste Verhaltensnachweise geliefert, dass Gähnen sich besonders schnell und häufig zwischen Menschen überträgt, die eine empathische Bindung haben, wie Freunde und Familienmitglieder. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht. Forscher vom Naturhistorischen Museum an der Universität Pisa und dem Institut für Kognitive Wissenschaften und Technologien des italienischen nationalen Forschungsrates (CNR-ISTC) in Italien sagen, Gähnen sei ein Zeichen von emotionaler "Ansteckung". Spontanes Gähnen, so die Forscher, das nicht durch Gähnen anderer hervorgerufen wird, entwickelte sich bereits mit den Knochenfischen, die über 200 Millionen Jahre alt sind. "Je nach Tiergruppe kann Gähnen ein Zeichen von Stress, Langeweile, Müdigkeit sein oder einen Aktivitätswechsel signalisieren, etwa nach dem Aufwachen oder vor dem zu Bett gehen", erklärte Elisabetta Palagi vom CNR-ISTC, eine Autorin der Studie. "Ansteckendes Gähnen ist ein ganz anderes und eher modernes Phänomen, das bisher nur bei Blutbrustpavianen, Schimpansen und Menschen demonstriert wurde. Es wurde auch für Tiere mit hohen kognitiven Fähigkeiten und der Fähigkeit zur Zuneigung wie bei Hunden vermutet. Beim Menschen kann ein Gähnen in der Regel innerhalb von fünf Minuten durch ein weiteres Gähnen ausgelöst werden." Für die Zwecke der Studie erhielten die Forscher Informationen von mehr als 100 Erwachsenen in Italien und Madagaskar über einen 12-Monats-Zeitraum. Die Daten entsprachen mehr als 400 "gähnenden Paaren" verschiedener Nationalitäten und mit einem unterschiedlichen Grad der Vertrautheit: Fremde, Bekannte, Freunde und Verwandte. Das Team beobachtete Menschen in verschiedenen natürlichen Zusammenhängen, auch in der Bahn, am Arbeitsplatz und während der Mahlzeiten. "Eine dynamische statistische Analyse auf der Basis linearer gemischter Modelle (...) hat ergeben, dass das Vorhandensein und die Häufigkeit der Ansteckung (ob und wie viel sie auftritt) nicht durch den Unterschied im sozialen Kontext oder durch Wahrnehmung beeinflusst wird", sagte der Leitautor Dr. Ivan Norscia von der Universität Pisa. "Was beim ansteckenden Gähnen am wichtigsten ist, ist das Verhältnis zwischen dem Gähnenden und dem "Angegähnten". Es ist in der Tat wahrscheinlicher, dass eine Person "zurück gähnt", wenn der erste Gähnende ein geliebter Mensch ist. Die Studie zeigt einen bestimmten Trend: die Ansteckungsrate war am größten bei einer Reaktion auf einen nahestehenden Menschen, dann auf Freunde, Bekannte, und schließlich Fremde. Auch die Latenzzeit - oder wie lange es dauert, bis eine Person auf das Gähnen einer anderen Person reagiert - ist kürzer bei Freunden, Verwandten und Kollegen als bei Fremden. Elisabetta Visalberghi vom CNR-ISTC kommentiert: "Die Ergebnisse dieser Studie werden von mehreren neurobiologischen Hinweisen aus früheren Berichten unterstützt. Solche Berichte haben gezeigt, dass einige der Hirnareale, die während der Wahrnehmung des Gähnens aktiviert werden, sich mit Bereichen der emotionalen Verarbeitung überschneiden."Weitere Informationen erhalten Sie hier: Universität Pisa: http://www.unipi.it/english/ PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action

Länder

Italien