"Iss Dein Gemüse - das ist gut für die Augen!" Wie viel Wahrheit steckt hinter dieser elterlichen Weisheit?
Eltern versuchen seit jeher, ihre Kinder zum Verzehr von Gemüse zu bewegen. Die verlockende Aussicht: bessere Augen. Was es wirklich auf sich hat mit dem alten Spruch, will nun ein irischer Forscher mithilfe eines Förderstipendiums des Europäischen Forschungsrates (ERC) klären. Das Sehvermögen lässt im fortgeschrittenen Alter bekanntlich nach. Dr. John Nolan vom Waterford Institute of Technology untersucht derzeit, ob veränderte Ernährungsweisen der sogenannten altersbedingten Makuladegeneration (AMD), an der Menschen im betagten Alter erkranken, vorbeugen können. Schätzungen zufolge sind 15 Mio. Europäer davon betroffen, und die Zahlen werden in den kommenden 10 Jahren mit der Überalterung der europäischen Bevölkerung noch steigen. Das von Dr. Nolan geleitete Projekt wird in den kommenden 5 Jahren mit 1,5 Mio. EUR über einen Starting Grant (Förderung für Forscher am Anfang ihrer Karriere) bezuschusst. CREST (Enrichment of macular pigment and its impact on vision and blindness) will gezielt die Ernährung verbessern, damit das Auge ordnungsgemäß funktionieren kann. Man hofft, mit der Forschungsarbeit das Sehvermögen von Menschen mit Sehbehinderung zu verbessern. Damit soll aber nicht nur AMD therapiert werden (die Ursache für mehr als die Hälfte aller Fälle von Erblindung in den Industrienationen), neben physischen könnten auch soziale und psychologische Folgen wie etwa Einsamkeit und Depression abgemildert werden. Sogar die Sehkraft von Menschen mit "gesundem" Sehvermögen könnte so verbessert werden. Die Aufgabe, die sich Dr. Nolan als Projektleiter der Forschungsgruppe für Makula-Pigmente am Waterford Institute of Technology gestellt hat, besteht darin, den Faktor Ernährung in die Verbesserung des Sehvermögens und die Vermeidung von Erblindung einzubeziehen. Das Problem liegt hauptsächlich darin, dass Zellen in der Mitte der Netzhaut, der sogenannten Makula, absterben. Mit zunehmendem Alter akkumulieren sich in den Sehzellen Schäden bedingt durch oxidativen Stress (freie Radikale) und energiereiche Wellenlängen im blauen Spektralbereich. Die Forschung geht inzwischen davon aus, dass ein Mangel an Makula-Pigmenten (MP) in diesem Bereich des Auges solche Schäden begünstigt und sich damit auch das Risiko einer AMD erhöht. Dr. Nolan erklärt: "Momentan interessiert uns die Frage, wie sich die Pigmentkonzentration im Augenhintergrund erhöhen lässt. Unser Ansatz besteht darin, die Ernährung des Auges zu op timieren, um die Netzhaut auch im Alter zu schützen und vielleicht sogar ein "Supersehvermögen" für gesunde Augen zu schaffen." Den Schlüssel hierfür sehen die Forscher in den sogenannten Carotinoiden, von denen 60 in der typisch "westlichen" Ernährungsweise zu finden sind. Nur drei dieser Carotinoide, nämlich Lutein (L), Zeaxanthin (Z) und Meso-Zeaxanthin (meso-Z) werden als Makula-Pigmente in der Netzhaut nachgewiesen, wobei ihre Konzentration individuell variiert. Kurzwelliges blaues Licht schädigt nicht nur die Netzhaut, sondern ist auch der Teil des Spektralbereichs, der am stärksten streut und daher blenden kann. Vor diesem Licht schützt das Pigment, da es blaues Licht absorbiert. Dr. Nolan bezeichnet den Prozess als effektiven "Sonnenschutz für das Auge". "Unsere Studie zielt darauf ab, die MP-Konzentration durch verbesserte Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel zu erhöhen und dann zu ermitteln, ob die Sehkraft zunimmt. Die Pigmente fungieren auch als Antioxidantien - erhöhte Konzentrationen können sich also doppelt positiv auswirken." Das ERC-Stipendium wird Dr. Nolan ermöglichen, Verbesserungen messbar zu machen und Mängel bei der Methodik der Messungen auszuräumen. ERC-Mittel wurden bislang in die Anschaffung modernster Labortechnik investiert, die das Team um Dr. Nolan für seine neuen Tests benötigt. Standardtests verwenden schwarze Buchstaben auf weißem Hintergrund. Ihre Sensitivität ist aber nicht hoch genug, um genau sagen zu können, ob sich bei jungen Menschen bzw. gesundem Sehvermögen eine Verbesserung einstellt. Der von Dr. Nolan entwickelte Test wird über das klassische Format hinausgehen und zeigen, ob Korrekturgläser benötigt werden. Untersucht werden sollen die Effekte von Farben und Kontrasten. Neben Dr. Nolan erhielten sechs weitere irische Forscher ein ERC-Stipendium. Diese hatten sich im September vorigen Jahres mit der für Forschung, Innovation und Wissenschaft zuständigen EU-Kommissarin Máire Geoghegan-Quinn getroffen. Beim Treffen mit den sechs Forschern erklärte die Kommissarin: "Die Stipendien des Europäischen Forschungsrates sind in der Forschergemeinschaft hoch angesehen, besonders bei Nachwuchsforschern, die häufig nur mit großen Anstrengungen an Fördermittel gelangen. Die vielfältige Expertise und Qualität der irischen Stipendiaten ist ermutigend, und ihre Forschungen werden dazu beitragen, Europa innovativer und daher auch wettbewerbsfähiger zu machen."Weitere Informationen finden Sie unter: Waterford Institute of Technology: http://www.wit.ie/(öffnet in neuem Fenster) Europäischer Forschungsrat: http://erc.europa.eu/(öffnet in neuem Fenster)
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