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BRITE/EURAM'95: Frau Cresson umreißt Gemeinschaftsaktion im Forschungsbereich

Frau Edith Cresson, für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung verantwortliches Kommissionsmitglied, hielt am 12. Oktober 1995 eine Ansprache auf der Konferenz BRITE/EURAM'95 in Wien Beim folgenden Text handelt es sich um die Übersetzung von Auszügen aus ihrem Beitrag auf der...

Frau Edith Cresson, für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung verantwortliches Kommissionsmitglied, hielt am 12. Oktober 1995 eine Ansprache auf der Konferenz BRITE/EURAM'95 in Wien Beim folgenden Text handelt es sich um die Übersetzung von Auszügen aus ihrem Beitrag auf der Konferenz: Zum Thema der europäischen Forschung sagte Frau Cresson, daß das Umfeld der Forschung in Europa durch zwei entscheidende Schwächen gekennzeichnet ist. Erstens investiert Europa weniger in die Forschung als seine Konkurrenten, und zweitens sind diese Investitionen zu weit gestreut, so daß die Effektivität der Forschungsarbeiten verringert wird. Der für die Forschung eingesetzte Prozentsatz des Bruttoinlandprodukts (BIP) beträgt in Europa 2%, während er in den Vereinigten Staaten 2,7% und in Japan 2,8% erreicht. Tatsächlich wurde in Europa 1981 dreimal weniger in die Forschung investiert als in Japan. Die Auswirkungen dieser Situation auf die europäische Industrie sind offensichtlich. Gelingt es wie im Fall von GSM die europäischen Anstrengungen zu konzentrieren, sind die Ergebnisse hervorragend. Jedoch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel großformatigen LCD, ist Europa nicht in der Lage gewesen, den wissenschaftlichen Fortschritt in kommerziellen Erfolg zu verwandeln. Frau Cresson zeigte die zur Überwindung dieser Hindernisse für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie notwendigen Schritte auf. Diese schließen folgendes ein: - Die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie muß verbessert werden, um die traditionelle Trennung der wissenschaftlichen Welt und des industriellen Bereichs in Europa zu überwinden; - Mittel und Anstrengungen müssen auf spezifische Prioritäten konzentriert werden. Es zeigt sich immer deutlicher, daß die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Wirtschaft von einer begrenzten Zahl von Schlüsseltechnologien bestimmt werden wird: . Die Informations- und Kommunikationstechnologien im Hinblick auf ihre Antriebswirkung in verschiedensten Bereichen; . Biotechnologien, die die Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion revolutionieren können; . Neue Werkstoffe, deren Anwendung bemerkenswerte innovative Auswirkungen auf die Luftfahrt- und Automobilindustrie haben wird. In diesem Zusammenhang merkte Frau Cresson kritisch an, daß es eindeutig sei, daß das Vierte Rahmenprogramm, das gegenwärtig ca. 20 Forschungsbereiche einschließt, eine zu hohe Zahl an Prioritäten setzt. BRITE/EURAM und die Task Forces Frau Cresson sagte, daß BRITE/EURAM III der erste, jedoch sehr wichtige Versuch auf Gemeinschaftsebene ist, die europäischen Schwierigkeiten im Bereich der Forschung zu überwinden. Das Vorgehen im Rahmen dieses Programms stützt sich auf die Anwendung neuer Technologien und neuer Werkstoffe in der gewerblichen Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist ein Forschungsprojekt zur Entwicklung neuer Werkstoffe aus biologisch abbaubaren Polymeren als bio-artifizielle Unterlage für Hauttransplantate. Dieses Projekt, an dem sechs Partner aus drei Mitgliedstaaten beteiligt sind und für das Mittel in Höhe von 4,5 Mio ECU bereitstehen, wird der europäischen Industrie eine Führungsposition im Bereich Bio-Werkstoffe einbringen. Im Rahmen von BRITE/EURAM wurden Gemeinschaftsnetze zwischen Forschungseinrichtungen und Industrie entwickelt. Das Programm wurde im letzten Jahr nach Beratungen mit mehr als 700 Vertretern der Industrie auf den Weg gebracht. Mehr als 8.000 Partner, darunter 6.000 Unternehmen, reagierten auf den letzten Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen. Auch KMU, vorrangig Lieferanten und Nutzer neuer Technologien für die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren mit hoher Wertschöpfung, beteiligen sich aktiv an Forschungsprojekten des Programms. Im Rahmen von CRAFT durchgeführte Aktivitäten schließen ebenfalls alle spezifischen Programme des Vierten Rahmenprogramms ein und weisen einen erstaunlichen Anstieg des Mitteleinsatzes auf, der sich von 70 Mio ECU für die letzten fünf Jahre auf 750 Mio ECU im Vierten Rahmenprogramm erhöhte, wobei ein Drittel davon auf BRITE/EURAM entfällt. Die positiven Ergebnisse dieser Entwicklung zeigen sich in den Auswirkungen, die BRITE/EURAM auf die europäische Industrie gehabt hat: Eine systematische Analyse der seit 1990 fertiggestellten Projekte zeigt, daß jeder einzelne für die industrielle Forschung ausgegebene ECU in den fünf Jahren nach Beendigung der Forschungsaktivitäten