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Warum wird mein Herz nicht müde zu schlagen?

Das Herz ist zwar eine Ausdauermaschine, doch wie auch der Rest des Körpers übersteht es das Älterwerden nicht mängelfrei. Renate Schnabel erklärt, was getan werden kann, damit das Herz weiter tickt.

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Im Durchschnitt schlägt das menschliche Herz jeden Tag erstaunliche 100 000 Mal. Können Sie sich eine solche Leistung bei einem Ihrer anderen Muskeln vorstellen? Bei dem Versuch, rund um die Uhr zu laufen, werden selbst die besten Ultramarathonlaufenden spüren, wie ihre Beinmuskeln vor Schmerz aufschreien. Und schlagen Sie sich aus dem Kopf, rund um die Uhr Liegestütze zu machen, wenn Sie Ihre Armmuskeln jemals wieder bewegen wollen. Warum ist das Herz in der Lage, tagein, tagaus so viele Wiederholungen zu leisten, ohne jemals ins Schwitzen zu kommen? Im Gegensatz zu den anderen Muskeln unseres Körpers hat das Herz einen Trick auf Lager: Kardiomyozyten – eine besondere Art von Zellen, die gegen Ermüdung sehr resistent sind.

Das Herzeleid des Älterwerdens

Doch trotz seiner ermüdungsresistenten Superkräfte unterliegt das Herz dem Fluch der sporttreibenden Menschen im Profi- und Amateurbereich: dem Alter. „Nicht nur wir werden mit zunehmendem Alter langsamer, sondern auch das Herz“, sagt Renate Schnabel, Kardiologin am Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg. „Seine Gefäße fühlen sich vielleicht etwas ‚steif‘ an, und es muss sich bei Dingen, die früher leichter fielen, mehr anstrengen. All das führt dazu, dass man schneller ermüdet.“ Mit dem Alter steigt zudem das Risiko, altersbedingte Krankheiten zu entwickeln. Von diesen betreffen einige das Herz und seine Fähigkeit, weiterzuarbeiten. In der Tat stellt das Alter den Hauptrisikofaktor für viele der häufigsten Krankheiten dar, darunter auch Vorhofflimmern (AFib). „Vorhofflimmern ist eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, die durch einen unregelmäßigen, oft schnellen Herzschlag gekennzeichnet ist – manchmal weit über 100 Schläge pro Minute“, erklärt Schnabel. „Durch diesen Rhythmus entstehen im Herzen Blutgerinnsel, die zu einem Schlaganfall führen können.“ Laut Schnabel entwickelt bis zu einem Drittel aller älteren Männer und Frauen Vorhofflimmern, wobei das Risiko exponentiell steigt, je älter man wird. „Diese sehr bedrohliche Erkrankung erhöht nicht nur das Schlaganfallrisiko, sie kann auch zu Demenz und Herzversagen führen“, fügt sie hinzu. Das Verwirrende am Vorhofflimmern ist, dass es sich nur schwer diagnostizieren lässt. „Da viele Menschen die Symptome nicht erkennen oder gar keine Symptome haben, ist das Screening auf unerkanntes Vorhofflimmern eine unserer besten Möglichkeiten zur Früherkennung", bemerkt Schnabel. „Wir haben wirksame Möglichkeiten, die Krankheit zu behandeln – doch das geht erst nach einer erfolgreichen Diagnose.“

Proaktiv für eine gesunde Lebensweise

Abgesehen von Früherkennung und Vorsorgeuntersuchungen oder der Frage, wie man eine Zeitmaschine bauen kann, um wieder 20 zu sein, empfiehlt Schnabel, proaktiv für ein gesundes Altern zu sorgen. „Ernährung, Bewegung, Umgang mit kardialen Risikofaktoren, regelmäßige Arztbesuche, Nichtrauchen, Abnehmen: all das sind Dinge, die Sie tun können, um Ihr Herz – und damit sich selbst – gesund zu halten", sagt sie abschließend. Schnabel steht an vorderster Front bei den weltweiten Bemühungen, dem Gesundheitswesen bessere Möglichkeiten zu bieten, um Vorhofflimmern zu erkennen und zu diagnostizieren. Ihre Arbeit im Rahmen der EU-finanzierten Projekte MMAF und AFFECT-EU umfasst die Verwendung von Software und künstlicher Intelligenz zur Vorhersage des Erkrankungsrisikos von Betroffenen.

Schlüsselbegriffe

MMAF, Vorhofflimmern, Herzerkrankungen, Kardiologie, Herz, Kardiomyozyten, AFib, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall