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Warum können wir uns Stechmücken nicht ein für alle Mal vom Halse schaffen?

Es macht den Eindruck, dass diese kleinen Blutsauger bestenfalls eine Plage sind und schlimmstenfalls tödliche Krankheiten übertragen. Doch wie unsere Expertin María José Ruiz-López erklärt, hat die verhängnisvolle Mücke mehr zu bieten als schlaflose Nächte und juckende rote Stiche.

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„Stechmücken kommt in unserer Umwelt eine große Rolle zu“, sagt Ruiz-López. „Wir wissen, dass sie Krankheiten übertragen, und sind es leid, von ihnen gestochen zu werden. Doch sie leisten auch Positives.“ Trotz ihres Rufs, Blutsauger zu sein, ernähren sich nur weibliche Stechmücken von Tieren, während sowohl Männchen als auch Weibchen Nektar trinken. Aufgrund dessen sind Stechmücken wichtige Bestäuber, zumal sie nachts aktiv sind, wenn die meisten der bekannteren Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge eine Auszeit nehmen. Lange bevor sie ihre Flügel ausbreiten, spielen Stechmücken bereits in ihrem Larvenstadium eine wichtige ökologische Rolle, indem sie Mikroben, Detritus und Algen aus stehenden Gewässern filtern. Das macht sie zu einem unwiderstehlichen Snack für kleine Fische und Amphibien, die wiederum größeren Fische und Vögeln schmecken, und so weiter. „Auch die erwachsenen Tiere sind wichtig“, erklärt Ruiz-López, „denn sie sind zum Beispiel Nahrung für Vögel und Spinnen.“ Sogar die vier Mückenarten, die Malaria übertragen – die ersten, die für ein Tilgungsprogramm infrage kommen – sind für das gesamte Ökosystem von Bedeutung. „Wir wissen nicht, was passieren würde, wenn wir eine dieser Arten ausrotten würden. Wahrscheinlich mehr, als wir denken“, vermutet Ruiz-López. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts TransWNV untersuchte Ruiz-López die Rolle der Hausmücke bei der Übertragung des West-Nil-Virus. Normalerweise wird dieses Virus zwischen Vögeln und Stechmücken übertragen, es kann jedoch auch auf den Menschen übergehen. Sie fand heraus, dass einige Vögel, wie beispielsweise Spatzen, sehr anfällig für die Krankheit sind, während andere, wie Wachteln und Turteltauben, als asymptomatische Träger fungieren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Hausmücke bei Verlust ihrer bevorzugten Nahrungsquelle (Vögel) auf die Jagd nach weniger begehrter Beute macht. Unter solchen Umständen beginnen Fälle von West-Nil-Virus beim Menschen aufzutreten. „In meinen Vorträgen erwähne ich, dass all dies Teil des ‚One-Health‘-Gedankens ist, der besagt, dass unsere Gesundheit nicht anders ist als die der Tiere und des Ökosystems. In einem gesunden Ökosystem gibt es Mücken, die andere Insekten ernähren und das Wasser reinigen – die Umwelt lebt von all diesen Teilaspekten.“ Da Mücken eine Vorliebe für bestimmte Arten – und Menschen – haben, gibt Ruiz-López einen Ratschlag. „Wenn Sie sich sorgen, gestochen zu werden, könnte es hilfreich sein, neben einer Person zu sitzen, die verlockender ist!“ Hier erfahren Sie mehr über die Forschung von María José Ruiz-López: Turteltauben können schlechte Nachrichten für Spatzen und Menschen überbringen

Schlüsselbegriffe

TransWNV, Stechmücken, Malaria, Larven, West-Nil-Virus, Träger, Tilgung

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