durchschnittlich eine Gewinn von sechs ECU hervorbringt. Ein weiterer hervorzuhebender Punkt ist die Priorität der multi-disziplinären und bereichsübergreifenden Projekte, die alle Aspekte einer spezifischen Technologielinie erforschen. Die Automobil- und die Luftfahrtindustrie sollten gemeinsam eine Reihe abgestimmter Projekte zur Anwendung der Informationstechnologien für die Entwicklung neuer Produkte und die Organisation der Fertigung vorschlagen. Diese Art der Forschung sollte die Entwicklungskosten halbieren und die Produktivität der Fertigung in gleichem Maße steigern. Die Gemeinschaft muß ihre Forschungspolitik auf zwei Wegen verbessern, durch den zielgerichteten Einsatz ihrer Ressourcen und durch die Koordinierung ihrer Anstrengungen. Darin besteht das Ziel der neuen Task Forces, die zur Erfüllung folgender Aufgaben ins Leben gerufen wurden: - Festlegung der Forschungsprioritäten in Zusammenarbeit mit der Industrie, speziell mit den KMU und den Anwendern/Nutzern; - Verbesserung der Koordinierung auszuführender Arbeiten und vorhandener Ressourcen, besonders im Rahmen des Vierten Rahmenprogrammes; - Förderung der Entwicklung eines entsprechenden Umfelds, speziell des gesetzlichen Rahmens, für die Kooperation zwischen einzelnen Unternehmen. Die Task Forces wurden für folgende Bereiche eingesetzt: das Auto von morgen, das Flugzeug der neuen Generation, der Zug der Zukunft, Intermodalität im Verkehr, Impfstoffe und Viruserkrankungen und multimediale Lernprogramme. Dies sind Bereiche, in denen die europäische Industrie bereits tätig ist und in denen eindeutige Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Nutzung bestehen. Die Task-Force-Initiative zielt darauf ab, an Forschungsarbeiten beteiligte Unternehmen zusammenzubringen und somit Doppelungen zu vermeiden, besonders wenn ein gleichartiges Ergebnis von den Unternehmen nicht im Alleingang erreicht werden kann. Das bedeutet wirklichen Zugewinn auf der Ebene der Gemeinschaft. Weiterhin sind dies Bereiche, an die hochgesteckte soziale Erwartungen geknüpft sind: Sie besitzen einen hohen Stellenwert in der Öffentlichkeit, da sie auf für jeden vorteilhafte Resultate hinarbeiten, dies reicht von der Entwicklung von schadstoffärmeren Autos über die Verbesserung der Bildung bis zum Schutz vor Gesundheitsrisiken wie Hepatitis. Jedoch führt die Forschung dazu, daß in bestimmten Teilen der Öffentlichkeit ethische Fragen aufgeworfen werden und Unruhe entsteht. Dies betrifft besonders Probleme im Hinblick auf die mit der Anwendung neuer Technologien verbundenen Auswirkungen. All jene, die in Forschung und technologischer Entwicklung tätig sind, müssen ihr Augenmerk auf dieses Problem richten und darauf hinarbeiten, daß der wissenschaftlichen Entwicklung in der Öffentlichkeit mehr Akzeptanz entgegengebracht wird. Denn ohne die Unterstützung durch diese wird es noch schwerer sein, der Herausforderung auf dem Gebiet der Innovation zu begegnen. Die Umsetzung von BRITE/EURAM Es ist notwendig, daß die Task Forces und die spezifischen FuE-Programme zusammenarbeiten und ihre Aktivitäten untereinander abgestimmt sind. Um dies sicherzustellen, müssen die im Rahmen von BRITE/EURAM durchgeführten Programme die Prioritäten der Task Forces widerspiegeln. So wurde der zweite Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen von BRITE/EURAM um drei Monate, bis zum 15. Dezember 1995, verschoben, um der Arbeit der Task Forces in verbundenen Forschungsgebieten Rechnung tragen zu können und die Ressourcen in Richtung auf die von ihnen festgelegten Prioritäten auszurichten und zu koordinieren. Das ist weiterhin eine gute Möglichkeit, die Isolierung bestimmter spezifischer Programme zu beenden und sie in größerem Maße mit der Arbeit anderer Programme und der Task Forces abzustimmen. Die Veröffentlichung eines Aufrufs zur Einbringung allgemeiner Forschungsvorschläge wird die Gewohnheiten der Kommission und der Mitgliedstaaten gleichermaßen ändern. Das ist zu begrüßen. Innovation sollte nicht durch Routine erstickt werden und überdies kann die Kommission nicht ständig die Notwendigkeit der Koordinierung durch andere hervorheben, wenn sie nicht selbst die Koordinierung ihrer eigenen Aktivitäten verbessert. Veränderungen sind in allen Bereichen nötig. Hinsichtlich der Finanzierungsregelungen wurde die 7 Million ECU-Schranke durchbrochen und die Kommission beginnt damit, die Mittel in vorrangigen Bereichen zu konzentrieren. Jedoch steigt die Zahl der Antragsteller ständig. BRITE/EURAM ist Opfer seines eigenen Erfolges und diejenigen, deren Vorschläge abgelehnt werden, sind enttäuscht. Es sind weitere Schritte in Richtung auf die Überwindung dieser Unzufriedenheit zu unternehmen. Dies kann durch den verbesserten Austausch zwischen Forschungs- und Industriepartnern geschehen, der dazu dient, daß sie ihre Projekte effektiver ausarbeiten und ausrichten und ihre Strategie entsprechend der Entwicklung der Gemeinschaftsprogramme festlegen.