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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Steigende Temperaturen in Küstengewässern

Messungen der Meeresoberflächentemperatur in Venedig haben gezeigt, dass diese in Küstenregionen zehn Mal schneller steigt als im globalen Durchschnitt, der bei 0,13 Grad Celsius pro Dekade liegt. Eine solche Veränderung könnte Küstengemeinschaften und das marine Ökosystem zer...

Messungen der Meeresoberflächentemperatur in Venedig haben gezeigt, dass diese in Küstenregionen zehn Mal schneller steigt als im globalen Durchschnitt, der bei 0,13 Grad Celsius pro Dekade liegt. Eine solche Veränderung könnte Küstengemeinschaften und das marine Ökosystem zerstören. Zu diesem Schluss kommen Forscher an der Universität Southampton und ihre Partner. Rund 22 Millionen Touristen besuchen Venedig jedes Jahr und der Tourismus bietet ganzjährig ein sicheres Einkommen. Dies bedeutet, dass die Wirtschaft der Stadt davon abhängig ist, ihren Status als eines der beliebtesten Reiseziele der Welt beizubehalten. Diese Forschung dämpft allerdings die Erwartungen der Reiseveranstalter, da sie zeigt, dass Venedig ein Opfer der Umweltauswirkungen werden könnte. Die Trendanalyse der Meerestemperatur in der Lagune von Venedig hat gezeigt, dass in den Wintermonaten der Temperaturanstieg um ein Zehnfaches höher liegen wird als der Weltklimarat global vorausgesehen hat - und dieses Ergebnis, so die Forscher, wirke sich direkt auf den Tourismus aus. Der Tourismus ist nicht die einzige Einnahmequelle. Tausende Arbeitsplätze in Venedig sind vom Überleben des Fischereisektors abhängig, der wiederum direkt von den Wassertemperaturen in der Lagune von Venedig abhängig ist. Ein Anstieg der Wassertemperaturen in Küstengewässern führt zu niedrigeren Sauerstoffkonzentrationen und verändert die Fischgründe und die damit zusammenhängenden Laichgebiete, was ein katastrophales Fischsterben auslöst. Diese Forschung hat die Vorhersage der Lebensfähigkeit der Muschelfischerei und der Aquakulturhabitate unterstützt, die den Zuliefersektor für Restaurants bedienen und damit Millionen von Touristen jedes Jahr. Professor Carl Amos vom Fachbereich Ozean- und Erdwissenschaften an der Universität Southampton erläutert die Ergebnisse: "Die Ergebnisse aus Venedig sind das Ergebnis einer 15-jährigen Partnerschaft mit der Stadt. Sie sind sehr wichtig und weltweit anwendbar. Durch eine intensive Urbanisierung von Küstengebieten entsteht ein Stadtklima, das ein akutes Problem insbesondere für die Fischerei und auch für die Bewahrung der Küsteninfrastruktur darstellt. Wie die Lagune von Venedig trägt auch die Themse zum Stadtklima bei und fällt diesem gleichzeitig zum Opfer. Die Folgen des Stadtklimas müssen dringend angegangen werden, um die Zukunft unserer Küstenlebensräume zu sichern." Der oben erwähnte Stadtklimaeffekt ist ein Phänomen, das dort beobachtet wird, wo Regionen eine extrem schnelle industrielle und urbane Expansion erfahren, durch die riesigen Mengen an Hitze freigesetzt werden und diese Gebiete wärmer sind als das Umland. Professor Amos erklärt weiter: "Der Stadtklimaeffekt ist ein Problem mit extremen Folgen, das aber kaum Beachtung findet. Nehmen wir das Beispiel von London: die Lufttemperatur in der Hauptstadt und die Oberflächenwassertemperatur der Themse sind immer höher als vergleichbare Werte im restlichen Vereinigten Königreich. In Südkorea liegt der Fall ähnlich. Diese Region hat ein schnelles industrielles Wachstum erfahren, und die Oberflächenwassertemperaturen sind mit einer Rate von 0,26 Grad Celsius pro Dekade gestiegen, was erheblich über dem globalen Durchschnitt liegt. Zwei Drittel dieses Anstiegs lässt sich durch die lokale Lufttemperatur erklären, die durch den Stadtklimaeffekt beeinflusst wird." Derzeit leben schätzungsweise 1,6 Milliarden Menschen in Küstengebieten auf der ganzen Welt, die etwa 18% der gesamten Landmasse entsprechen. Dies bedeutet, dass die Bevölkerungsdichte an den Küsten dreimal höher ist als im globalen Durchschnitt. Außerdem wird ein Bevölkerungswachstum von 30% bis 2025 bei kontinuierlichem Anstieg von Handel und Infrastrukturen an der Küste erwartet. Forschungen legen nahe, dass in Küstenregionen mit starker Stadtentwicklung die menschlichen Aktivitäten anliegende Küstengewässer direkt erwärmen und dass dieser Beitrag zur globalen Erwärmung in Küstengebieten anderen Faktoren wie Treibhausgasen gleichzusetzen ist oder diese sogar überbieten. "Der Marine Climate Change Impacts Partnership Report von 2006 gab an, dass die Kapazität für die Definition und Vorhersage langfristiger Küstenveränderungen durch menschliche Ursachen 'unbekannt' sei und das Vertrauen in die Ergebnisse nur 'gering'. Dies ist das größte Hindernis bei der Vorbereitung auf unvermeidbare Veränderungen bei den Temperaturen des Oberflächenwassers an Küsten", so Professor Amos. "Die meisten dieser Veränderungen an den Küsten werden durch menschliche Aktivitäten hervorgerufen, doch da die akkurate Berücksichtigung diese Faktoren sehr komplex ist, nehmen die offiziellen Zahlen des Weltklimarates diese 'Unregelmäßigkeiten' der Küsten nicht zur Kenntnis." Professor Carl Amos stellte seine Ergebnisse auf dem internationalen Symposium "Research & management of transitional waters" der Estuarine & Coastal Sciences Association vor, die vom 23. bis 27. September in Litauen stattfand.Weitere Informationen sind abrufbar unter: Ocean and Earth Sciences at the University of Southampton: http://www.southampton.ac.uk/oes/ Estuarine & Coastal Sciences Association's "Research & management of transitional waters" international symposium: http://corpi.ku.lt/ecsa2012/

Länder

Italien, Vereinigtes Königreich

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