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Inhalt archiviert am 2023-03-20

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Fit ein Leben lang

Immer mehr Europäer erfreuen sich eines langen Lebens. Bis 2050 soll die Zahl der EU-Bürger über 65 Jahre um 70% ansteigen und die Zahl der über 80-jährigen um 170%. Damit entstehen große Herausforderungen im 21. Jahrhundert: ein größerer Bedarf an Gesundheitspflege, die Notwe...

Immer mehr Europäer erfreuen sich eines langen Lebens. Bis 2050 soll die Zahl der EU-Bürger über 65 Jahre um 70% ansteigen und die Zahl der über 80-jährigen um 170%. Damit entstehen große Herausforderungen im 21. Jahrhundert: ein größerer Bedarf an Gesundheitspflege, die Notwendigkeit, die Gesundheitssysteme an die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung anzupassen und die Nachhaltigkeit der Fürsorge mit weniger Beschäftigten sicherzustellen. Ältere Menschen leben mit dem Risiko, chronische Krankheiten und Behinderungen zu entwickeln. Dazu gehören Diabetes, Arthritis, Herzinsuffizienz, Parkinson oder auch Alzheimer. Viele müssen ins Krankenhaus oder in ein Pflegehein eingewiesen werden, da sie nicht mehr unabhängig zu Hause leben können. Chronische Krankheiten sind die führende Todesursache bei älteren Menschen. Da alte Menschen unterschiedliche Pflegebedürfnisse haben, müssen die Gesundheitssysteme angepasst werden, um adäquate Pflege anzubieten und finanziell nachhaltig zu bleiben. Je länger ein älterer Mensch bei sich zu Hause bleiben kann, umso besser ist dies für seine Gesundheit. Das ist erwiesen. Und je länger ein Mensch körperlich und geistig fit bleibt, umso einfacher ist es, nicht krank zu werden. Doch viele Senioren sind entmutigt, da etwa chronische Krankheiten oder die Angst vor einem Sturz oder Verletzungen sie davon abhalten, Sport zu treiben. Wenn ein Mensch noch nie Sport getrieben hat, weiß er oft auch nicht, wo er anfangen soll. Auch können gesundheitliche Probleme oder Behinderungen den Menschen davon abhalten, aktiv zu werden. Manche Krankheiten, etwa Parkinson, behindern den Menschen derart, dass er nicht einmal einfache Bewegungen wie Gehen machen kann. Nun haben Forscher einen intelligenten Sessel, den GEWOS-Sessel, entwickelt, der Menschen dazu motivieren kann, sich fit zu halten und gesund zu bleiben. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt "GEWOS - Gesund wohnen mit Stil" sind neben dem IIS sechs weitere Partner aus Wirtschaft und Forschung vertreten. Ziel ist es, ein Assistenzsystem zu schaffen, das einfach zu bedienen ist und von den Senioren akzeptiert wird. Neben dem Bewegungssessel umfasst GEWOS eine Webplattform als zentrale Schnittstelle des Informationsmanagements. Darüber lassen sich die gesundheitsrelevanten Daten abrufen sowie Ärzte und Gesundheitsexperten einbinden. Von außen betrachtet sieht GEWOS wie ein handelsüblicher Sessel aus. Auch beim Sitzen spürt man keinen Unterschied. Doch der erste Eindruck täuscht. Ein Blick ins Innere offenbart Sensoren, Platinen und allerhand Drähte. Eingebaut in Sitzkissen, Rücken- und Armlehne misst die eingebaute Mikrosystemtechnik kontinuierlich den Gesundheitszustand der sitzenden Person. "GEWOS ermittelt die wichtigsten Körperfunktionen und die korrekte Sitzposition. Weichen die Werte von den Vorgaben ab, zeigt das System dem Nutzer, wie er seine Ausdauer trainieren oder gesünder sitzen kann", erklärt Sven Feilner aus der Abteilung Bildverarbeitung und Medizintechnik am IIS. Via Bluetooth und WLAN landen die Daten über einen im Sessel integrierten Tablet-PC auf dem Fernseher. Feilner beschreibt das System: "Der Nutzer sieht hier auf einen Blick, wie sich Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung des Bluts, Blutdruck oder Körpergewicht in einem bestimmten Zeitraum entwickeln. Mit Hilfe der aufgezeichneten Daten erstellt ein virtueller Gesundheitsassistent auf den Anwender angepasste Trainingspläne und optimiert diese je nach Trainingsfortschritt." Bewegen sich die Werte nicht innerhalb eines vorgegebenen Bereichs, empfiehlt der Gesundheitsassistent beispielsweise mehr Bewegung. Der Sessel verwandelt sich dann in eine Rudermaschine, wie man sie aus dem Fitnessstudio kennt. Die Armlehnen werden dabei zu Rudern und unten klappt eine Stütze für die Füße aus. Einzelne Übungen lassen sich einfach über den Fernseher abrufen. "Auch hier zeichnen die Sensoren alle Messwerte auf und der Gesundheitsassistent zeigt an, wenn Übungen nicht richtig ausgeführt werden", fährt Feilner fort. Eine erste Bewährungsprobe hat der Sessel bereits erfolgreich gemeistert. Auf dem AAL-Kongress (Ambient Assisted Living) 2012 im vergangenen Jahr testeten 100 Senioren GEWOS und wählten das System unter 14 verschiedenen Assistenzprodukten auf den ersten Platz. Die nächsten Schritte sind eine Langzeitevaluation für den letzten Schliff. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir den Sessel in absehbarer Zeit zusammen mit unseren Partnern auf den Markt bringen können", so Feilner. Um die Möglichkeiten des Systems weiter auszubauen, wollen die Wissenschaftler aus Erlangen den Spieltrieb des Menschen nutzen. Die Senioren sollen nicht nur beim Rudern gegen imaginäre Konkurrenten antreten können, sondern auch durch Gedächtnisspiele zum Mitmachen angeregt werden. Zum Beispiel, indem sie sich einzelne Segmente des Sessels merken und diese im Anschluss mit der entsprechenden Körperpartie belasten müssen. Ältere Menschen müssen sich bewegen und dadurch können sie voller Energie und gesund bleiben. Um vom Sport zu profitieren, muss man nicht unbedingt anstrengende Übungen machen oder ins Fitnessstudio gehen. Dieses Projekt hat gezeigt, dass es um mehr Bewegung und Aktivität geht, selbst wenn diese in kleinen Häppchen erfolgt. "Mit dem Bewegungssessel können sich Senioren auf einfache Weise und motivierende Weise fit halten", schließt Feilner.Weitere Informationen finden Sie unter: Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2013/Februar/sessel-als-fitnesstrainer.html

Länder

Deutschland

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