Stadtplanung für ein sich wandelndes Klima
Steigende Meeresspiegel, schwere Stürme, Dürren, heißere Sommer und kältere Winter sind nur einige Bedrohungen, vor denen Europas Städte angesichts des Klimawandels stehen. Stadtplaner müssen diese und andere Folgen des Klimawandels berücksichtigen, wenn sie deren Auswirkungen auf die städtische Umwelt, die Wirtschaft und die Menschen erfolgreich reduzieren wollen. Das EU-finanzierte Projekt SUDPLAN ("Sustainable Urban Development Planner for Climate Change Adaptation") will diesen Bedarf durch ein innovatives internetgestütztes Werkzeug für Stadtplaner decken, das die künftigen Klimawandelvorhersagen berücksichtigt. Die Arbeit der Partner von SUDPLAN, das vom Schwedischen meteorologischen und hydrologischen Institut (SMHI) geleitet wird, wird dazu beitragen, dass Gebäude und Infrastrukturen Zeit und Wetterveränderungen überstehen. Damit wird das Risiko gesenkt, dass Büros, Häuser oder Straßen überflutet, die Wasserversorgung bei Dürre abgeschaltet oder die Stadt durch gefährliche Luftverschmutzungswerte betroffen sein werden. Moderne Stadtplanungstechniken stützen sich auf historische Daten. Dies bedeutet, dass Stadtplaner etwa vorhersagen können, wie hoch der Wasserpegel in den Flüssen normalerweise nach Regenfällen ansteigt und aufgrund dieser Annahmen Gebäude und Verkehrsinfrastrukturen planen. Auf der Basis von Vorhersagen zum künftigen Klimawandel können sie aber nicht abschätzen, wie hoch der Pegel desselben Flusses in 10, 20 oder 30 Jahren steigen wird. Eine Brücke, ein Wohnhaus oder ein U-Bahnsystem, das heute noch flutsicher ist, könnte am Ende regelmäßig in den nasseren Wintern und angesichts der erwarteten stärkeren Stürme der kommenden Jahrzehnte überflutet werden. Das SUDPLAN-Tool bietet Stadtplanern eine benutzerfreundliche 3-D-Modellierungs- und Simulationsumgebung, die historische Daten mit Klima- und Emissionsvoraussagen verbindet. Dazu gehören auch gerasterte Informationen über heutige und künftige extreme Regenfälle, Temperaturen, Abflussgeschwindigkeiten und Luftverschmutzung. Im Gegensatz zu manchen Werkzeugen, die Vorhersagen zum globalen Klimawandel verwenden, skaliert das SUDPLAN-System zunächst die Daten auf europäische Ebene und anschließend auf die urbane Ebene, um die "bestmöglichen" lokalisierten Daten, wie das Team sie nennt, zu Niederschlag, Temperatur, hydrologischer und Luftqualität für den Zeitraum von 1960 bis 2050 und darüber hinaus zu generieren. Bis jetzt mussten Stadtplaner Klima-, Hydrologie- und Luftqualitätexperten zu Rate ziehen, um dasselbe zu erreichen. Die Benutzer können Simulationen in verschiedenen Maßstäben durchführen, um in 3D oder 4D darzustellen, was mit einem einzelnen Infrastrukturprojekt, einer Stadt oder Region geschehen könnte, wobei etwa extremer Regen, der zu Problemen mit Abwasser- und Drainagesysteme führt, schwere Luftverschmutzung und hohe Umgebungstemperaturen, die zu Gesundheitsrisiken führen, simuliert werden können. Es lässt sich sogar simulieren, wie viele Menschen aufgrund der demografischen Folgen des Klimawandels umziehen könnten. Das System wurde in vier Pilotversuchen in Stockholm, Schweden, Wuppertal, Deutschland, Linz, Österreich, und in einem 150 km2 großen Gebiet rund um Prag, Tschechische Republik, in der Praxis getestet. Zu den Anwendungen gehörten die Abmilderung von Sturmwasserüberflutungen, die Reduzierung überlaufender Abwassersysteme, die Feststellung und Verbesserung der Luftqualität und die Bewertung der Frage, inwiefern Luftverschmutzung die Lebensqualität der Bewohner von Städten und Vorstädten beeinflusst. Als internetgestütztes Werkzeug hilft das SUDPLAN-System den Stadtplanern bei der Erweiterung ihrer Modellierung künftiger Wetterfolgen über die bestehenden Anwendungen hinaus. Das Projekt wurde von Dr. Lars Gidhagen vom schwedischen meteorologischen und hydrologischen Institut geleitet und mit Fördermitteln in Höhe von 3,3 Mio. EUR unterstützt, von denen die EU 2,5 Mio. EUR bereitstellte. An SUDPLAN beteiligte sich ein Konsortium aus neun Partnerinstitutionen aus vier EU-Ländern. Das Projekt endete im Dezember 2012.Weitere Informationen sind abrufbar unter: SUDPLAN http://www.smhi.se/sudplan(öffnet in neuem Fenster) Projektdatenblatt
Länder
Österreich, Tschechien, Deutschland, Schweden