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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Einfachere Prognosen für tödliche Quallenplagen

Der Kontakt mit den Nesselzellen und Tentakeln der Irukandji-Qualle (Carukia barnesi) aus der Familie der "Würfelquallen" kann tödlich sein. Im günstigsten Fall verursacht ein Stich unangenehme Krämpfe. Beim Auftreten des äußerst schmerzhaften Irukandji-Syndroms kann ein Krank...

Der Kontakt mit den Nesselzellen und Tentakeln der Irukandji-Qualle (Carukia barnesi) aus der Familie der "Würfelquallen" kann tödlich sein. Im günstigsten Fall verursacht ein Stich unangenehme Krämpfe. Beim Auftreten des äußerst schmerzhaften Irukandji-Syndroms kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Leider sind die Quallen winzig und transparent. Und wenn sie in Küstennähe auftauchen, kommen sie gleich in Schwärmen zu Hunderttausenden. Bis jetzt war das erste Zeichen, dass sich Irukandji im Wasser befinden, die Schreie der gestochenen Menschen. Ein Bericht in "Interface", der Zeitschrift der Royal Society, stellt nun eine Studie vor, wie Quallenplagen vorhergesagt werden können. Leitautorin Lisa-Ann Gershwin sagte: "Sie reisen in sehr, sehr großen Zahlen. Es ist nicht ungewöhnlich, an einem einzigen Tag Dutzende von Stichopfern an einem Strand zu haben. Die Quallenkörper und -tentakel sind im Wasser unsichtbar - wie bei einem Diamanten, der in ein Glas Wasser getaucht wird. Man kann sie einfach nicht sehen." Obwohl diese Plage überall von Wales bis Melbourne auftreten kann, haben sich die Forscherinnen und Forscher bei dieser Studie auf das Great Barrier Reef konzentriert. Sie verglichen eine Datenbank über Stichverletzungen mit Datensätzen, die zwischen 1985 und 2012 gesammelt wurden, mit mittelfristigen Wettervorhersagen und stellten fest, dass die Quallen dann ankamen, wenn die vom Meer wehenden Passatwinde fielen. Die Forscher sind zuversichtlich, dass die Modellierung auf alle Quallenarten anwendbar ist. "Man braucht wahrscheinlich ein bisschen Feintuning von Ort zu Ort, aber der allgemeine Grundsatz wird gelten", erklärte Dr. Gershwin. Durch die Vorhersage der Ankunft dieser gefährlichen Quallenplage werden die Küstenbehörden in der Lage sein einzugreifen, um Menschen vor Verletzungen zu schützen. Aber sind die Würfelquallen wirklich ein Problem für Europa? Andere Studien legen nahe, dass die Schifffahrtsindustrie Quallen auf künstliche Weise in standortfremde Lebensräume verbreitet hat, die diese dann besiedeln. Jungquallen (Polypen) halten sich an Schiffsrümpfen fest und reisen mit ihnen. Schiffe nehmen auch Ballastwasser in den Ausgangshäfen auf und lassen dieses dann (zusammen mit Quallen und anderen Organismen) ab, wenn sie an einem neuen Ort angekommen sind. Milliarden von Kubikmetern Ballastwasser werden jährlich rund um den Globus transportiert. Quallen sind aggressive Kolonialherren. Ein solches Beispiel ist die Rippenqualle, eine amerikanische Art, die in das Schwarze und das Kaspische Meer eingedrungen ist. Das MEMO-Projekt ("Mnemiopsis leidyi:Ecology, Modelling and Observation") prüft deren Biologie und Physiologie in einem Versuch, die Auswirkungen der Quallen auf kommerzielle Fisch- und Schalentierbestände zu überwachen. Das Projekt begann im Januar 2011 und wird durch das Programm Interreg IVa MEMO-2 Seas finanziert. Insgesamt werden 3,5 Millionen EUR über drei Jahre verteilt zugewiesen. Am Projekt sind 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Belgien und den Niederlanden beteiligt. Temperaturveränderungen der Meere und Ozeane und größere Querübertragung von Arten durch den Schiffsverkehr haben zweifellos Auswirkungen. Ob es darum geht, dass Schwimmer sicher sind, oder darum, versuchen zu verhindern, dass sich invasive Quallenarten in kommerziell sensiblen Gewässern verbreiten, die weiterführende Erforschung ist dringend erforderlich.Weitere Informationen sind abrufbar unter: Interface, Journal of the Royal Society http://rsif.royalsocietypublishing.org/content/11/96/20131168.abstract?sid=40b2b8d2-7989-46e9-8f06-4510837b4f85 MEMO http://www.ilvo.vlaanderen.be/memo/