Vorsorgeuntersuchungen nicht immer nützlich
Allgemeine Vorsorgeuntersuchungen sind keine Garanten, die Zahl der Todesfälle durch schwere Krankheiten wie Krebs und Herzkrankheiten zu senken. Dies ist das Ergebnis einer systematischen Überprüfung dieser Frage durch eine internationale Forschungsgruppe von The Cochrane Library. Obwohl in vielen Ländern Gesundheitschecks angeboten werden, warnen die Forscher davor, diese als Bestandteil eines öffentlichen Gesundheitsprogramms anzubieten. Ihre kürzlich veröffentlichten Ergebnisse stützen sich auf 14 Versuche, an denen mehr als 180.000 Menschen teilnahmen. "Aus den Belegen geht hervor, dass der Nutzen wahrscheinlich gering ist, wenn Patienten zu Vorsorgeuntersuchungen eingeladen werden", so der leitende Forscher Lasse Krogsbøll vom The Nordic Cochrane Centre in Kopenhagen, Dänemark. "Ein Grund könnte sein, dass der Arzt zusätzliche Probleme entdeckt und Maßnahmen ergreift, wenn er den Patienten aus einem anderen Grund untersucht." In vielen Ländern Europas sind Vorsorgeuntersuchungen übliche Praxis und werden mit dem Ziel angeboten, die Zahl der Todesfälle und Gesundheitsmängel zu reduzieren, indem Diagnose und Therapie der Krankheit bereits früh ermöglicht werden. Die Forschungsgruppe entdeckte jedoch, dass es möglicherweise negative Implikationen gibt, die nicht vorausgesehen wurden. Ein Beispiel dafür sind Diagnose und Therapie von Erkrankungen, die niemals Krankheitssymptome gezeigt oder das Leben verkürzt hätten. Die Forschungsergebnisse stützen sich auf 14 Versuche, an denen 182.880 Personen teilnahmen. Bei diesen Versuchen wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt: in der einen Gruppe wurden die Teilnehmer zu allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen eingeladen, in der anderen Gruppe nicht. Die Anzahl der neu gestellten Diagnosen wurde generell wenig untersucht, doch in einem Versuch führten die Vorsorgeuntersuchungen zu zahlreichen Diagnosen aller Art. In einem anderen Versuch, war die Wahrscheinlichkeit, dass bei den Probanden ein hoher Blutdruck oder ein hoher Cholesterinwert festgestellt wurde, höher als erwartet. In drei Versuchen wurde eine große Zahl an Abnormalitäten in den untersuchten Gruppen festgestellt. Auf der Basis von 9 Versuchen, die 11940 Todesfälle umfassten, stellten die Forscher keinen Unterschied zwischen der Anzahl der Todesfälle in beiden Gruppen fest, entweder insgesamt oder im Besonderen durch Krebs oder Herzkrankheit. Andere Ergebnisse wurden dürftig untersucht, sie lassen jedoch darauf schließen, dass ein Vorsorgeangebot keinen Einfluss auf Krankenhauseinweisungen, Krankheit, Sorgen, Überweisungen an Spezialisten, zusätzliche Arztbesuche oder Fehlen am Arbeitsplatz hat. "Wir sagen nicht, dass Ärzte diese Untersuchungen nicht durchführen oder keine Therapie verschreiben sollen, wenn sie ein Problem vermuten. Doch wird glauben, dass man von öffentlichen Gesundheitsinitiativen, die systematisch Vorsorgeuntersuchungen anbieten, absehen sollte." Einer kürzlich veröffentlichten Besprechung zufolge sollten sich neue Studien auf individuelle Bestandteile von Vorsorgeuntersuchungen konzentrieren und Erkrankungen wie Nierenerkrankungen und Diabetes gezielter anpeilen. Sie sollten derart gestaltet sein, dass sie die ungesunden Folgen allgemeiner Vorsorgeuntersuchungen berücksichtigen, die oft ignoriert werden, und zu irreführenden Schlussfolgerungen über das Nutzen-Schaden-Verhältnis führen. Ein weiteres Problem ist, dass Personen, die Einladungen zu Vorsorgeuntersuchungen nachkommen, eine andere Mentalität haben, als diejenigen, die dies nicht tun. Schließlich könnte es sein, dass Menschen, die ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko haben, diese Vorsorgeuntersuchungen eher nicht wahrnehmen.Weitere Informationen finden Sie unter: Nordic Cochrane Centre http://www.cochrane.dk/(öffnet in neuem Fenster) The Cochrane Library http://eu.wiley.com/WileyCDA/Section/id-397743,view-brand,brandId-12574.html(öffnet in neuem Fenster)
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