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Civil society organizations and the politics of long-term care reform: coalitions and multiple inequalities

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Ungleichheit behindert inklusive Langzeitpflege

Wegbereitende Analysen verdeutlichen den Einfluss der geschlechtsbezogener und anderer sozialer Ungleichheiten auf die Langzeitpflege und unterstreichen, wie wichtig es ist, der Zivilgesellschaft bei der Ausarbeitung der Sozialpolitik Gehör zu verschaffen.

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Der demografische Wandel hat die Bedeutung der Langzeitpflege zutage gefördert und das Thema auf die politische Agenda gesetzt. „Die Langzeitpflege ist auch ein geschlechtsspezifischer Bereich“ so Rossella Ciccia, Hauptforscherin des Projekts AGenDA und außerordentliche Professorin für Sozialpolitik an der Universität Oxford im Vereinigten Königreich. „Frauen kümmern sich hauptsächlich um die Pflege gebrechlicher älterer Menschen, sei es zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen. Frauen haben normalerweise auch eine höhere Lebenserwartung als Männer und müssen daher mit größerer Wahrscheinlichkeit gepflegt werden.“ Das Problem des Alterns und der Geschlechterungleichheit lässt sich nur schwer lösen. Die Bildung von politischen Allianzen zwischen Frauen, Pflegefachkräften, Pflegekräften mit Migrationshintergrund und Personen im Pflegebereich ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden. So haben Pflegekräfte mit Migrationshintergrund kaum politischen Einfluss. Außerdem mangelt es an der politischen Bereitschaft, vorhandene Langzeitsysteme zu verbessern. „Die Schaffung von fairen und inklusiven Systemen für die Langzeitpflege ist eine der größten Herausforderungen, denen sich Europa stellen muss“, sagt Ciccia. „Durch die COVID-19-Krise ist dieses Problem in ganz Europa deutlicher geworden.“

Die Stimme der Zivilgesellschaft

Das AGenDA-Projekt, das mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführt und von der Scuola Normale Superiore in Italien koordiniert wird, wurde Anfang 2018 ins Leben gerufen. Es sollte zu einem besseren Verständnis der politischen Hürden bei der Schaffung von nachhaltigen Langzeitpflegesystemen beitragen. Dazu erarbeiteten die Projektmitglieder einen Rahmen, der die Forschung zu sozialen Bewegungen, Intersektionalität sowie Reformen der Sozialpolitik zusammenführt. Intersektionalität analysiert die miteinander verbundene und übergreifende Natur sozialer Kategorien wie Rasse, Klasse und Geschlecht. Im Rahmen dessen wurden mehrere Veranstaltungen abgehalten, an denen Fachkräfte aus der Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen sowie der Öffentlichkeit teilnahmen. Für Ciccia bildeten diese einen wichtigen Aspekt des Projekts. „Ich bin sehr stolz auf die Veranstaltungen, die wir organisiert haben“, ergänzt sie. „Darunter befanden sich zum Beispiel eine internationale Konferenz zu feministischer Solidarität und der Politik von Allianzen, aber auch ein Seminar zu feministischen Praktiken und gemeinsamen Problemen.“ Die Veranstaltungen nahmen nicht nur bei der Schaffung von Verbindungen, sondern auch bei der Verbreitung der Projektideen eine Schlüsselrolle ein. Ciccia erhielt im Februar 2020 den Emma Goldman Award, mit dem der Beitrag geehrt wurde, den AGenDA zum Wissen über geschlechtsbezogenen und andere Ungleichheiten in Europa geleistet hat.

Neue Sicht auf die Pflege

Das Projekt AGenDA hat erfolgreich verschiedene Perspektiven hinsichtlich der Entwicklung von inklusiven und nachhaltigen sozialen Pflegesystemen zusammengeführt. Es hat neue Sichtweisen auf die Pflegepolitik eröffnet, indem die Verbindung zwischen geschlechtsbezogenen und anderen Ungleichheiten in den Mittelpunkt gerückt wurde. „Dieser Analyserahmen berücksichtigt die Intersektionalität und überwindet institutionelle Verzerrungen bei der Untersuchung des Wohlfahrtsstaats“, erklärt Ciccia. „Dadurch erhalten Verbände der Zivilgesellschaft bei der Analyse politischer Reformen eine Stimme.“ Der im Projekt entwickelte Rahmen steht jetzt als Instrument zur Verfügung und soll anderen Forscherinnen und Forschern helfen, die Mehrdimensionalität der Politik zur Langzeitpflege vollumfänglich zu berücksichtigen. Ciccia hofft, dass damit über die Unterschiede hinweg ein Dialog gefördert wird und die Hürden erkannt werden, die wichtigen politischen Bündnissen zu Pflegeproblemen im Weg stehen. „Ich arbeite noch an mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen“, sagt sie. „Ich möchte die Projektergebnisse auch an nichtwissenschaftliche Zielgruppen weitergeben und den Emma Goldman Award nutzen, um den Ansatz von AGenDA zur Untersuchung der Pflegearbeit durch Menschen mit Migrationshintergrund weiter voranzubringen.“

Schlüsselbegriffe

AGenDA, Geschlechter, Ungleichheit, Pflege, Wohlfahrt, Intersektionalität, Frauen, Feministin, COVID-19

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