Skip to main content
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Article Category

Article available in the following languages:

Warum werden wir im Winter schneller krank?

Eine bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckung enthüllt, warum wir Menschen uns bei kälterem Wetter so oft erkälten.

Grundlagenforschung icon Grundlagenforschung

Die Temperaturen sinken, die Luft wird spürbar eisiger. Was das bedeutet, ist klar: Es ist Erkältungs- und Grippezeit. Wir suchen in Innenräumen Zuflucht, wo sich die Viren einfacher verbreiten können. So viel wussten wir bereits. Doch was bisher fehlte, war eine biologische Erklärung dafür, warum virusbedingte Atemwegserkrankungen in kälteren Jahreszeiten häufiger auftreten.

Ein Riecher für die richtige Antwort

Laut einer neuen Studie, die im „Journal of Allergy and Clinical Immunology’“ erschien, hatten wir die Antwort die ganze Zeit direkt vor unserer … Nase. Die Nase hat Verteidigungsmechanismen, um Eindringlinge wie Viren und Bakterien aufzuhalten. Bei sinkender Temperatur ist diese Immunantwort geschwächt. Das Forschungsteam stellte fest, dass die kalte Luft die Immunantwort schädigt. Das wiederum führt zu mehr Atemwegserkrankungen. „Kalte Luft ist mit vermehrten Vireninfektionen assoziiert, weil schon ein geringfügiger Temperaturabfall die körpereigene Immunität so gut wie halbiert“, sagt Mitautor und Rhinologe Dr. Benjamin Bleier, Direktor für HNO-Heilkunde am Massachusetts Eye and Ear Hospital und außerordentlicher Professor an der Harvard Medical School in Boston, gegenüber der New York Post. „Zum ersten Mal gibt es eine biologische, molekulare Erklärung zu einem Faktor unserer angeborenen Immunantwort, der offenbar durch kältere Temperaturen eingeschränkt wird“, erklärt die Rhinologin Dr. Zara Patel, ihrerseits Professorin für HNO-Heilkunde und Kopf- und Halschirurgie an der Stanford University School of Medicine in Kalifornien, gegenüber CNN.

Kein Zutritt für Eindringlinge!

Die Zellen in der Nase setzen in der Nasenschleimhaut extrazelluläre Vesikel (EV) frei, die Bakterien, die als solche erkannt wurden, angreifen. EV tragen Rezeptoren, die an das Virus binden und es blockieren. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nase die EV-Produktion bei einer Virusinvasion um 160 Prozent hochfährt. Diese Vesikel „können sich zwar nicht wie Zellen teilen, sind aber gewissermaßen Mini-Versionen von Zellen, die nur dafür gemacht sind, diese Viren anzugreifen und zu töten“, führt Dr. Bleier weiter aus. „Die EV fungieren als Attrappen: wenn man also ein Virus einatmet, setzt sich das Virus an diesen Attrappen fest statt an den Zellen.“ Die Forschenden setzten gesunde Studienteilnehmende 15 Minuten lang einer Kälte von 4,4 °C aus. Die Anzahl der extrazellulären Vesikel, die in die Nase eindringende Bakterien angriffen, ging darauf um 42 Prozent zurück. Im nächsten Schritt wird das Forschungsteam untersuchen, wie die Immunantwort der Nase vor den unterschiedlichsten Eindringlingen schützt und wie eine möglichst hohe Immunität aufrechterhalten werden kann. Und was ist eigentlich mit der guten alten Schutzmaske? „Masken schützen nicht nur davor, Viren direkt einzuatmen, sondern wirken zugleich wie ein Pullover für die Nase“, merkte Dr. Bleier an. Dr. Patel schließt sich dem an: "Je wärmer die intranasale Umgebung bleibt, desto besser funktioniert dieser Mechanismus der natürlichen Immunabwehr. Vielleicht noch ein guter Grund, um eine Maske aufzusetzen!“

Schlüsselbegriffe

Nase, extrazelluläres Vesikel, Zelle, Erkältung, Grippe, Virus, Infektion, Bakterien, Immunantwort