Neue Studienergebnisse zeigen, welche Pollen am aggressivsten sind
Der Sommer naht und diejenigen, die unter Pollenallergien leiden, bereiten sich wie jedes Jahr mit unterschiedlichen Verteidigungsstrategien darauf vor. Nun könnte eine neue EU-finanzierte Studie, die herausgefunden hat, welche Pollen eine größere Bedrohung darstellen als andere, den Betroffenen dabei helfen, diese Strategien taktischer zu planen. Forscher von 13 Partnerinstituten aus Österreich, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Litauen, Polen, Portugal, Spanien, der Türkei und dem Vereinigten Königreich führten gemeinsam ihre 3-Jahres-Studie HIALINE ("Health Impacts of Airborne Allergen Information Network") durch, die 599.429 EUR unter dem Gesundheitsprogramm der Exekutivagentur für Gesundheit und Verbraucher der EU erhielt. Ziel ist die Bestimmung der natürlichen Schwankungen des Allergengehalts in Birken-, Gräser- und Olivenpollen sowie die Einführung eines Allergen-Vorhersagesystems. Birke, Gräser und Oliven sind die drei Hauptauslöser von Heuschnupfen in Europa und die Erforschung des Allergenpotentials ihrer Pollen kann denjenigen helfen, die unter allergischen Reaktionen auf diese Pollen leiden. Unterschiedliche Personen können sehr unterschiedliche allergische Reaktionen auf eine bestimmte Art Pollen zeigen und auch die Allergenität der Pollen schwankt je nach Jahreszeit und Region, da die Pollen unterschiedliche Mengen von Eiweißkomponenten produzieren und genau diese bestimmen die Eigenschaften einer allergischen Immunreaktion. Die allergischen Symptome entstehen, wenn die betroffenen Personen mit den Allergenen in Kontakt kommen, für das sie sensibilisiert sind. Bis heute lässt sich die Stärke der Belastung für einen Patienten nur über die Messung der Pollenkonzentration in der Luft ermitteln. Diese Methode sagt jedoch nur wenig über die tatsächliche Aggressivität der Pollen aus. Denn abhängig von ihrem Reifezustand stellen die Pollen einer Pflanzenart nicht nur verschiedene Allergene her - auch die Menge der Allergie-auslösenden Proteine variiert. Das HIALINE-Team hat nun den Zusammenhang zwischen Pollenzahl und Menge der freigesetzten Allergene untersucht. Dabei konzentrierten sie sich auf das jeweils wichtigste Allergen der drei Pflanzenarten: Bet v 1 (Birke), Phl p 5 (Gräser) und Ole e 1 (Olive). Ihre Forschungen ergaben, dass die Pollenmenge eng mit der Anzahl der freigesetzten Allergene verbunden ist. Das Team merkt jedoch an, dass es Unterschiede zwischen bestimmten Tagen und bestimmten Messstationen gibt. "Das allergische Potential variierte um den Faktor 10", erklärt Studiendirektor Jeroen Buters. "Das heißt, dass an den 'starken' Tagen bis zu zehnmal mehr Allergene freigesetzt werden als an anderen." Im Vergleich der Messstandorte beobachteten die Forscher bei den Gräserpollen die größten Schwankungen. Mit Bildung der siebenfachen Menge an Phl p 5 waren die Gräserpollen in Frankreich deutlich aggressiver als in Portugal. Birkenpollen hingegen ergaben geringere Schwankungen. Die geographische Distanz scheint jedoch nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Bei zwei Oliven-Messstationen im Abstand von nur 400 Kilometern stellten die Wissenschaftler fest, dass die Allergenlast um das Vierfache voneinander abwich. Auch der Einfluss des Wetters wurde deutlich, wie Dr. Buters ausführt: "An der Messstation in Portugal wurde eine hohe Allergenbelastung durch Ole e 1 gemessen, obwohl an diesen Tagen keine portugiesischen Pollen unterwegs waren. Meteorologische Berechnungen ergaben, dass das Allergen aus Spanien eingeflogen war, wo die Pollen ein deutlich erhöhtes allergisches Potenzial haben." Die Studie hat auch Auswirkungen auf zukünftige Forschungen auf dem Gebiet und könnte zu besseren Behandlungsmethoden für Allergiepatienten führen, erklärt Dr. Buters: "Mit kombinierten Auswertungen von Allergenmessungen, Pollenflug und Wetterdaten können wir bisherige Allergiemodelle erheblich verbessern. Die einzig echte Therapie bei Allergien ist die Hyposensibilisierung, also die langsame Gewöhnung an das Allergen. Statt mit Pollenextrakten könnten Ärzte künftig mit den allergenen Proteinen, den eigentlichen Allergieauslösern impfen - die Behandlung verliefe damit deutlich gezielter."Weitere Informationen finden Sie unter: Technische Universität München: http://www.tum.de(öffnet in neuem Fenster)
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Österreich, Deutschland, Spanien, Finnland, Frankreich, Italien, Litauen, Polen, Portugal, Vereinigtes Königreich